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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wahrscheinlich war er in der Wüste über die Kauenden Klippen gekommen. Und dann hatte er zufällig die Schwalbe gesehen -
    Sie presste sich die Handflächen auf die Augen. Er hatte sie getötet. Sie hatte es nicht wahrhaben wollen, bis jetzt hatte sie den Gedanken erfolgreich von sich weggeschoben. Aber jetzt konnte sie sich nicht mehr belügen. Mercurin hatte alle auf der Schwalbe getötet. Er war Gharras und Jurebas Mörder.
    Hel atmete heiser aus.
    »Wisst ihr, was das heißt?«, stammelte Olowain. Er rieb sich die Stirn, begann wieder, auf und ab zu gehen. »Das Alte Reich … das Alte Reich! Aber was wollen sie, ausgerechnet jetzt? Ich brauche meine Bücher …« Er blieb stehen und starrte sie an, als hätte er vergessen, dass er nicht alleine war. »Wir müssen los. Sofort!«
    »Wohin?«, fragte Arill.
    »Nach Moia!«, stieß Olowain aus, als sei das selbstverständlich. »Mein Bücherschrank steht noch dort. Los, es ist keine Zeit zu verlieren!«

    Sie rappelten sich auf, und Hel bedeutete Nova, dass sie alleine gehen konnte. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, ihren Beutel zu tragen.
    »Meister Olowain?«, fragte Hel leise. Er war bereits losgegangen und warf ihr einen Blick über die Schulter zu.
    »Wisst Ihr, was die Worte bedeuten? Die der Dämon gesagt hat?«
    Olowain ging langsamer. » Maeryn, ilaid ny te , richtig? Maeryn heißt Schwester. Ilaid … ilaid … es könnte von Ilaedas kommen. Vergebung.«
    Hel sah nach vorne. Trotzdem verschwamm der Wald vor ihren Augen.
    Vergebung … Also hatte er wirklich vorgehabt, sie zu töten.
    Seine Schwester.
     
    Sie rasteten spät und brachen früh wieder auf. Hel schlief nicht. Wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich, so vertraut und mit der grausamen Wahrheit im Blick. Seine Hand an ihrem Hals. Und er hatte gesagt …
    Hel folgte den anderen durch die dunklen Wälder, Schluchten und Täler und war doch allem fern. Nicht einmal ihre Müdigkeit nahm sie wahr. Nur ein Zittern überkam sie immer wieder, als wollte sie etwas abschütteln, das sich nicht abschütteln ließ. Wenn sie die Blicke der Gefährten auf sich spürte, tat ihr leid, dass sie nicht sprechen konnte. Aber sie waren in einer anderen Welt, die nur zufällig neben ihrer lag. Vor allem Novas sorgenvolle Anteilnahme ließ sich nur schwer ertragen. Manchmal machte er den Mund auf und war kurz davor, sie etwas zu fragen, wandte sich aber dann wieder ab und schwieg. Vielleicht ahnte er ja, dass sie keine Antwort würde geben können, dass ihr Kopf leer war. Doch sie bezweifelte,
dass irgendjemand nachvollziehen konnte, was sie empfand. Sie selbst wusste es ja kaum. Sie dachte über nichts nach, war sprachlos. Nur Augenblicke blieben ihr, in die sie wieder und wieder zurückfiel. Seine Hand an ihrem Hals. Wenn du mir noch einmal in die Quere kommst …
    Gharra und Jureba und all die Sturmjäger. Wie er sie berührt hatte, an der Schläfe, als sie sich in Har’punaptra verabschiedeten. Und sein Lächeln, wenn er gar nicht lächeln wollte, das Grübchen in seiner Wange. Und wie er das Mädchen durch die Luft geschleudert hatte, das er seine Schwester nannte.
     
    In ihren Träumen sah Hel wieder Menschen sterben. Es waren die alten Schreckensvisionen, die sie seit ihrer Kindheit verfolgten. Die Erde riss unter ihren Füßen auf, alle stürzten in den gierigen Schlund, und Schmerzen glühten in ihr auf, so wie der Schmerz, den das Dämonenmädchen verursacht hatte. Doch diesmal wurden nicht nur Fremde vom Boden verschlungen. Es waren die Sturmjäger der Schwalbe . Hilflos sah Hel zu, wie sie fielen, nur sie selbst blieb in Sicherheit. Sand kam und begrub Gharra und Jureba und die anderen lebendig, bis ihre Schreie erstickten. Hel schwebte über ihnen und konnte nichts tun; sie schwebte reglos inmitten leuchtender Sandkörner, die Mercurin in den Nachthimmel blies.
     
    Eines Morgens, als Hel erwachte, hörte sie, wie die Gefährten über sie sprachen. Kelda teilte das restliche Fleisch aus, das sie gestern gebraten hatten, und murmelte dabei Olowain zu: »Ist es möglich, dass der Dämon Hel irgendeinen Schaden zugefügt hat, der nicht sichtbar ist? Er hat sie immerhin angefasst …«

    »Sie hat selbst gesagt, sie sei unverletzt«, erwiderte Olowain leise.
    »Vielleicht weiß sie es selbst nicht«, gab Kelda zurück. »Gibt es Magie, die einen langsam vernichtet?«
    »Gewiss … aber angesichts der Kräfte, die die Dämonen offensichtlich besitzen, wieso sollten sie da auf etwas

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