Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
Verletzung anzusehen. Karat wusste nur eins: dass er wegmusste, so schnell wie möglich, so weit wie möglich.
    Heftiger Schwindel ergriff ihn. Die Welt verwischte vor seinen Augen. Ein Pochen ging durch seine Brust, schwer und tief wie ein Paukenschlag … irrte er sich oder stieg tatsächlich ein dunkles Licht aus seinem Körper auf … Er verlor das Gleichgewicht und stürzte zur Seite. Neben ihm fiel ein Hang ab. Er rollte durch Moos und Laub, bis er in einer dunklen, feuchten Klamm zwischen Steinen liegen blieb.
Das Pochen riss ihm langsam die Brust auf. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war das aufgerissene, halb gefressene Kaninchen, das er gefunden hatte. Dann sank er in Ohnmacht.
     
    Stimmen waberten durch seinen Kopf. Blasse Gestalten schwebten durch die Dunkelheit. Karat wusste, dass er sie kannte … sie hatten ihn schon lange begleitet, jeden seiner Schritte verfolgt. Seit er die Wälder betreten hatte, waren sie seine stillen Gefährten.
    Er hat das dunkle Herz … Du hast das dunkle Herz in dir … in ihm ist das dunkle Herz. In mir.
    Karat wollte fragen, wer sie waren. Und woher sie wussten, was er nicht wusste. Doch die Worte fielen ihm nicht ein. Er fand nicht einmal seine Stimme.
    Lachen plätscherte durch die Dunkelheit, das von weit her kam, aus den Wolken.
    Wir sind die, die immer waren … immer sein werden. Wir sind die, die wissen … wir speisen die Früchte aller Bäume. Du kannst uns glauben, Sohn der Inseln … glaube uns.
    Er spürte das Pochen in sich wie Ebbe und Flut. Es schwoll an, sank tiefer, sank … Es war nicht Teil von ihm. Es war etwas Fremdes, das sich mit tausend tastenden Fingern in ihm vergrub.
    Vier gibt es … es gibt vier. Du musst sie finden, Sohn der Inseln. Sie müssen sich alle finden. Sie müssen sich verbinden … vereint in einem Herzen …
    Warum, dachte er. Bilder von Sybahl durchzogen ihn. Bilder von einer fernen Kindheit unter Pinien, an einem kleinen Strand zwischen Felsen. All diese Bilder fragten, warum.
    Das Lachen streichelte und kitzelte seine Ohren.

    Die Antwort auf das Warum, Sohn der Inseln, ist immer dieselbe. Die Antwort... ist Wüste ...
    »Sohn der Inseln«, murmelte eine Stimme. »Halte durch.«
     
    Er war an einem warmen, trockenen Ort. Weiche Felle umgaben ihn und es roch nach Holz. Ein Feuer knisterte. Träge öffnete Karat die Augen.
    Er befand sich in einem runden Raum mit Marmorwänden. Die Decke war gewölbt und überzogen mit geheimnisvollen, halb verwitterten Reliefs. In der Mitte befand sich ein Loch. Darunter brannte ein Altarfeuer. Blasser Rauch floh nach oben. Ein Holzscheit brach und Funken stoben auf.
    Karat schloss die Augen wieder. Er wusste, dass er sich nicht bewegen konnte; ein vager Schmerz in Schulter und Brust mahnte ihn, ruhig liegen zu bleiben. Ohne es zu merken, schlief er ein.
    Als er erwachte, erklangen Schritte. Jemand kam eine gewundene Treppe hinab. Das Feuer war zur Glut niedergebrannt, sodass Karat nur den Umriss der Gestalt erkennen konnte. Sie war nicht sehr groß, aber kräftig gebaut, trug einen Waffenrock und ein Araidann. Kornfarbenes Haar fiel auf die Schulterpanzer wie eine Mähne.
    Neben dem Altar blieb sie stehen, eine Hand am Griff des kostbaren Isenschwertes. »Bist du wach?«
    Es war eine Frauenstimme, und sie sprach Isisch, mit dem kantigen Dialekt der Lagunen, die am weitesten im Meer draußen lagen. Ohne auf eine Antwort zu warten, zog sie ein paar Holzscheite unter dem Altar hervor und entfachte das Feuer wieder. Das Licht wurde immer stärker und Karat konnte die Frau allmählich erkennen. Sie hatte Arme und Beine wie ein Mann. Ihre Hände waren breit wie Pranken. Doch das Gesicht hatte trotz der markanten Kinnlinie etwas
eindeutig Weibliches. Vielleicht lag es an den vollen, weich geschwungenen Lippen. Oder an den Katzenaugen. Ihre Wimpern warfen Schatten über die Wangen wie Tränenspuren. Als die Flammen wieder loderten, wandte sie sich Karat zu und erwiderte seinen Blick. Wie alt sie wohl sein mochte? Sie gehörte zu jenen zeitlosen Wesen, deren Anmut ihre Jahre völlig überstrahlt. Er hätte sie ebenso leicht auf Anfang zwanzig wie vierzig schätzen können.
    »Wie geht es dir, Sohn?«, fragte sie.
    »Gut. Besser«, antwortete Karat, noch bevor er sich über die ungewöhnliche Anrede wundern konnte. »Wo bin ich?«
    Sie trat um die Feuerstelle herum und stand ihm offen gegenüber, hingegossen wie eine Statue. »Weißt du das denn nicht?«
    Er sammelte die Feuchtigkeit in seinem Mund

Weitere Kostenlose Bücher