Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Krieg ja gut ausgegangen. Die Druiden verloren und zogen eine Gebirgskette um ihr verbliebenes Gebiet, damit die Sturmjagd wenigstens nicht in ihre Nähe kommen konnte. Seitdem hat man hier nichts mehr von den Dingen gehört, die jenseits der Kauenden Klippen vor sich gehen; wenn es tatsächlich Menschen gibt, denen eine Flucht aus dem Alten Reich gelungen ist, dann verbergen sie sich und schweigen. Die Herrschaft der Druiden muss bis heute ungebrochen sein, ein sehr beunruhigender Gedanke, finde ich. Es gibt nur sehr alte und ungenaue Überlieferungen, die ich natürlich alle gelesen habe, doch …«
Hel nickte immer nur. Dabei überlegte sie die ganze Zeit, an welches Tier Olowain sie bloß erinnerte. Auf jeden Fall an ein schläfriges Tier, eine Schildkröte vielleicht, aber dafür war er zu schlaksig und groß. Sie konnte nicht begreifen, wie jemand so ausdauernd über ein Thema erzählen und dabei so leidenschaftslos klingen konnte.
Ab und zu sprach Olowain sie auch auf ihre zweite Sicht an, doch selbst da war es bald er, der erzählte.
Arill und seine Krieger blieben unter sich. Hel hörte sie kaum sprechen. Nur durch Zufall bekam sie einmal einen Befehl Arills mit und erfuhr so, dass der blonde Söldner Caiden hieß und sein dunkelhaariger Gefährte Berano - der Name der weiblichen Söldnerin blieb ein Rätsel. Wenn sie
an Deck waren, schliffen sie ihre Klingen oder übten sich in Zwei- und Gruppenkämpfen, bei denen Arme, Beine und Stäbe so schnell durcheinanderwirbelten, dass man kaum folgen konnte. Trotzdem spürte Hel, dass die Söldner dabei insgeheim die anderen an Bord beobachteten. So versunken sie in ihr Training auch schienen, mehrmals fühlte Hel ihre Blicke über das Deck huschen, scharf wie Klingen. Sie waren für die Sicherheit der Gefährten zuständig, darum misstrauten sie jedem - vielleicht sogar den Gefährten selbst.
Harlem schien sich jedoch nicht daran zu stören, dass Arill ihr düster nachblickte, wohin sie auch ging. Meistens döste sie in ihrer magischen Hängematte, die entfaltet zwei Fuß über dem Boden schwebte. Ein zwergisches Buch lag dabei oft über ihren Augen, und hätte Hel sie nicht sehr überzeugend schnarchen gehört, hätte sie vermutet, dass die Attentäterin ihre Mitreisenden genauso heimlich beobachtete wie die Söldner.
Eines Abends, als Hel gerade kochte, betrat die Zwergin die Küche. »Wie sieht es aus, das Licht, das nur du sehen kannst?«
Hel erschrak, als sie die kratzige Stimme so dicht hinter sich vernahm, und ließ die ganze Zwiebel in die Suppe fallen. Dann standen sie sich gegenüber, allein im dämmrigen Raum. Die Zwergin sah sie durchdringend an und kaute dabei auf einer getrockneten Knollenfrucht. Sie hatte ihren eigenen Proviant mitgenommen und rührte nichts von dem Essen der anderen an, ob das nun eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme war oder einfach Geschmackssache.
»Äh, wie das Licht aussieht?« Hel versuchte, ihre Nervosität zu überspielen, stützte einen Arm in die Seite und senkte ihn wieder. Sie nahm einen Löffel und fischte nach
der Zwiebel. »Nun, es ist so eine Art Aura, die alles umgibt, was lebendig ist. Sie sieht so aus wie das Licht von Geistern. Geister sind ja auch lebendig. Nur dass sich das Licht von Wesen aus Fleisch und Blut schneller wandeln kann.«
»Was meinst du?«
»Nun … wenn jemand verletzt ist oder krank, ist sein Licht schwächer. Auch wenn jemand wütend ist oder glücklich, ändert sich manchmal sein Licht.«
»Also kannst du Gefühle sehen. Kannst du Gedanken lesen?« Es klang wie eine Feststellung. Hel sah sie an.
»Nein, das nicht. Gefühle sehen kann doch eigentlich jeder, schließlich ist es nicht schwer zu erkennen, ob jemand wütend ist oder traurig oder sonst was.«
»Manchmal schon.« Die Zwergin musterte sie mit ihrem schiefen Lächeln und schob sich den letzten Bissen ihrer schrumpeligen Knolle in den Mund. »Dein Freund der Sturmjäger«, fuhr Harlem fort, »er weiß Bescheid, nicht?«
Hel öffnete den Mund, wartete aber vergebens darauf, dass ihr eine Antwort einfiel. Die Zwergin nickte dennoch. Dann drehte sie sich um und ging. In der Tür blieb sie noch einmal stehen: Ihr Blick gab Hel das Gefühl, ein Geheimnis mit ihr zu teilen, in das sie trotzdem nicht eingeweiht war. »Übrigens hatten wir Zwerge einst, bevor wir in eure Städte gezogen sind, auch eine besondere Sicht. Manche von uns können immer noch sehr gut in der Dunkelheit sehen.« Lächelnd ließ sie Hel in der Küche
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