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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Abend erreichte Karat eine kleine Stadt, wie es entlang der Adern zahlreiche gab. Die von Höhlen durchlöcherten Felsvorsprünge am Waldrand wurden von Zwergen
bewohnt, doch auch Menschenhäuser drängten sich an die tropfenden Klippen. Es war keine Seltenheit, dass sich Menschen niederließen, wo Zwerge bereits Jahrhunderte vorher entdeckt hatten, dass das Lebendige Land ruhig war.
    Karat kehrte in der einzigen Schenke des Städtchens ein, in deren Betten er passte. Der schweigsame Wirt schürte das Feuer in der Stube, damit seine Kleider rascher trockneten, und die Wirtin brachte heiße Suppe. Als die Frau trotz des warnenden Blicks ihres Mannes fragte, was ihn hertreibe, antwortete er mit einer Gegenfrage: »Was wisst ihr von einem Dämon? Er soll ein Dorf zerstört haben, nicht weit von hier.«
    Der Wirt hängte den Schürhaken zurück und sah seine Frau eindringlich an, ehe er in der Küche verschwand. Die Wirtin wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Es ist wahr … eine halbe Tagesreise westlich von hier, in den Bergen, lag das Dorf. Der Straßenmann, der dort oft vorbeikommt und die Feenlichter auswechselt, hat es mir erzählt. Er war vor drei Tagen da, aber das Dorf war weg. Nur noch ein paar Knochen und verbrannte Erde, selbst die Bäume und Pflanzen ringsum waren verdorrt.« Sie presste die Lippen zusammen. Dann setzte sie sich hastig auf den Stuhl neben ihm und murmelte: »Ich glaube nicht, dass es Isen waren. Manche behaupten das. Aber was auch immer durch die Wälder streift, es ist nicht aus Fleisch und Blut.«
    Karat nickte ernst, doch innerlich war er überrascht über die Ehrlichkeit der Frau. Und dass sie keine Feindschaft gegen Isen zu hegen schien. Vielleicht waren die Menschen hier draußen wirklich reineren Herzens als in den Städten, auf jeden Fall waren sie naiver.

    Die Wirtin blieb erwartungsvoll sitzen; offenbar wollte sie nun von ihm etwas hören. Karat trank seine Suppe leer.
    »Seid Ihr hinter dem Dämon her?«, fragte sie rundheraus. Karats Blick ließ sie zurückweichen. Er sah förmlich den Wandel in ihren Augen: Die Neugier wich Misstrauen, als würde jemand eine Münze umdrehen.
    »Wie komme ich zu dem Dorf, führt die Ader daran vorbei?«
    »Ja, Herr. Ihr müsst nur der Straße folgen.« Die Wirtin gab sich einen Ruck und stand auf. »Aber Ihr werdet nicht mehr viel sehen, höchstens einen kahlen Fleck.«
    Karat hatte gehört, was er wollte, und erhob sich ebenfalls. »Zeig mir mein Zimmer.«
     
    Träume waren schwarz und weiß und manchmal schrecklich rot.
    Er sah die Kinder von den Booten taumeln, das Wasser war viel kälter als in den Lagunen draußen, hier bellten die Wellen dunkle Klippen an. Die Männer mit den Säbeln brachten sie zu Feuern, riesig und rot. Viel mehr Kinder waren da, die er gar nicht kannte. Und in ihren Händen lag scharfes Eisen und ihre Augen leuchteten so kalt.
    Kämpfe. Das sagten Stimmen, manchmal im Chor, dann allein. Kämpfe um dein Leben, eins hast du schon verloren. Du oder sie. Du musst … manchmal töten …
    Du bringst uns Silber, du bringst uns Blut. Oder wir, schwarze Nacht, bringen dich um.
    Er kämpfte. Seine Hände voll scharfem Eisen, voll feuchtem Rot. Viel später nannten sie ihn Schakal, denn wer sich ein Leben zurückraubte, bekam einen Namen. Schakal. Ein listiger Dieb, kann durch Wüsten huschen, reißt Kinder in der Dunkelheit.

    Am nächsten Tag kam er tatsächlich an dem Dorf vorbei. Verkohlte Holzbretter und die Gerippe von Hütten glänzten wie mit Pech begossen im Regen. Lange betrachtete Karat die Bäume ringsum. Keiner trug ein grünes Blatt, sie waren tot wie in die Erde gesteckte Äste. Mächtige Magie musste hier gewütet haben. Wahrscheinlich war der Dämon einer von den Magiern selbst und hatte den Verstand verloren. Oder es war tatsächlich einem Außenstehenden gelungen, sich das geheime Wissen anzueignen, das in den Türmen Aradons so streng gehütet wurde. Aber konnte ein wahnsinniger Mörder vollbringen, was die geschicktesten Verräter über Jahrhunderte vergeblich versucht hatten? Karat zweifelte daran. Welchen Plan verfolgte der Dämon mit seiner Zerstörung? Seine Spur war zunächst von Norden nach Süden verlaufen, nun schien er in westlicher Richtung unterwegs zu sein. Was war sein Ziel? Wenn er die Macht besaß, Dörfer auszulöschen, wieso griff er keine Städte an, die bedeutsamer waren als ein paar Hütten in der Wildnis?
    Diese Überlegungen beschäftigten Karat, als er der Straße nach Westen

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