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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Freude in Har’punaptra!«
    »Ja, danke«, stammelte Hel und ging weiter. Ab hier war die Straße gepflastert, zwei tiefe Gräben säumten sie zu beiden Seiten. Gut eine halbe Meile voraus klaffte ein riesiges Tor in der Felswand.

    »Du hast mit Datteln bezahlt«, keuchte Hel.
    »Es waren Kupferstücke.«
    »Und für wie lange werden sie das bleiben?«
    Er lächelte sie an. »Ein paar Sekunden.«
    Ängstlich drehte sie sich noch einmal nach dem Wachturm um, doch der Zwerg kümmerte sich inzwischen um den nächsten Reisenden. Wahrscheinlich würde der Betrug erst auffallen, wenn der Fürst von Har’punaptra die Geldkiste aufsperrte. Eine schöne Überraschung.
    »Bevor sich unsere Wege trennen«, sagte Hel und stockte, weil sie erst jetzt wieder daran dachte, »willst du mir nicht verraten, wie du das alles angestellt hast?«
    Er ging ebenfalls langsamer. Hel spürte, wie sein Blick über ihre Lippen flog und zwischen ihren Augen wanderte. Sie schüttelte sich trotzig die Haare über die Stirn.
    »Was soll ich verraten?«
    »Woher du so zaubern kannst. Jetzt, wo wir uns vielleicht zum letzten Mal sehen, kannst du es mir doch sagen …«
    Sie blickten dem Tor Har’punaptras entgegen und gingen gemächlich. Trotzdem schien die Stadt schwindelerregend rasch näher zu kommen.
    »Wer sagt denn, dass wir uns zum letzten Mal sehen?«
    Hel fühlte, wie ihr Gesicht warm wurde. Sie öffnete den Mund und holte Luft, trotzdem klangen ihre Worte, als wäre sie am Ersticken: »Also, wenn du deinen Handel in Har’punaptra abgeschlossen hast … ich meine, ich werde dann wahrscheinlich in Aradon sein. Vielleicht kommst du ja auch irgendwann nach Aradon.« Schnell, sag noch etwas, irgendwas. »Kann auch sein, dass ich noch mal nach Har’punaptra zurückkehre. Wie lange bleibst du denn hier? Vielleicht musst du ja nach Süden, dann können wir in ein paar Tagen … vielleicht zusammen?«

    Er ließ sie im Echo ihrer eigenen Stimme sieden, zu feige oder zu taktvoll für eine Ablehnung. Hel glühte. Dabei hatte er doch damit angefangen, dass sie sich vielleicht einmal wiedersahen … er hatte das wohl nur aus Höflichkeit gesagt. Sie schämte sich in Grund und Boden.
    Schweigend kamen sie am Stadttor an. Doch es war vielmehr ein gewölbter Tunnel, in dem die Zollkammern untergebracht waren. Jetzt, am Abend, herrschte reger Betrieb. Einsame Durchreisende, Besucher, die sich keine Anreise per Schiff leisten konnten, und Händler aus der Wüste suchten Einlass, bevor die Tore sich schlossen. Wer zu spät kam, musste die Nacht außerhalb der Mauern verbringen. Unter zerklüfteten Felsvorsprüngen rings um Har’punaptra hatten sich längst Vororte aus Erdhöhlen und Zelten gebildet, Auffangbecken für all jene, denen die Handelsstadt keinen Erfolg und Reichtum beschert hatte. Die Siedlungen waren der Ursprung des Verbrechens, hieß es, und vergifteten Har’punaptra wie wuchernde Geschwüre.
    Als Hel und der Junge von den Stadtwächtern aufgehalten wurden, fürchtete Hel für einen kurzen Moment, man könnte ihnen den Eintritt verwehren und sie müssten in den Armenvierteln draußen übernachten. Sie war noch nie durch eines der Stadttore gekommen, das Schiff hatte immer in den Häfen angelegt.
    »Wir sind Sturmjäger«, erklärte der Junge, bevor Hel auch nur den Mund aufmachen konnte. »Unser Schiff, die Schwalbe , ist abgestürzt.«
    Die Wächter musterten sie von oben bis unten, starrten Hels Auge an und winkten sie schließlich durch. Sie schritten durch den Tunnel und waren in Har’punaptra.
    Ein Gewirr aus Straßen, Schluchten, Treppen und Leitern nahm sie in sich auf und riss jedem Versuch, sich zu orientieren,
sofort den Boden unter den Füßen weg. Der Junge blieb stehen. Wie vom Donner gerührt starrte er an den Wällen Har’punaptras empor, die wie wulstige Pilze bis in den Himmel ragten. Straßen schlängelten sich durch das Dickicht der Hütten, Türme, Höhlen und Felsen, zogen schräge Narben über die Klippenwände, verschwanden in Gängen und tauchten andernorts doppelt und dreifach wieder auf; Lichter pulsten aus Abertausend Fenstern, Balkonen und Schächten, und vor Lärm summten die Schluchten, denn alles Gestein war längst, seit Jahrhunderten, ausgehöhlt und durchlöchert worden wie Bienenstöcke.
    Hel taumelte einen Schritt zurück, weil das Licht auf der zweiten Sicht schier überwältigend war. Schon aus der Ferne hatte Har’punaptra vor Leben gestrahlt, doch mittendrin zu stehen, machte fast blind. Sie

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