Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Derartiges zurückgreifen?«
»Hel hat den Mörder ihrer Familie gesehen«, mischte sich Harlem ein. »Den Mörder, den sie in der Wüste für ihren Retter gehalten hat. Was erwartet ihr denn, dass sie singt und springt?«
»Ich frage mich«, murmelte Arill, »wieso der Dämon sie am Leben gelassen hat. Schon damals in der Wüste. Und wieso er sie nach Har’punaptra gebracht hat. Wenn es wirklich stimmt.«
»Was soll das heißen?«, sagte Nova aufgebracht. »Hel ist keine Lügnerin. Wenn sie sagt, dass es so war, dann war es auch so.«
»Irgendeinen Zweck muss er jedenfalls verfolgt haben«, sagte Relis.
»Und wir werden dahinterkommen«, versicherte Olowain. »Aber erst, wenn wir wissen, was die Dämonen überhaupt wollen. Ich habe bereits eine Eilige Feder nach Aradon geschickt, damit man mit der Ermittlung beginnt. Ich kann nicht hoffen, Licht in die Angelegenheit zu bringen, bevor ich nicht meine Bücher habe … Also dann, lasst uns aufbrechen, Freunde.«
Hel tat, als würde sie erst erwachen, als Olowain sie an der Schulter berührte. Doch dann begegnete sie Harlems Blick. Die Zwergin ging an ihr vorbei und drückte kaum merklich ihre Hand.
Die Tage verflogen. Als sie irgendwann auf eine Ader stießen, wusste Hel nicht, wie lange sie schon unterwegs waren. Sie hatte einfach nicht darauf geachtet.
Am Abend kamen die Wrauden zu ihnen. Wie auch immer sie mit Kelda kommunizierten, sie schienen auf sie gewartet zu haben. So wie früher ritten sie die Nächte durch.
Als Hel auf dem Rücken der Wraude saß, nichts als Dunkelheit und Wind um sich, kamen endlich die Tränen, die so lange in ihr gewartet hatten. Alles stürzte über ihr zusammen, die Erinnerungen an den Ritt auf dem Lymaerus in der Wüste und die vielen Abende, die sie im Mastkorb verbracht hatte. Sie wollte vor allem fliehen, alles vergessen. Sie grub die Finger ins weiche Fell der Wraude, beugte sich tief über sie und ließ zu, dass der Wind die kostbaren paar Tränen fortzog.
Bald kamen sie an Dörfern und kleinen Städten vorbei, wo sie Proviant kaufen konnten. An vielen Orten waren Schilder aufgestellt, die den Zutritt für Isen verboten.
Doch sie sahen auch Dörfer, die offensichtlich erst vor Kurzem Schauplatz von Kämpfen gewesen waren. Einmal preschten sie an einer kleinen Stadt vorbei, aus der wilde Isengesänge und Trommeln wehten. Pfeile hagelten ihnen entgegen. Die Wrauden wichen erschrocken zur Seite und tauchten in den Wald. Trotzdem sah Hel, dass an den Bäumen vor den Häusern Gestalten hingen … erhängte Menschen.
Ihr Magen verkrampfte sich. Bis jetzt hatte sie die Isen nur als Opfer gesehen, aber nie als Täter. Das änderte sich auf ihrer Reise nach Osten. Als sie Moia erreichten, konnte niemand mehr bestreiten, dass der Aufstand des Isenvolks begonnen hatte. Am Horizont blühten Rauchsäulen und rote
Feuer. Scharen von bewaffneten Isen auf Pferden - manchmal auch auf Wrauden - preschten durch das Land, raubten, mordeten und rächten Taten, die sie längst selbst begangen hatten. Büßen mussten dafür die Isen, die schon auf der Flucht waren. Hel kam es vor, als würde es auf beiden Seiten immer die Unschuldigen treffen.
Dann erschien Pellinar vor ihnen. Jahre schienen vergangen zu sein, seit sie zuletzt hier gewesen waren. Die Tore waren niedergerissen, die Häuser lagen in Trümmern und Asche. Ein paar Isenkinder ergriffen die Flucht, als sie die Gefährten aus dem Wald reiten sahen. Sonst war niemand weit und breit. Sie galoppierten vorüber, ohne anzuhalten.
Am nächsten Morgen erreichten sie den Hof von Moia. Soldaten fingen sie vor den Klippen ab. Als Olowain sich zu erkennen gab, wurden sie ins Schloss geführt. Trotzdem mussten sie in einem windigen Hof warten, bis der König persönlich die Erlaubnis erteilte, dass auch Kelda vorgelassen wurde.
In der Kaminhalle stürzten ihnen Meisterin Medeah und Neremias Nord entgegen.
»Olowain!«, rief Medeah atemlos, hatte aber nur Augen für Nova. Nicht sicher, wie sie sich verhalten sollte, blieb sie vor ihm stehen und schluckte.
Kapitän Nord trat an ihr vorbei und schloss ihn so fest in die Arme, dass er fast zur Seite kippte.
»Was hast du bloß getan«, keuchte Neremias. »Einfach so zu verschwinden und deinen alten Vater allein zu lassen -«
»Aber … du warst doch in guter Gesellschaft.«
Sie grinsten sich schniefend an und umarmten sich wieder, ungeachtet der Blicke, die auf ihnen ruhten.
»Erzählt mir alles, was vorgefallen ist«, sagte
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