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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auf der anderen Seite des Grats hinunter und überquerten das steinige Plateau. Die riesige schwarze Masse hing über ihnen, Millionen Tonnen einer Eisenart, so fest und sicher wie der Berg selbst. Vor dem Hintergrund des Schnees und des Himmels wirkte sie wirklich wie eine Wolke.
    Doch wo, so fragte sich Jon-Tom, waren die legendären Bewohner dieser Wolke? Wie mochten sie aussehen? Die Höhlen, die die Masse über ihren Köpfen durchzogen, wiesen auf ihre möglichen Unterkünfte hin, doch so genau die Gefährten sie auch musterten, war darin doch nicht einmal die leiseste Bewegung zu erkennen.
    »Es sieht verlassen aus«, bemerkte Talea, während sie nach oben starrte.
    »Schehe keine Scheele«, sagte Pog neben ihnen.
    Sie setzten ihre schweren Rucksäcke ab und machten sich daran, die unzugänglichen hohen Höhlen aus der Ferne zu untersuchen. Es war nicht daran zu denken, die Granitwand zu erklimmen. Die massige Formation ragte nicht nur stark vor, das glatte Eisen bot auch nur wenig Halt. Ohne professionelle Bergsteigerausrüstung würden sie nicht einmal bis zu den untersten Höhlen hinaufgelangen.
    Doch inzwischen hatten sie erkannt, wie dies den unsichtbaren Bewohnern gelang: Vom Rande jeder Höhle hing eine lange Liane herab. Etwa alle fünfzehn Zentimeter hatte man einen Knoten angebracht. Die zahlreichen herabbaumelnden Stricke, die in der Bergbrise leicht schwankten, verliehen dem Ganzen das Aussehen eines dunklen Mannes mit Bart.
    Das Problem bestand nun darin, daß schon das kürzeste dieser Lianenseile gute siebzig Meter lang war und keiner sich die Kraft und Geschicklichkeit zutraute, derer es bedurfte, um den Aufstieg zu versuchen. Talea erwog einen solchen Versuch, doch die geringe Dicke der Liane hielt sie dann doch ab. Wer immer diese Lianen benutzen mochte, auf jeden Fall war er um einiges leichter als sämtliche Mitglieder der nun ziemlich ratlosen Reisegruppe.
    Mudge war zwar sehr gelenkig, liebte aber das Klettern nicht. Ananthos war eindeutig zu groß, um in eines der Löcher zu schlüpfen, wiewohl er wohl die größten Chancen hatte, es so weit hinauf zu schaffen.
    »Wir vergeuden unsere Zeit mit höchst überflüssigen Diskussionen«, schnaubte Clodsahamp schließlich, als es ihm endlich gelang, sich Gehör zu verschaffen. »Pog!«
    Alles blickte sich um, doch der Fledermausgehilfe war nirgendwo zu sehen.
    »Dort ist er!« sagte Mudge und zeigte auf einen großen Felsen.
    Sie rannten zu der Stelle hinüber, wo Pog trotzig auf dem Geröll hinter dem Felsbrocken saß und mit entschlossenen Fledermausaugen zu ihnen emporblickte.
    »Auf keinen Fall werde ich da hochfliegen und meine Nasche in eine diescher finschteren Gruben schtecken. Man weisch nie, wem esch in den Schinn kommen könnte, schie abschubeischen.«
    »Ach, komm schon, Kumpel«, sagte Mudge in vernünftelndem Ton, während er die Kapuze seines Parkas zurechtrückte. »Nun mach doch keine Scherereien. Du kannst als einziger von uns fliegen. Wenn ich nicht sicher wäre, daß diese Liane da unter meinem Gewicht zusammenkracht, würde ich's ja selbst mit Klettern versuchen. Aber warum, zum Teufel, soll einer von uns so was riskieren, wenn du in ein oder zwei Minuten da 'ochfliegen könntest, ohne deine Flügelchen auch nur 'n bißchen anzustrengen?«
    »Eine exakte Analyse unserer Situation.« Caz drückte sich das Monokel fester ins linke Auge. Er hatte sich strikt geweigert, diese Marotte abzulegen, trotz des Risikos, das Monokel im Schneegestöber zu verlieren. »Weißt du, du hättest eigentlich schon aus ureigenem Antrieb in der Zwischenzeit nach oben fliegen und bereits zurückkehren müssen.«
    »Schum Teufel mit dem ureigenen Antrieb!« Pog flatterte wütend mit den Flügeln. »Wenn diescher Haufen von Verrückten noch mehr »ureigenen Antrieb‹ entwickelt, dann enden wir noch alsch Mittagessen auf irgendeiner Schpeischekarte.«
    »Also, Pog«, setzte Clodsahamp in warnendem Ton an.
    »Ja, ja, ich weisch, Chef. Wenn ich'sch nicht tue, dann werden Schie mich in einen Menschen oder noch wasch Schlimmeresch verwandeln.« Pog seufzte und entrollte probehalber seine Flügel.
    »Vielleicht schaffe ich es ja da hinauf- und wenn ich nicht in die Löcher passe, kann ich mich ja von draußen ein Stück hineinhängen lassen und schauen.« Ananthos klang unbeholfen, bei dem Versuch, etwas zu dem Unternehmen beizutragen.
    »Du weißt genau, daß die Steinoberfläche viel zu glatt für dich ist, daß du da keinen Halt hast und daß du,

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