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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wie im Traum. Sie achtete kaum auf den zählenden General. Sie fühlte sich, als würde dies alles nicht wirklich passieren. Als müsse sie jeden Augenblick in ihrem Bett in Olmütz erwachen. Gabriela biss sich auf die Lippen. So fest, dass sich ihr Mund mit dem metallischen Geschmack von Blut füllte. Sie durfte sich nicht so gehenlassen! Ein Herzschlag noch oder zwei … Dann entschied sich, ob sie leben oder sterben würde. Ihre Hand schloss sich fester um den Griff der Duellpistole.
    »Zehn!«
    Mit einem Ruck fuhr sie herum. Sie drehte sich nur halb. So würde sie dem Rittmeister weniger Trefferfläche bieten. Langsam streckte sie den angewinkelten Arm und zielte über den Lauf der Waffe hinweg. Auf der anderen Seite ertönte ein Knall. Von Graffenstein hatte sich keine Zeit zum Zielen genommen! Sie spürte die Kugel dicht an ihrem Gesicht vorbeipfeifen. Sie atmete erleichtert aus. Jetzt hatte dieser arrogante Schnösel verspielt! Mit dem Daumen spannte Gabriela den Hahn der Waffe. Das Gesicht des Rittmeisters war in einer Grimasse panischen Schreckens erstarrt. Wie angewurzelt stand er und stierte zu ihr hinüber. An seinem Knie vorbei segelte in taumelndem Flug der weiße Schmetterling. Sie konnte den Kerl nicht töten!
    »Siehst du den Kohlweißling?«
    Sie drückte ab. Der Schuss riss ihren Arm zurück. Beißender Pulverdampf schlug ihr ins Gesicht und brannte in den Augen. Sie blinzelte die Tränen weg. Der Schmetterling war verschwunden. Von Graffenstein starrte sie verwundert an. Dann grinste er plötzlich. Gabriela schluckte. Sie hatte einen Fehler gemacht. Er würde nicht absichtlich danebenschießen.
    »Wechselt nun die Waffen!«, ertönte die laute Stimme des Generals.
    Gabriela ließ die verschossene Pistole einfach fallen. Dann spannte sie den Hahn der zweiten Waffe. Diesmal konnte sie es sich nicht mehr leisten zu zögern. Von Graffenstein meinte es todernst. Er würde ihr den Kopf von den Schultern schießen, wenn er nur Gelegenheit dazu hatte.
    »Seid Ihr bereit?«
    Gabriela bemühte sich ruhig zu atmen. Dieser Schuss musste sitzen!
    »Legt an!«
    Erneut streckte sie den angewinkelten Arm aus und zielte über den Lauf der Waffe hinweg. Diesmal hatte sie die rechte Schulter des Rittmeisters im Visier.
    »Feuer!«
    Sie zögerte. Einen Menschen töten … Sie schaffte es nicht abzudrücken und … Ein Schlag traf sie am Arm. Halb benommen taumelte sie zurück, doch fühlte sie keinen Schmerz. Wie von weit her hörte sie einen Schrei. Sir!
    Langsam hob sie wieder ihre Waffe. Warmes Blut lief ihren rechten Arm hinab. Sie zielte auf den Kopf des Rittmeisters. Von Graffenstein versteifte sich. Er blickte sie fast herausfordernd an. Seine Lippen waren zusammengepresst, sodass sie nicht mehr als ein schmaler Strich waren. Provozierend drehte er sich. Sie konnte nun seine Brust treffen. Langsam ließ sie die Waffe sinken, bis die Mündung in verlängerter Linie auf das Gemächt des Offiziers zeigte. Jetzt spürte sie den Schmerz im Arm. Ihre Hand zitterte leicht. Sie biss die Zähne zusammen. Ihr Finger krümmte sich am Abzug.
    Ein lauter Knall ertönte. Vor den Stiefeln des Rittmeisters spritzte Erde auf. Der Rückstoß ließ ihren Arm zurückschnellen. Sie stöhnte vor Schmerz und ließ die Waffe fallen. Mit der Linken griff sie nach dem verletzten Oberarm. Das Blut sickerte ihr durch Finger. Viel Blut!
    »Da Ihr einen Mann nicht von einer Frau unterscheiden könnt, nehme ich an, dass es dort, wohin ich zielte, nichts zu treffen gab. Also konnte ich auch gleich ins Leere schießen«, stieß sie mit bebender Stimme hervor. Dann brach sie in die Knie.
    In die Gestalten am Rande der Lichtung kam Bewegung. Gabriela kämpfte darum, das Bewusstsein zu behalten. Sie durfte auf keinen Fall auf die Krankenstube! Sie hatte nicht all dies riskiert, um dann vom Arzt als Frau entlarvt zu werden.
    Sir kniete neben ihr nieder. »Ist es schlimm?«
    »Ich weiß nicht … Tut verdammt weh.«
    »Darf ich mal sehen?« Der Chirurg gab Sir mit einer knappen Kopfbewegung ein Zeichen, ihm Platz zu machen, beugte sich über Gabriela und trennte mit einem raschen Schnitt die Ärmel ihrer Husarenjacke und ihres Hemds auf. Er wischte mit einem Lappen über die Wunde, dann tastete er mit einem Finger hinein.
    Gabriela stöhnte vor Schmerz. Grelle Lichtpunkte tanzten ihr vor den Augen.
    »Das ist nur eine Fleischwunde, Herr von Bretton. Der Knochen ist unverletzt. Aber es besteht die Gefahr, dass Stofffetzen in die Wunde geraten

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