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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wünsche dir viel Glück.«
    Sir starrte in eine Pfütze zu seinen Füßen. Ohne ihr in die Augen zu sehen, ergriff er ihre Hand und drückte sie fest. »Ich … Ja … Viel Glück, meine verrückte Husarin.«
    Vom Rand ihrer Fellmütze war ihr Regenwasser in die Augen gelaufen. Sie blinzelte es fort und lachte, damit er nicht auf die Idee käme, dass sie weinte. »Die Kugel, auf der mein Name steht, ist noch nicht gegossen worden … Pass du lieber auf dein Fell auf, wenn sie dich zu den Wilden nach Amerika schicken.« Sie lachte noch einmal und drehte sich dann abrupt um. Mit langen Schritten eilte sie der Rampe entgegen, die zur Zwei-Pistolen-Gasse hinter der Bastion führte. Noch immer hoffte sie darauf, dass Sir ihr nachkommen würde, doch als sie die Mündung der Gasse erreichte, wusste sie, dass sie ihn verloren hatte.
    Ein weiterer Monat verging, bis die Grenzregimenter unter Führung des Grafen Nádasdy nach Norden abrückten. Es war ein Monat vieler einsamer Abende gewesen. Sir hatte Temeswar verlassen, ohne sie noch einmal aufzusuchen. Als sie in ihre gemeinsame Kammer gekommen war, war diese leer, so als habe sie den kleinen Raum nie mit jemand anderem geteilt.
    Wenn sie allein war, dachte sie oft an Gregorius. Ihr Groll gegen ihn hatte nachgelassen und sorgsam verwahrte sie den Brief, den er auf die Rückseite des Festungsplans geschrieben hatte. Immer wieder las sie die Zeilen, bis sie den Text fast auswendig konnte. Durfte sie ihm trauen? Welches war das wahre Gesicht des Nürnbergers? Jenes, das er ihr in der Nacht des Feuerwerks gezeigt hatte? Oder war er doch ein gütiger Freund?
    Einmal begann sie sogar einen Brief an ihn zu schreiben. Er wurde nie fertig … Ein paar Tage lang verbarg sie ihn in ihrer Ausgabe des Simplicissimus, dann zerriss sie ihn. Wohin hätte sie den Brief auch schicken sollen! Gott allein wusste, wo Gregorius jetzt steckte. Wahrscheinlich war er längst wieder am Hof irgendeines kleinen Fürsten, um dort ein Feuerwerk zu planen. Ob sie ihn wohl jemals wiedersehen würde? Es ärgerte sie, dass sie trotz seines Verrates an ihr so viel Zeit damit verbrachte, an ihn zu denken. Er war es nicht wert, dieser verfluchte Schurke! Jeden Abend schwor sie sich aufs Neue, den Feuerwerker ein für alle Mal aus ihrer Erinnerung zu tilgen. Doch all die Eide waren vergebens … Wenn sie stundenlang allein auf einsamen Wegen ritt oder zur Nacht in ihr verwaistes Zimmer zurückkehrte, dann dauerte es nie lange, bis Gregorius sich erneut in ihre Gedanken stahl.
    Der September wurde ein Monat voller Arbeit. Hunderte von Meilen legte sie auf Botenritten zurück, bis schließlich alle Regimenter um Temeswar versammelt waren und sich die mehrere Meilen lange Kolonne von Soldaten in Marsch setzte. Im Offizierscorps herrschte eine kaum unterdrückte Spannung. Viele der Lieutenants und Hauptleute, die meist unter den deutschstämmigen Siedlern rekrutiert worden waren, fürchteten die Kroaten, die sie kommandierten. Nur der Banus war stets gelassen, so als könne ihm nichts etwas anhaben.
    Wohin immer der Heerzug kam, hatte Gabriela den Eindruck, schon in Feindesland zu sein. Die Fensterläden waren versperrt, kaum jemand zeigte sich auf der Straße, und die wenigen, die sich sehen ließen, waren ängstlich oder feindselig. In den vorangegangenen Kriegen hatten die Husaren und Kroaten sich den Ruf erworben, es nicht so genau zu nehmen, ob sie sich in Freundes- oder Feindesland aufhielten.
    Schon in der dritten Nacht gab es einen Zwischenfall. Am Horizont leuchteten Flammen. Nádasdy und sein Stab waren in einem Wirtshaus untergekommen, als sie die Nachricht erreichte. Fluchend ließ der Banus sein Pferd satteln und eine Eskadron der Althanner-Dragoner aufsitzen. Mit einem Teil der Offiziere schloss sich Gabriela den Reitern an.
    Obwohl die Flammen von weitem zu sehen waren, dauerte es mehr als eine Stunde, bis sie die brennende Scheune erreichten. Sie gehörte zu einem großen Gehöft mit etlichen Ställen und Speicherhäusern und mehr als einem Dutzend kleiner Katen für die Knechte. Der Hof lag am Fuß eines Hügels. Deutlich konnte man die Schatten der Plünderer erkennen. Sie schienen nicht damit zu rechnen, dass jemand käme, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Obwohl die Reiter noch gut fünfhundert Schritt entfernt waren, konnte man deutlich Schreie und lautes Lachen hören.
    Mit leiser Stimme befahl der Banus den Dragonern, die Seiten des Gehöfts und den hinter den Gebäuden liegenden Hügel zu

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