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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erforderte.
    »Hat Er mir noch etwas zu sagen?« Nádasdy musterte sie kühl mit seinen stahlgrauen Augen.
    Sie hielt dem Blick stand und reckte stolz ihr Kinn vor. Eine Blöße würde sie sich nicht geben!
    »Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass Er sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen in Temeswar und im Regiment gemacht hat. Es gibt viele, die den Graffenstein nicht leiden mögen … « Der Banus sah sie nun ein wenig wohlwollender an. »Er hingegen scheint wie zum Krieger geschaffen. Nur muss Er noch lernen, sein Temperament zu zügeln. Deshalb will ich Ihn unter meine persönliche Aufsicht stellen.« Nádasdy machte eine Pause.
    Gabriela schluckte. Sollte das etwa heißen, dass man sie wegen des Duells unter Arrest stellen würde?
    »Ich brauche einen Volontär für Galoppindienste. Er wird mir als Sendbote dienen und wird eine Uniform gestellt bekommen. Ich hoffe, Er kann reiten!«
    »Wie der Teufel, Herr General!«, entgegnete Gabriela lachend. Ihr Herz schlug wie rasend. Am liebsten hätte sie den Grafen umarmt. Dieser blickte nun zu Sir.
    »Was soll aus Seinem Faktotum werden?«
    »Das Faktotum besitzt ein Patent als Lieutenant der französischen Armee«, entgegnete der Schotte gereizt.
    »Und was treibt Ihn dann nach hier?«
    »Man hat mich zum persönlichen Schutze des jungen Freiherrn eingestellt.«
    Nádasdy lächelte. »Gestern früh hatte ich den Eindruck, dass der junge Herr durchaus in der Lage ist, auf sich selbst aufzupassen. Doch lassen wir das … Wie heißt denn unser französischer Lieutenant?«
    »Man nennt mich Sir, Herr General.«
    Eine schmale Falte teilte die Stirn des Banus. »Will Er sich über mich lustig machen? Sir … Das ist doch kein Name!«
    »Er nennt sich wirklich so«, mischte sich Gabriela ein, die Angst hatte, dass Sir einen regelrechten Streit heraufbeschwören könnte. »Er hat seinen Namen nach einer Ehrenangelegenheit abgelegt. Seid versichert, dass ich niemals einen besseren Gefährten als ihn hatte. Ich lege jederzeit für Sir meine Hand ins Feuer.«
    »Einen Mann, der seinen Namen nicht nennen mag, werde ich nicht in meine Dienste nehmen. Es steht ihm frei, sich weiterhin mit dieser dubiosen Gestalt zu umgeben. Und nun melde Er sich in der Schreibstube! Dort wird man ihm mitteilen, wo Er unterkommen kann und wo Er sich eine Uniform besorgen mag. Für eine Woche ist Er noch vom Dienst befreit, um Seinen Arm zu schonen. Danach erwarte ich, dass Er sich erneut bei mir meldet. Weggetreten!«
    Gabriela salutierte und verließ, gefolgt von Sir, den Raum. Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, konnte sie nicht mehr länger an sich halten. Stürmisch schloss sie ihn in die Arme und zuckte sogleich wegen ihrer Verwundung zusammen. Doch der Schmerz war sofort wieder vergessen. »Wir haben es geschafft … Ich hätte niemals geglaubt, dass er mich akzeptieren würde. Das alles ist dein Verdienst!«
    Sir schnitt eine mürrische Grimasse. »Du bist zum Laufburschen eines Generals avanciert. Wirklich großartig! Wenigstens wirst du ein Quartier für dich alleine bekommen. In Anbetracht deiner besonderen Form der Männlichkeit ist das vielleicht sogar das Beste, was uns passieren konnte. Als Offiziersanwärter im Regiment hätte man dir gewiss keine Kammer für dich alleine zugeteilt.«

5. KAPITEL
    Im Juli erreichte Temeswar der Befehl, alle Truppen des Banats in Kriegsbereitschaft zu versetzen. Alles deutete darauf hin, dass nun jederzeit mit einem Angriff der Preußen auf Böhmen oder Mähren zu rechnen sei. Täglich hatte Gabriela im Dienst des Banus Nádasdy weite Ritte zu unternehmen.
    Wenn sie nicht im Sattel saß, war sie mit Schreibarbeiten beschäftigt, wobei ihr Sir nach Kräften zur Hand ging, denn ihr Vater hatte sie zwar das Reiten und Schießen gelehrt, eine saubere Handschrift aber hielt er für nebensächlich. So pflegte Sir zu behaupten, wenn sie einen Brief schriebe, sähe es so aus, als sei eine Krähe in ein Tintenfass getreten und dann ziellos über ein Blatt Papier gelaufen. Er hingegen machte sich einen Spaß daraus, jeden Brief in einem anderen Stil zu verfassen, sodass ein Kommandant, der mehrere Nachrichten erhielt, glauben musste, dass der Banus, neben seinem persönlichen Sekretär Maximilian, mindestens ein halbes Dutzend weiterer Schreiber beschäftigte. Nur die nüchterne Sprache des Militärs und der Verwaltung machten ihm Schwierigkeiten. Obwohl er sich im normalen Umgang gerne recht drastischer Ausdrücke bediente, schien er,

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