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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Abstieg. Hel kehrte zum Felsspalt zurück, trank einen Schluck und ruhte sich aus. Der Junge schlief noch immer, doch sein Licht wirkte bereits viel kräftiger. Ihre Gedanken glitten in ein nebelhaftes Kreiseln, sie döste ein … und öffnete die Augen, als sie hörte, wie der Junge zu sich kam. Draußen ging gerade die Sonne unter.
    »Du siehst schon viel besser aus«, bemerkte Hel.
    »Verzeih, dass ich unsere Reise verzögert habe. Heute Nacht können wir weiter.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Tagsüber hätten wir sowieso nur hier geschlafen. Iss erst mal was, dann sehen wir, ob du wieder laufen kannst.«
    Der Junge aß so bedächtig, als würde ihn zu schnelles Kauen erschöpfen. Doch als er geendet hatte, schnürte er seine Ärmel und zog sich den Umhang an. Hel konnte gerade noch verhindern, dass er den Wasserschlauch und die Tasche trug, und nahm ihm die Sachen ab.
    Mit schleppenden Schritten machte er sich auf den Weg. Hel wurde erst jetzt bewusst, welch schwere Last er bist jetzt getragen hatte. Dabei hatte er nie mehr Erschöpfung gezeigt als sie.

    Der Abend kam, doch es war Vollmond und hell genug, um die ganze Nacht durch zu gehen, wenn der Junge es schaffte. Angesichts seines noch immer blassen Lichts war es überhaupt verwunderlich, dass er einigermaßen vorankam.
    Stunde um Stunde gingen sie. Der Junge stolperte oft, keine Spur mehr von der unheimlichen Lautlosigkeit, mit der er sich sonst bewegte. Hel vermutete, dass es nicht nur an seiner Schwäche lag. Immer wenn das Land lebendig gewesen war, hatte der Junge seine Fähigkeiten bewiesen. Er hatte Licht gemacht. Wasser fließen lassen. Sogar den Lymaerus gerufen. All das war vorbei, seit Lirium im Boden fehlte. War es tatsächlich möglich, dass er dem Boden Magie entzog? Wenn es stimmte, würde das weltverändernde Folgen haben. Dann brauchte man keine Sturmjäger mehr, keine Feenlichter, um Lirium einzufangen, und auch keine Magier, um die Feenlichter wieder zu entschlüsseln … vorausgesetzt natürlich, seine Fähigkeiten waren für jeden erlernbar. Hel schauderte. Sie wusste nicht, welche Vorstellung ihr mehr Angst machte - dass es eine ganz neue Art der Zauberkunst gab oder dass der Junge über eine einzigartige Gabe verfügte.
    Sie legten nur zwei kurze Pausen ein, um zu trinken, und durchwanderten die ganze Nacht. Erst als die Sonne aufging, willigte der Junge ein, noch einmal zu rasten. Während Hel sich einfach zu Boden sinken ließ, stellte er sich jedoch nach Osten und vollzog sein tägliches Gebet. Hel beschloss, die Zeit ebenfalls sinnvoll zu nutzen, und schlief sofort ein.
    Sie war kaum durch die ersten Traumbilder gefallen, da weckte der Junge sie wieder. »Lass uns weitergehen, bis es Mittag wird. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.«
    Hel hätte im Augenblick gerne ein, zwei oder drei Reisetage
mehr in Kauf genommen, um nicht aufstehen zu müssen. Aber der Junge hatte es wohl eilig. Vielleicht verdarb ja seine heiß begehrte Ware in Har’punaptra, dachte Hel und musste fast schmunzeln. Dass er hinter einem Handel her war, glaubte sie ihm längst nicht mehr.
    Als die Hitze ihn endlich zur Pause zwang, legten sie sich in den Schatten einer Klippe. Fiebrige Wüstenträume suchten Hel heim.
     
    Die Tage und Nächte verstrichen und das Licht des Jungen hellte auf. Obwohl Hel sehen konnte, wie die Lebenskraft in ihn zurückkehrte, blieben die magischen Schauspiele aus. Auch das Land zeigte sich arm, und Hel war nun sicher, dass seine Fähigkeiten unmittelbar damit zusammenhingen. Ab und zu murmelte er Dinge wie »Es ist hier so tot« und »Nichts … wirklich nichts …«, bis Hel sich schon fragte, ob er Lirium sehen konnte wie sie. Wenn sie ihn darauf ansprach, stellte er sich natürlich taub oder gab Antworten, die auf alles passten, nur nicht auf ihre Frage. Es war geradezu bewundernswert, wie er seine Geheimnisse wahrte oder vielleicht auch Geheimnisse schuf, wo keine waren. Was den Zwischenfall in der Windigen Stadt betraf, blieb er ebenfalls wortkarg.
    »Hast du denn nicht einmal eine Vermutung, was passiert sein könnte?«, fragte Hel eines späten Nachmittags, als sie aufwachten und etwas aßen, bevor sie die Nacht durch laufen wollten. Inzwischen waren nur noch vier Fladen übrig und gerade einmal zwei Handvoll Datteln, obwohl sie so sparsam wie möglich gewesen waren. Hel wollte gar nicht daran denken, was passierte, wenn Har’punaptra doch noch weiter entfernt war, als sie geschätzt hatten. Sie mussten

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