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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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unterhaltungshungrigen Volkes, wenn es zahlen konnte. Aber wohin er auch reiste, sie wartete bereits auf ihn.
    Wenn seine Klinge aus der Brust eines Mannes glitt, hörte er Sand kichern. Sobald irgendein bedauernswertes Ungeheuer in den Staub fiel, kam sie, die Wüste, und saugte den Jubel der Masse in ihren heulenden Schlund. In der feuchtwarmen Umarmung der Dirnen lauerte sie auf ihn, leer, atemlos, forderte, dass er sich in ihrer gesichtslosen Weite verlor.
    Die Wüste war größer, viel größer als die Grenzen des Horizonts. Er wusste, er würde sie nie verlassen können.
    Nachdem er der Windigen Stadt entkommen war, brach er nach Har’punaptra auf. Das hatte er sowieso vorgehabt,
aber mit dem Preisgeld des Trollkampfes in der Tasche. Fast ein Jahr lang hatte ihn das Schicksal durch die Räuberstädte getrieben, er war gut bezahlt worden und hatte alles verzecht, verspielt und versoffen. Dabei wollte er auf einen schweren Geldring sparen, um sich eine Weile in der Zwergenhauptstadt zu vergnügen. Egal, dann nahm er eben in Har’punaptra Arbeit an, auch wenn er sich in seinen Rückzugsorten lieber ruhig verhielt. Wenn man sichs aussuchen konnte, war es besser, in der Fremde zu arbeiten und danach zu verschwinden.
    Karat besaß nichts mehr außer seinem Brustpanzer, seinem Schwert, dem Pferd und einem halben Finger Lirium. Aber er hatte schon weniger besessen. Fast zwei Tage kam er ohne Wasser aus. Dann brach das Pferd zusammen und er schlachtete es, trank das Blut und aß rohes Fleisch. Drei Tage später stieß er auf eine Gruppe Händler oder Räuber aus den Gebirgen. Weil Karat kein Geld hatte, tötete er zwei Männer, die anderen drei konnte er mit dem halben Finger Lirium ausschalten. Er erbeutete vier kostbare Wasserschläuche und Nahrung für den Rest seiner Reise. Als Har’punaptra am flimmernden Horizont auftauchte, war er wohlgenährter und kräftiger als manch anderes Mal.
    Er musste keine Straßensteuer zahlen, denn er ging durch die Zeltdörfer auf das Tor zu. Niemand überfiel ihn, obwohl in jedem Schatten hungrige Augen lauerten. Man kannte ihn oder erkannte zumindest sein Araidann-Schwert, seinen furchtlosen Gang, das Überleben, das ihm mit der langen Narbe ins Gesicht geschrieben stand.
    Karat ging zur Fata Morgana , einer Herberge zweifelhaften Rufes, in der es nur Frauen des Isenvolks gab. Die baufälligen und mehrfach übermalten Türmchen im Höhlenviertel waren seine Unterkunft, wann immer er in der
Zwergenhauptstadt weilte. Die Herrin des Hauses hieß Sybahl, war eine ältere, außergewöhnlich große und geschmeidige Frau mit nussfarbener Haut und rötlichem Haar, die Karat gut kannte und keine sofortige Bezahlung verlangte. In den dämmrigen Räumen bot sie ihm ein Lager, wusch sein vor Staub erstarrtes Haar und rieb die trockene Haut mit Ölen ein. Die schweren Brokatvorhänge dämpften den Lärm der Stadt. Der starke, salzige Zhai, Branntwein seines Volkes, betäubte den Kopf, bescherte dem Leben eine dringend nötige Pause. Karat erholte sich. Über das unerklärliche Ereignis in der Windigen Stadt rätselte er nicht viel. Er hatte überlebt, das war alles, was zählte. Mit den Jahren hatte er gelernt, manche Erinnerungen auszublenden.
    Von Sybahl und den Mädchen ließ er sich erzählen, welche Arbeit es gerade gab. Verbotene Kämpfe, Mordaufträge, Kopfgeld - Gier und Rache, am Ende steckte immer dasselbe dahinter. Aber dann gelang es Sybahl doch, ihn zu überraschen.
    »Hast du noch nichts von der neuen Bewegung gehört?«, fragte sie und blies Rauch durch die Lücken ihres Lächelns. Wie bei allen Isen waren ihre Zähne länger und spitzer als die der Menschen - weil Isen die Fische mit dem bloßen Maul fingen, wie man hämisch sagte -, doch Sybahl hatte den scheinbaren Makel durch ein Zufeilen der Vorderzähne absichtlich noch betont. Karat nahm den dicken Rauch mit einem Kuss auf, fühlte dabei die Spitzen wie etwas Gefährliches, Vertrautes. Heimat. Grasbewachsene Inseln, die Bergrücken im Meer, wo das Kraut zum Rauchen wächst und die Gesänge im Wind wehen. Helles Holz im Feuer und Salz, dieser Duft.
    »Welche Bewegung? Ich schließe mich keiner Armee an. Ich geh als Söldner nur allein.«

    »Diesmal ist es vielleicht anders«, sagte Sybahl und biss auf das Mundstück ihrer Pfeife. »Man spricht von einer neuen Bewegung unseres Volkes, Karat. Die Zeit der Unterdrückung wird bald enden, denn das Land stirbt aus, und die Bleichen, die sich von dem Land genährt haben und

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