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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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mich in ihr Büro mitgenommen und sie haben gesagt, ich habe kein Visum für Portugal und deshalb ich werde interniert, falls ich darauf bestehe zu bleiben. Sie waren höflich, nicht ärgerlich – das sind einfach ihre Gesetze.«
    »Und was heißt das genau? Haben sie das näher erklärt?«
    »Es bedeutet, ein Lager. Irgendwo im Osten vor der Stadt – sie haben den Namen gesagt, aber ich hab ihn vergessen. Es ist nicht wie Deutschland, sagen sie, aber ich würde dableiben müssen, bis ich woanders hinkann.«
    »Wo würden Sie denn hingehen?«, fragte De Haan.
    »Nach Russland zurück, sagen sie. Oder nach Tanger, falls die Spanier mich lassen. Oder wo ich eben sonst hingehen darf. Ich könnte Briefe schreiben, haben sie gesagt. Alle Internierten schreiben Briefe, auch wenn die Post unregelmäßig kommt und geht.«
    »Aber sie haben Sie hierher kommen lassen.«
    »Ja, nach einer Weile. Sie haben mich den ganzen Tag im Büro festgehalten, haben mir ein Butterbrot gebracht und haben mir schließlich erklärt, ich könnte hier zurückkommen – es wäre dann, als hätte ich das Land nie betreten, sagen sie, falls ich aufs Schiff zurückkehren würde.«
    War das, fragte sich De Haan, Mr. Browns Handschrift? Er versuchte, sich darüber klar zu werden – falls das und das, dann so und so –, doch es war ein unentwirrbares Knäuel von Möglichkeiten, einschließlich der, dass er einfach keine Ahnung hatte. »Miss Bromen«, sagte er. »Maria. Was wir vorhaben, ist sehr gefährlich. Sie waren auf dem Schiff, als wir den Anstrich gewechselt haben, und Sie wissen, was das heißt.«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie auch, dass es schief gehen, dass es ein böses Ende nehmen kann. Falls sie uns erwischen, werden wir unter Bewachung in einen deutschen Hafen gebracht. Oder auch versenkt. Möglicherweise ist ein Leben in einem portugiesischen Lager demnach das bessere, das viel bessere Los im Vergleich zu dem, was passieren kann, wenn Sie an Bord meines Schiffes sind. Sie wären zumindest am Leben, und so lange gibt es immer Hoffnung. Die können Sie nicht ewig dabehalten. Dieser Krieg ist wie alle Kriege irgendwann einmal zu Ende, und selbst wenn die Briten kapitulieren, würde es eine Art Übereinkunft geben, Verträge, Abkommen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich in einem Lager leben kann«, sagte sie und schüttelte langsam den Kopf. »Aber Sie meinen, ich sollte mich dafür entscheiden, nicht wahr?«
    »Ich will nur nicht, dass Sie zu Schaden kommen oder sterben. Ich will auch nicht, dass Sie in einem deutschen Gefängnis landen.«
    Sie zuckte die Achseln und sagte: »Das ist mir egal. So lange ich die Chance habe zu entkommen, einen Ort zu finden, wo sie mich in Ruhe lassen, greife ich zu. Ich habe keine Zeit, es Ihnen zu erklären, aber ich bin in einem Land aufgewachsen, das ein Gefängnis war, und es hat sich gezeigt, dass ich zu denen gehörte, die es nicht ertragen konnten. Also habe ich mit meiner Arbeit einen Weg gefunden wegzukommen. Nicht weit genug, aber fast.« Sie sah ihn an. »Fast, nicht wahr?«
    »Ja, fast.« Er war selbst überrascht, wie wütend er war. Er ließ es sich nicht anmerken, aber so nah dran zu sein, die Lichter der abendlichen Stadt hinter dem Kai so greifbar nahe zu sehen, machte ihn wütend. Was hätte es für einen Unterschied gemacht, wenn sie jetzt dort wäre?
    »Ich weiß, dass es Ihnen Unannehmlichkeiten macht«, sagte sie. »Mich – dahin, wo Sie hin wollen – mitzunehmen. Sie können Nein sagen, ich werde mich nicht mit Ihnen streiten. Die warten auf mich, die beiden Männer da drüben auf der Straße. Sie erwarten, dass ich zurückkomme, das haben sie gesagt.«
    »Nein«, sagte er. »Ich schicke Sie nicht zurück. Aber später werden Sie es mir vielleicht nicht danken, dass ich Sie mitgenommen habe.«
    Sie hob eine Hand, als wollte sie ihn berühren, überlegte es sich aber anders. »Dann danke ich Ihnen eben jetzt«, sagte sie. »Bevor etwas passiert.«
    Sie gingen an den langsam rumpelnden Lkw vorbei, den Pier zur Noordendam zurück, wo es sich ein paar Matrosen auf einer langen Kiste bequem gemacht hatten. Am Schiff überwachte der Bootsmann die Befestigung von Stahltrossen, die an einem Kran hingen, und als De Haan und Maria Bromen die Gangway hinaufgingen, erhob sich das erste Sendemastsegment in die Luft.
    11. Juni, 02.40 Uhr. In See.
    »Kurs drei eins null.«
    »Etwa eine Stunde lang Kurs Nordwest halten. Und volle Kraft voraus.«
    Der Steuermann schob den Pfeil auf Voll-Voraus,

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