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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Silber dabei?«
    Der Junge sah sie wieder nur an. Hel wusste die Pausen nicht zu deuten, die er neuerdings vor dem Sprechen machte. Dachte er an ihren Abschied? An ihr Auge? War ihr eine Warze auf der Stirn gewachsen?
    »Nein«, sagte er leise. »Das weißt du doch.«
    Sie musste kichern. »Lass uns das Geld nachher auf den Tisch legen und ganz schnell abhauen. Weißt du, was das Schlimmste daran ist? Dass ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen habe. Ich denke bloß an die vielen Vorräte, die hier
in den Kellern lagern, und dass ich von allem einmal abbeißen will!«
    Er stützte die Arme auf den Tisch, kam etwas näher und grinste ebenfalls. Hel war sicher, dass er etwas sagen wollte, doch in dem Moment kamen zwei kräftige Zwerginnen und stellten so viele Weinkrüge auf den Tisch, dass es für eine ganze Sturmjägermannschaft gereicht hätte. Reichlich überfordert ließ man Hel und den Jungen wieder allein. Schließlich probierten sie von jedem Krug einen Schluck, entschieden, dass ein Honigbranntwein der beste sei, und tranken danach doch nicht mehr. Dann wurden die Speisen gebracht.
    Zuerst gab es Fleischbrühe mit saftigen Brocken, Rüben und Zwiebeln, die Hel nach den ersten köstlichen Löffeln am liebsten in einem Zug ausgetrunken hätte. Bevor es dazu kam, wurden warme Fladen gebracht, beim Aufreißen noch dampfend, mit dicken Soßen zum Tunken, Pasten aus Oliven und Paprika und eingelegtem Gemüse. Wieder kamen die Zwerginnen mit Tabletts: heiß gebratene Sesamklöße, aus denen rote Pflaumensoße tropfte. Hel wusste gar nicht, was sie zuerst essen sollte. Viel zu schnell fühlte sie sich satt, dabei waren die Becher, Schüsseln und Teller noch nicht einmal zur Hälfte leer. Ob sie etwas mitnehmen konnten? Andererseits würde sie kaum mit einem Sack lauwarmer Essensreste in den Palast des Fürsten marschieren können. Und der Junge würde dank seiner Zauberei überall neues Essen bekommen.
    Als sie sich Soßenreste von den Fingern leckte, bemerkte sie, dass der Junge hinter den Speisebergen gar nicht wie sie mit Hinunterschlingen beschäftigt war. Still saß er da, einen angebissenen Teigkloß in der Hand, und beobachtete sie.
    Hel wischte sich unauffällig über den Mund. »Schmeckt es dir nicht?«

    Er zog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln hoch, doch sein Blick blieb seltsam fern. »Doch. Ich wusste nicht, dass ihr so gutes Essen habt.«
    Sie schob die Schüsseln zusammen und legte die Arme auf den Tisch. »Wo kommst du wirklich her?«
    Die Musik, das nahe und ferne Summen von Stimmen und das gedämpfte Tosen der Stadt schlossen sich um sie wie Nebel und Samt. Lichter tanzten träge auf der zweiten Sicht; vage Spiegelungen schwebten durch seine Augen. Er senkte den Blick und legte den Teigkloß weg.
    »Ich bin satt, du auch? Ich bring dich noch zum Palast des Fürsten.«
    »Wo musst du hin?«
    Er blickte aus den Fenstern, wie um die Antwort zu finden. »In die Nähe.«
    »Vielleicht sollte lieber ich dich begleiten. Har’punaptra hat ein paar gefährliche Viertel, weißt du.«
    Er grinste sie an. »Und dann wärst du meine Leibwache?«
    »Unterschätz mich bloß nicht. Ich bin unverwüstlich und außerdem eine gute Abschreckung.« Sie wies auf ihr Auge. Das Lächeln des Jungen erlosch. Hel schluckte - verdammt, wieso musste sie immer so dämliche Sachen sagen.
    »Komm, gehen wir.« Er riss vier Stücke aus einem Fladenbrot. Als er sie auf den Tisch legte, waren es Silbermünzen. Hel, die eben noch einen Weinbecher leerte, lehnte sich staunend darüber, doch als sie eine Münze anfassen wollte, hielt er ihre Hand fest. »Tu das lieber nicht.«
    »Äh, ist gut. Warum?«
    »Jede Illusion kostet mich Kraft. Entschuldige.«
    »Macht nichts«, murmelte sie und folgte ihm nach draußen. Der Zwerg verabschiedete sie katzbuckelnd, sobald
er das Silber auf dem Tisch erspähte. Draußen tauchten sie rasch in der Menge unter.
    Inzwischen war es Nacht geworden, doch die Lichter der Stadt blendeten alle Sterne aus. Hel sah in den Himmel, der auf der zweiten Sicht angenehm leer war. So folgten sie den gewundenen Gassen, bis sich die höchsten Zwiebeltürme des Palasts in ihr Blickfeld schoben. Prächtige Steinbögen führten auf einen Felsvorsprung, der das Dach von Har’punaptra bildete: Hier lag das Hafenviertel.
    Lampions säumten die Dächer der Häuser, als gelte es, jeden Schatten auszumerzen. Aus Schenken schwappten hundert verschiedene Melodien. Hel hatte sich immer gefreut, wenn die Schwalbe in

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