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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Menge einen ganzen Weinkrug leerte, und die beiden singenden Frauen mit den Säbeln - vielleicht waren sie einmal Sturmjäger gewesen, hatten erst ihre Jagdbeute, dann ihr Schiff und ihren Beruf verloren. Hel sah sich selbst zwischen ihnen, wie sie ihr restliches Leben in den Schenken verbrachte, mit Wein und den immer gleichen alten Abenteuergeschichten,
auf der Flucht vor gestern und morgen. Aber die anderen hatten ihre Geschichten wenigstens erlebt. Für sie war alles vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte.
    Sie ballte die Fäuste und spürte, wie sich Novas Manschette in ihre Handfläche bohrte. Der Schmerz war seltsam tröstlich. Rasche Tränen tropften ihr über die Wimpern, durchnässten die Augenklappe.
    »Mädchen, alles in Ordnung?«, fragte ein Zwerg, der mit drei Kumpanen die Treppe heraufkam.
    Hel nickte unangenehm berührt. Die Zwerge gingen vorüber. Doch als sie wieder allein war, fühlte sie sich noch elender.
    Nach den Zwergen sprach sie niemand mehr an, obwohl sie immer wieder leise schluchzte. Schließlich stand sie auf, als hätte sie vergeblich auf jemanden gewartet, der alles wiedergutmachte, und schlich zum Nordhafen. Imposante Treppen und Spitzbogen lagen im Schein der mondfarbenen Leuchtkugeln. Hel stieg die Stufen so langsam wie möglich hinauf und ließ den Blick über die betrunkenen, tuschelnden oder schlafenden Gestalten links und rechts schweifen, ohne jemanden außer sich selbst wirklich wahrzunehmen. Ihre Schritte kamen ihr so schwer und endgültig vor, als hinterließe sie Abdrücke im Stein.
    Eine breite Brücke führte zum Wachturm und der Anlegestelle dahinter, wo auf vielen Einbuchtungen im Fels Schiffe schlummerten. Hel meldete sich beim Wachturm als Sturmjägerin auf der Taube , doch ihr Name stand nicht auf der Besatzungsliste. Also zeigte sie Novas Manschette und erklärte den beiden Stadtwächtern die ganze Geschichte - zwecklos. Man ließ sie nicht ein.
    »Warum denn?« Hel hob hilflos die Arme. »Ich bin unbewaffnet!«

    »Was ist mit dem Degen?«
    » Das ?« Hel hielt die Manschette zwischen Daumen und Zeigefinger. »Damit könnte ich höchstens jemandem die Fingernägel putzen!«
    »Verschwinde«, knurrte der andere Zwerg, »oder wir müssen dich in Gewahrsam nehmen.«
    Mit zusammengepressten Lippen drehte Hel sich um und stapfte zurück zur Treppe. Vor lauter Wut liefen ihr wieder Tränen übers Gesicht und das machte sie noch wütender. Diese Wächter! Bestimmt lag es an ihrer Augenklappe - so eine verwegene Gestalt konnte ja nur eine Diebin sein.
    Hel kauerte sich in die Schatten auf der Treppe und zog die Beine unter ihre Weste. Es war kalt und sie zitterte. Wie spät es wohl sein mochte? Dumpf stierte sie in den östlichen Himmel und wartete auf den Tag.
     
    Sie hatte nie eine längere Nacht erlebt. Die Zeit wollte einfach nicht verstreichen. Immer wieder versuchte sie einzuschlafen, schloss die Augen und blendete die hartnäckigen Gedanken aus, aber jedes Mal kamen die Laute zurück, rollten blass schimmernd wie Quecksilber zusammen, Mercurin , und dann seufzte sie, weil sie seinen Namen hatte, aber den Jungen verloren hatte.
    Wenn sie sich zu oft an ihn erinnerte, würde sein Gesicht verblassen, sie musste sparsam damit umgehen … Schließlich nickte sie doch weg, taumelte durch leichte, blaue Träume und schrak hoch, besorgt, dass sie die Abreise der Taube verschlafen hätte. Aber es war noch dunkel, aus der Stadt waberte nächtlicher Lärm herauf … sogar die drei Matrosen standen nach wie vor auf der Treppe, und wie es aussah, hatten sie ihre Weinflasche immer noch nicht geleert. Stöhnend lehnte Hel den Kopf zurück.

    Schließlich tauchten die Matrosen ins Hafenviertel ab. Neue Gestalten gingen vorüber, kamen von den Schiffen oder kehrten zurück. Hel schlief nicht mehr ein, es war vergebens. Sie überlegte schon, zum Weinfest zurückzukehren und sich zu betrinken. Aber sie war verweint und wollte von niemandem gesehen werden.
    Irgendwann lief Hel die Treppe doch hinab. Sie hielt sich den Lichtern fern und beobachtete das Getümmel aus der Ferne. Müde Gestalten schleppten sich die Stufen zum Hafen hinauf, aber Nova war nicht unter ihnen. Hel wurde bewusst, dass sie ihm gar nicht begegnen wollte, und sie ging wieder zurück.
    Die Stunden vor Sonnenaufgang döste sie dahin, zu müde, zu wach. Schließlich beobachtete sie, dass bei den Zwergen ein Schichtwechsel stattfand, und rappelte sich auf. Vielleicht hatte sie diesmal mehr Glück.
    Aber ihre

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