Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
müden Augen und die zerzausten Haare machten keinen besseren Eindruck. So sehr Hel auch bettelte, man ließ sie nicht ein.
Aus lauter Trotz blieb Hel mit verschränkten Armen vor dem Wachturm stehen, entschlossen, sich nicht vom Fleck zu bewegen, bis Nova kam. Die Stadtwachen ignorierten ihre giftigen Blicke. Als sie müde wurde, setzte sie sich hin, aber so, dass sie die Zwerge weiterhin böse anstarren konnte. Die Brücke lag verlassen da, wer jetzt noch nicht zu den Schiffen zurückgekehrt war, blieb unten in den Schenken.
Irgendwann bemerkte sie verwundert die Umrisse von Schiffen am Himmel - allmählich ergraute die Finsternis. Sie atmete tief aus. Sie hatte die ganze verfluchte Nacht gewartet. Sie fühlte sich, als müsste sie vor Ärger platzen. Und dann schlief sie ein.
Auf der Taube
H e du, verschwinde! Schiebt das Mädchen weg!«
Ein unsanfter Ruck an ihrer Weste riss Hel aus dem Schlaf. Sie blinzelte überrascht. Es war Tag, glühendes Morgenlicht umriss den Wächter, der sie zur Seite schleifte.
»Lass mich!« Als sie den Zwerg abschüttelte, bemerkte sie eine imposante Sänfte auf zwei Rädern, die darauf wartete, dass sie den Weg räumte. Über den blauen Samtvorhängen saß ein goldenes Fünfeck wie eine Krone - das Pentagon der Magierschaft.
Ihr Herz machte einen Sprung. »Gelobt sei die Magierschaft! Ich bin Sturmjägerin, Sturmjägerin von der Schwalbe unter Kapitän Redwin Gharra, unser Schiff ist abgestürzt!«
Sie machte sich von dem verdutzten Zwerg los und taumelte mit ausgestreckten Armen vor die Sänfte. Lautlos schwangen die Vorhänge auf.
In den Kissen saß niemand anderer als Meister Argamon, der Magier von Har’punaptra. Hel hatte ihn schon einige Male bei Versammlungen der Liga gesehen. Neben ihm war eine junge Magierin. Sie trug ein Gewand in Perlmutt- und Elfenbeintönen, neben dem Meister Argamons Roben fast schlicht wirkten. Ein Goldnetz umfasste ihr Haar, das schlohweiß war wie bei allen Magiern. Neben dem hageren, großen Mann wirkte sie wie ein wohlgenährtes Kaninchen, doch sie hatte dieselbe spitze Nase und seinen kleinen, vollen Mund. Hel erinnerte sich gehört zu haben, dass er eine Tochter hatte.
Sie verbeugte sich rasch. »Mein Name ist Hel, Sturmjägerin unter dem Kommando von Kapitän Gharra.«
Meister Argamon sah sie kurz an, dann nickte er. »Ich erinnere mich an dich. Du bist das Mädchen, das Lirium sieht. Wo ist dein Kapitän?«
»Er … sie sind verunglückt, Herr. Die Schwalbe ist vor den Kauenden Klippen abgestürzt. Das Land hat uns angegriffen.«
Der Magier runzelte überrascht die Stirn. »Es sind noch andere Schiffe zerstört worden. Offenbar bist du die einzige Überlebende, die von den Ereignissen berichten kann.« Eine Weile dachte er nach, dann klopfte er mit seinem Stab auf den Boden der Sänfte. »Komm mit.« Die Räder setzten sich in Bewegung und rollten am Wachturm vorbei auf die breiten Hafenwege. Hel lief nebenher. »Meine Tochter Aricaa wird heute mit der Taube nach Aradon reisen. Ich werde dafür sorgen, dass du auf demselben Schiff unterkommst.«
Hel riss die Augen auf. »Die Taube ! Nova, ich meine Kapitän Nords Sohn, hat mir bereits angeboten, mich mitzunehmen.«
»So? Das ist ja ein Zufall.« Der Magier zog die Mundwinkel hoch, als wollte er ein Lächeln imitieren. Die Nachricht vom Absturz der Schwalbe hing wie ein Schatten über seinen Zügen.
Die Taube lag gleich an der ersten Anlegestelle, ein Ehrenplatz, den sie zweifellos dem hohen Gast zu verdanken hatte, den sie bald an Bord nehmen würde. Das Schiff war weitaus kleiner als die Schwalbe , aber angeblich gab es in der Liga kein schnelleres. Am Heck waren die Bretter bei einem besonders wilden Liriumsturm verbogen worden, was Kapitän Neremias Nord nie hatte reparieren lassen. Er war stolz auf die Narben, die seine Abenteuer hinterlassen hatten.
An Deck herrschte reger Betrieb. Kisten wurden an Bord gebracht, und Zwerge aus dem Fürstenpalast liefen geschäftig zwischen den Sturmjägern umher, um die Ankunft der Magierin vorzubereiten.
Ein kleines Treppchen wuchs aus der Sänfte. Die junge Dame schwebte kleiderrauschend auf das Schiff, gefolgt von ihrem Vater.
»Lilipa!«
Eine Zwergin mit einem großen weißen Sonnenschirm drehte sich um und eilte herbei. Offenbar war es Aricaas Dienerin, denn nach einem hastigen Knicks hielt sie den Schirm über sie. Dabei war die Sonne kaum aufgegangen.
»Und wo ist Kapitän Nord?«, fragte der Magier, ohne jemanden direkt
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