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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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Ballen vorbei, bis er ihre Sendung fand – eine Insel Kisten aus unbehandeltem Holz mit Draht umspannt und Plombe versehen. Ohne Umschweife nahm Penha eine Drahtschere aus einer Lederhülle und schnippte die Plombe ab. »Jetzt gehört es Ihnen«, sagte er. Er zog ein Papier heraus, das er sich von De Haan unterschreiben ließ – Korkeiche, Sardinen, Speiseöl – und hatte es so eilig wegzukommen, dass seine hastigen Schritte quer durch den Schuppen hallten, gefolgt vom Zuschlagen der Tür.
    »Nicht viel, oder?«, sagte Kees und ging in die Hocke, um eine der Kisten zu inspizieren. Für einen Frachter kaum der Rede wert. Die sieben Meter langen Kisten waren zweifellos Sendemastsegmente. Die Gitterantennen waren flach und drei Meter im Durchmesser. Darüber hinaus warteten ein Dutzend quadratische Kisten, zwei vierzig mal zwei vierzig, und drei matt schwarz lackierte Tieflader.
    »Wir werden die Sachen per Hand ans Ende des Docks bugsieren müssen«, sagte De Haan. »Von da aus wird unser Kran sie an Bord hieven.«
    »Die Laster können wir für die langen Kisten nehmen«, sagte Kees. »Den letzten fahren wir rückwärts raus. Wir brauchen einige unserer Leute, um sie draufzubekommen.« Er legte eine Hand auf eine der quadratischen Kisten. »Was ist da drin?«
    »Keine Ahnung«, sagte De Haan. »Versorgungsgüter vielleicht.«
    Kees nahm ein Stemmeisen aus dem Gürtel, die Nägel quietschten, als ein Brett sich löste, und eine scharfkantige Form in Ölpapier wölbte sich in der Öffnung. »Riechen Sie das Cosmoline ?«, fragte er. Er öffnete ein Klappmesser, schlitzte das Papier auf und schlug es zurück, so dass grauer, schmierölglänzender Stahl zum Vorschein kam. »Das wird mal eine Maschinenpistole, vermute ich, falls das Magazin irgendwo zu finden ist.«
    »Muss irgendwo da drinnen sein«, sagte De Haan.
    »Hat meine Frau auch immer gesagt«, bemerkte Kovacz.
    »Gehen Sie Hilfe holen«, forderte De Haan Kees auf, während er das Brett wieder festnagelte.
    Als Kees gegangen war, stieg Kovacz in den nächstbesten Laster. »Möchte wissen, ob sie den Tank geleert haben«, sagte er. Er tastete nach dem Anlasser, der Motor sprang mit einem lauten hämmernden Dröhnen an, das von der hohen Decke widerhallte. »Gott, was ist denn da drin?«, brüllte er gegen den Lärm an. Er wechselte in den ersten Gang, es gab ein lautes Scheppern, als die Kupplung kam, und dann kroch der Schlepper im Schneckentempo los. »Mehr schafft er nicht. Ich möchte wetten, der kommt mit Ach und Krach auf fünfundzwanzig, bergab.«
    »Mit neuem Getriebe«, schrie De Haan zurück. »Nur Drehmoment, kein Schub.«
    Kovacz fuhr noch ein, zwei Meter, bevor er anhielt und den Motor ausschaltete. »Mein Onkel Dice hat einen Bauernhof in Leszno , der wäre begeistert von dem Ding.«
    »Er wird ein bisschen warten müssen«, sagte De Haan.
    Als Kees wiederkam, hatte er die halbe Crew bei sich. Mit vereinten Kräften schleppten und fluchten sie, bis sie das erste Sendemastsegment auf die Ladefläche des Lkw gewuchtet hatten. De Haan, der den umgekehrten Laster fuhr, bekam zunächst den Rückwärtsgang nicht rein, was eine Salve Warnschreie auslöste, bis er auf die Bremse trat. Beim zweiten Mal schaffte er es, und die beiden Schlepper krochen durch die breiten Tore am Ende des Schuppens, von wo aus sie langsam den Pier hinunterfuhren.
    Als er aus dem Führerhaus stieg, wartete Ratter schon auf ihn. »Erwache, oh Lissabon«, sagte er grinsend.
    »Nicht zu ändern«, sagte De Haan.
    »Wir kriegen die Polizei auf den Hals«, sagte Ratter. Dann spähte er in die Dunkelheit, stupste De Haan mit dem Ellbogen und wies mit dem Kopf zurück zum Schuppen, wo eine einsame Gestalt im Schatten stand. »Falls das die Person ist, von der ich annehme, dass sie es ist«, sagte er, »gehst du wohl besser noch mal zurück.«
    Am Schuppen herrschte reger, lärmiger Betrieb, und so führte De Haan sie ein Stück weiter weg an den dunklen Rand des Piers, wo die Fluss-Strömung ans Pfahlwerk schwappte. »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte sie. Sie war sehr müde und ihre Stimme vor Reue leise. »Wenn ich bis nachts gewartet hätte, wäre ich vielleicht …«
    »Was ist passiert?«
    Sie holte tief Luft und versuchte, Haltung anzunehmen. »Sie haben mich verhaftet.« Natürlich, was sonst. »Ich bin nicht mal bis zur Straße gekommen. Zwei Männer in einem Wagen. Nicht die gewöhnliche Polizei, eine andere Sorte, die politische, denke ich.«
    »Und?«
    »Und sie haben

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