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Die Stunde des Venezianers

Titel: Die Stunde des Venezianers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristen Marie
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Colards Besorgnis, indem sie sich taub stellte. Im Kontor griff sie als Erstes zur Zweitschrift der Lieferliste für die Herzogin. Ein Kurier war mit dem Original bereits nach Dijon unterwegs.
    »Besitzen wir ausreichend Barmittel, um einige Fuhrwerke mit gebrannten Ziegeln und Bauholz aus Norwegen zu finanzieren?«, fragte sie Colard ohne weitere Vorrede.
    »Was wollt Ihr bauen?«
    »Nichts. Der Herzog von Burgund baut. Ihm werden wir allerfeinste flämische Ziegel liefern, Bauholz für die Gerüste der Arbeiter, und wenn wir genügend auftreiben können, auch behauene Steinblöcke für Treppen und Fensterstürze. Wichtig ist nur, dass die Einzelteile so unhandlich und schwer sind, dass jeder Straßenräuber die Finger davon lässt, weil er nicht weiß, wie er sie transportieren sollte.«
    »Aber …«
    Aimée schenkte Colard ein so strahlendes Lächeln, dass er vergaß, was er sagen wollte.
    »Haben wir vertrauenswürdige Fuhrknechte in unseren Diensten, Colard?«
    »Ja, natürlich. Was habt Ihr vor? Ein solcher Transport ist schon im Sommer schwierig. Im Herbst werden die Fuhrwerke im Schlamm versinken. Man wird uns für verrückt erklären, wenn wir um diese Jahreszeit Ziegelsteine nach Dijon liefern. Im Burgundischen werden sie schließlich auch gebrannt.«
    Aimée lächelte. »Aber die Herzogin möchte für die Residenz Ziegel aus Flandern. Schließlich ist sie die Erbin von Flandern.«
    Dass Colard nicht widersprach, war fast schon ein Wunder in ihren Augen. Seine Miene hellte sich indes nicht auf. Im Gegenteil.
    »Ich habe den Verdacht, Ihr wollt zwischen den Steinen und dem Holz die Kunstwerke verstecken und sie so transportieren.«
    Aimée nickte schweigend. Das also hatte er durchschaut.
    »Es mag ja sein, dass ein solcher Transport kaum in Gefahr gerät, überfallen zu werden«, fuhr Colard fort. »Aber dafür wird er beschwerlicher sein, als Ihr Euch vorstellen könnt. Ist Euch bewusst, dass wir vor jeden dieser Wagen vier Ochsen spannen müssten? Maultiere sind zu schwach. Es ist ein Kraftakt, Steine über Land zu transportieren, normalerweise geschieht das nur auf Flusskähnen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es leicht wird. Wir müssen die Fuhrwerke außerdem präparieren. Wie wäre ein doppelter Boden? Schreiner und Stellmacher sollten sich unverzüglich an die Arbeit machen. Erwarten sie Erklärungen, sagen wir ihnen, der zweite Boden diene dazu, die Ladung gegen die Stöße des Weges zu sichern, um die Steine vor Bruch zu schützen. Sie werden Euch schwer widersprechen können.«
    »Ihr habt Phantasie, Aimée, das muss ich zugeben«, staunte Colard.
    »Ihr wisst, wie viel für uns davon abhängt. Je eher wir aufbrechen können, umso besser ist es.«
    »Wir?«
    Aimée nickte bestätigend.
    »Wer sonst? Wem wollen wir unsere Zukunft anvertrauen? Außerdem erwartet mich die Herzogin in Dijon, und ohne Begleitung kann ich nicht reisen, das ist mir klar.«
    »Wie stellt Ihr Euch das vor? Wer soll mich vertreten? Wie wollen wir auch Eure Abwesenheit erklären?«, fragte er.
    »Joris wird Euch vertreten. Ihr sagt selbst, dass es im bevorstehenden Winter nicht viel zu tun geben wird. Ich hingegen werde offiziell einen Besuch bei meiner Familie machen. Jeder wird Verständnis dafür haben, dass ich ihren Trost suche.«
    »Ihr könnt unmöglich mit einem Handelszug durch die Lande ziehen«, protestierte Colard. »Abgesehen davon, dass Euch das von Rang und Stellung her nicht ansteht, habt Ihr eben erst eine schwere Krankheit überstanden. Ihr müsst Euch noch schonen.«
    Aimée ließ keinen Einwand gelten.
    »Ich bin gesund, Colard! Und was meinen Rang angeht, es wird der eines jungen Schreibers sein.«
    Jetzt hatte sie ihn endgültig in die Sprachlosigkeit getrieben. Er sah sie aus geweiteten Augen entsetzt an.
    »Ich weiß, was Ihr sagen wollt, Colard. Aber wenn Ihr in Ruhe darüber nachdenkt, dann müsst Ihr mir beipflichten. Niemand beachtet den Gehilfen eines Handelsmannes. Bescheiden gekleidet, das Haar unter einer Kappe versteckt, werde ich nichts als Euer Schatten auf dieser Reise sein.«
    »Das ist ungeheuerlich! Gegen alle guten Sitten! Niemand tut so etwas!«, rief er heiser.
    »Meine Großmutter ist einmal auf diese Weise gereist. Sie hat mir davon erzählt.«
    »Die Kirche verbietet, dass Frauen Männerkleider tragen.«
    »Ich weiß.« Aimée sah ihn an. »Aber in diesem besonderen Falle muss der Herrgott ein Einsehen mit mir haben. Es geht nicht um mich, es geht um das Haus Cornelis. Ich gebe

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