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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wange, bevor sie ihre Kleider aufschnitt.
     
    Als sie zu sich kam, war es Nacht. Ein harter Boden drückte gegen ihre Knochen und irgendetwas war um ihren Oberkörper gewickelt. Sie wollte stöhnen, doch ihre Lippen waren zu trocken, um sich voneinander zu lösen. In der Nähe schwebte Helligkeit. Ihr wurde schwindelig, sie musste die Augen schließen.
    Jemand war über ihr: Die zweite Sicht zeigte ihr das Licht seines Lebens. Er berührte ihren Mund. Wasser glitt ihren Hals hinab. Sie zwang sich aufzublicken, doch nur der Rand einer Kapuze war auszumachen. Finger hoben ihren Nacken und halfen ihr beim Trinken.
    Sie wollte etwas sagen, aber schon zog eine neue Ohnmacht herauf. Fiebrig klammerte sie sich ans Bewusstsein. Als die Gestalt sich abwandte, glitt der Lichtschein unter die Kapuze und offenbarte für eine Sekunde das Gesicht. Hel sog zitternd die Luft ein.
    Augen trafen sie ins Herz und explodierten zu Unendlichkeit, grau und blau wie Himmel und Meer, und sie segelte überstürzt in einen jäh hereinbrechenden Schlaf.
     
    Der Durst weckte Hel. Ihr Körper schmerzte vor Trockenheit. Mit einem papierartigen Geräusch rissen ihre Lippen auseinander. Wasser. Sie brauchte Wasser.
    Ächzend drehte sie sich zur Seite und zog die Knie an, stützte sich auf die Arme und saß schließlich aufrecht. Wenigstens halbwegs.

    Funken tanzten vor ihren Augen, und das lag nicht nur daran, dass ihre Augenklappe weg war und die zweite Sicht sie durcheinanderbrachte. Als das schwindelige Flimmern endlich verebbte, sah sie sich um.
    Sie war in einer Höhle. Mächtiger Fels beugte sich über sie, durch den hier und da Lirium pulsierte. Links konnte sie den Himmel erkennen, bestäubt mit blassen Sternen.
    Wo war sie? Und seit wann - und wie …?
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie in einen Umhang gehüllt war. Verwirrt hielt sie den dunklen Stoff hoch. Er roch nach Wüste und etwas Vertrautem. Hel schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war sie nur schon mehrere Stunden damit zugedeckt und hielt den schwachen Geruch deshalb für bekannt. Sie schob ihn von sich weg und merkte, dass ihre Kleider fehlten. Der Schreck durchfuhr sie fast schmerzhaft. Sie trug nur noch ihre Stiefel und die kurze Leinenhose. Ihr Oberkörper war bandagiert.
    Fröstelnd zog sie die Knie an und blickte in alle Richtungen. Wer hatte sie verbunden?
    Sie rappelte sich auf und biss die Zähne zusammen, als ein Stechen durch ihre Rippen fuhr. Gut möglich, dass etwas gebrochen war. Mühevoll kam sie auf die Beine. Einen Moment lang stand sie nur da, schlang die Arme um ihre Rippen und schloss die Augen. Verfluchte zweite Sicht! Überall sah sie Leben leuchten. Wenn sie doch ihre Augenklappe oder irgendwas aus Silber gehabt hätte. Wankend kletterte Hel aus der Höhle nach draußen.
    Der Wind heulte, sonst störte kein Geräusch die schlafende Welt. Ihre unbeholfenen Schritte schienen Hel unnatürlich laut. Sich an der Felswand abstützend, stakste sie ein Stück durch die Dunkelheit. Der Mond lag irgendwo hinter dem Geröll verschüttet und blich den Himmel aus, doch
hier unten gab es kaum Konturen. Hel stolperte und riss mit ihren Füßen Steinbrocken aus dem Boden, denn der sandige Fels war weich und leicht zu brechen. Schließlich erreichte sie einen Vorsprung, auf dem ein einzelner Felsbrocken lag, wie von einem Riesen hingeworfen. Hel ließ sich mit dem Rücken dagegensinken und verschnaufte nach dem Laufen. Sie kniff die Augen zu, versuchte, das ferne und nahe Glimmen so gut es ging zu ignorieren. Sie musste nachdenken. Sich konzentrieren. Alles der Reihe nach.
    Die Schwalbe war abgestürzt. Sie hatte gesehen, wie Jureba … vom Sand … Wie hatte der Sand so weit in die Höhe schießen können? Das Land war tot gewesen, seit Tagen hatte sie kaum Anzeichen von Lirium entdecken können. Und selbst wenn das Land plötzlich lebendig geworden war, konnte eine solche Menge Sand unmöglich in den Himmel jagen und ein Schiff verschlingen. Deshalb waren Schwebeschiffe ja die sicherste Art zu reisen. Das Land fraß, was ihm über das Gesicht lief, aber im Himmel gab es keinen Boden, der sich auftat. Nur eins konnte einem Schiff gefährlich werden, und zwar ein Sturm. Ein Liriumsturm. Was die Schwalbe angegriffen hatte, war etwas anderes gewesen. Der Sand hatte sich von der Erde gelöst wie eine abgehackte Faust, die dennoch die Kraft besitzt, etwas zu zerquetschen. Es ergab keinen Sinn.
    Eine Weile ließ sie den Blick durch die Nacht schweifen. So zeitlos, wie die

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