Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
stehen.
    Als sie Nova später von der Begegnung erzählte, wurde er sehr unruhig. Sie saßen im Bug des Schiffs, nur Sternenhimmel und Nacht um sich, und der Fahrtwind brauste ihnen durchs Haar. Niemand konnte sie belauschen.
    »Damit meint Harlem doch, dass ich in euren Auftrag eingeweiht bin, oder?«, stammelte Nova. Die Vorstellung, der
Attentäterin ein Dorn im Auge zu sein, war wirklich nicht angenehm - Hel konnte seine Sorge nachvollziehen.
    »Ich wüsste nicht, was sie sonst andeuten wollte«, sagte sie. »Aber so, wie ich sie einschätze, ist ihr egal, ob du davon weißt oder nicht. Solange du ihr nicht im Weg stehst - und das tust du ja nicht. Dass du vom Zweck unserer Reise weißt, wird sie nicht daran hindern, ihren Mord zu begehen.« Hel hielt inne. Dann schüttelte sie den Kopf. »Wie kann man nur jemanden töten, den man gar nicht kennt, von dem man nichts weiß?«
    Nova nickte langsam. »Aber es ist ja ein Dämon - oder zumindest ein Verbrecher, den wir jagen. Harlem weiß, was er getan hat und noch tun wird, wenn man ihn nicht aufhält.«
    Hel schlang die Arme um ihre Knie und wiegte sich. Obwohl der Unbekannte alle Menschen umgebracht hatte, die ihr nahegestanden hatten, war sie nicht sicher, ob sie ihn hätte töten können. Sie wusste einfach nichts über die Gründe, die ihn dazu getrieben hatten. Sie konnte niemanden hassen, den sie nicht kannte.
    Hel schloss die Augen. Sosehr sie sich nach Antworten sehnte, so sehr fürchtete sie sich auch davor.
    »Nova?«, rief jemand. Als sie sich umdrehten, entdeckten sie Kapitän Nord, der mit einer Leuchtkugel auf sie zukam. Er war barfuß und nur mit einer Hose bekleidet. In den Armen hielt er ein prachtvoll besticktes blaues Wams. »Lasst euch nicht stören, ihr zwei. Ich wollte dich nur fragen, ob du Nähzeug hast. Ich muss Löcher stopfen.«
    Nova erhob sich verwundert. »Äh, ja, natürlich. In der weißen Kommode gegenüber von meinem Bett, in einer der oberen Schubladen müsste was sein. Soll ich dir …?«
    Kapitän Nord wehrte ab. »Nein, nein, keine Umstände. Ich finde es schon. Bleibt ihr nur zusammen.«

    Nova setzte sich wieder. Staunend blickten sie dem Kapitän nach, der leise summend mit dem Licht verschwand.
    »Normalerweise … schläft er um diese Zeit schon«, murmelte Nova. Hel wusste, dass er mit »schlafen« sich betrinken meinte. Tatsächlich war der Kapitän seit ihrem Aufbruch auffällig oft nüchtern. Dass sie die Magierin von Moia wiedersehen würden, hatte offenbar einen gewaltigen Einfluss auf seinen Lebenswandel.
    Hel bemerkte ein Lächeln auf Novas Lippen. Mitleid und Stolz spiegelten sich in seiner Miene, und selten hatte sie so viel Wärme in seinen Augen gesehen wie jetzt, da er zu den erleuchteten Fenstern der Kapitänskajüte blickte.
    »Kriegst du noch Eilige Federn von deiner Verlobten?«
    »Ständig.« Grunzend ließ er sich auf den Rücken sinken und streckte die Arme aus. »Und die Dinger sind gefährlich! Ich schwöre, die Federn versuchen, mir ihre Nachrichten in die Haut zu ritzen. Ich wette, sie hat sie mit einem Eifrigkeitszauber belegt.«
    Hel schielte auf ihn hinab. »Ich glaube, ich kann dir verzeihen, wie du mit den Mädchen umspringst … weil ich deine Mutter kenne.«
    »Wieso? Meine Mutter ist wundervoll«, erwiderte er sofort. »Sie ist die Magiern von Moia.«
    Hel sah ihn nur an. Nova sah zu den Sternen auf. Nach einer Weile sagte er: »Übrigens behandle ich die Mädchen längst nicht so schlecht, wie du denkst. Es ist ja sehr schmeichelhaft, dass du mich für einen Herzensbrecher hältst, vielen Dank. Aber man sagt mir mehr Abenteuer nach, als ich für mich verbuchen kann.«
    Hel fürchtete, dass sie nicht überzeugend klingen würde, wenn sie nun widersprach, also schwieg sie. Sie wusste außerdem, dass sie ihn damit am meisten ärgerte.

    Es war der sechste Morgen ihrer Reise, als das Meer in Sicht kam. Hel erblickte den dünnen blauen Streifen, der jenseits des Landes am Horizont aufstieg, ganz unvermittelt.
    Den ganzen Tag war sie nicht vom Bug wegzubekommen und beobachtete, wie das Meer heranwuchs. Der Rand der Welt. Die unbegreifbare, unendliche Masse, die alles Bekannte umschloss. Die irgendwo dort draußen auch das Nichts berühren musste, wo alles Irdische aufhörte. Bald ließen sich einzelne Wellen erkennen, dann die Schaumkronen, die die Küste umspielten. Das Wasser war dunkel und wirkte gefährlich.
    Es dämmerte schon, da stieg ein Umriss aus dem Land. Es war eine Burg, schwer und

Weitere Kostenlose Bücher