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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schlug sie Funken aus dem Stein, bis sich das trockene Pfeifenkraut entzündete. Sie nahm einen tiefen Zug und reichte ihrem Kameraden dann die Pfeife. Ihr Blick wanderte über die geplünderten Wagen. Sie würde mit dem Alten Totenwache halten, bis das Regiment eintraf.
    Endlich! Janosch war bester Laune. Wie ein zweiter Odysseus war er wochenlang durch Böhmen und Schlesien geirrt, ohne das Husarenregiment einholen zu können. Doch heute Abend würde er im Zelt des Banus stehen und ihm würde endlich Gerechtigkeit widerfahren.
    Er malte sich aus, wie man Gabriela noch in dieser Nacht entlarvte und sie am nächsten Morgen bei Trommelwirbel zum Galgen geführt würde. Um das letzte Stück des Weges zu bewältigen, hatte er eine offene Kutsche angemietet, die ihn über Feldwege in Richtung Moys brachte, wo sich das Heer sammelte.
    »Herr Oberstzollmeister!«
    »Ja!«, bellte Janosch barsch. Der Kutscher war ein schlesischer Trottel. Was fiel dem Kerl ein, ihn aus seinen Gedanken aufzuscheuchen.
    »Dort hinten am Wald scheinen Reiter zu sein. Was soll ich tun? Umkehren?«
    »Hab ich dir nicht gesagt, dass ich heute Abend noch im Feldlager sein muss? Zum Teufel mit den Reitern! Fahr hin!«
    »Ich … ich wollte nur sagen … dass wir auch nicht mehr weit vom preußischen Heere sind und … «
    »Halts Maul, Kerl! Seit der König nach Westen abgerückt ist, wagen seine Generäle es nicht mehr, sich zur Schlacht zu stellen. Die rennen allesamt heim nach Berlin … «
    »Wie Ihr meint, gnädiger Herr.«
    Janosch lehnte sich seitlich aus der Kutsche und blickte zu den Reitern. Es war nur ein kleiner Trupp. Wahrscheinlich Späher. Plötzlich setzten sie sich in Bewegung und hielten auf die Kutsche zu. Sollte der Schlesier vielleicht doch recht gehabt haben?
    »Mach hin, Kutscher. Gib deinen lahmen Gäulen die Peitsche. Mit diesem Soldatenpack will ich nicht gemein werden!«
    »Wie der gnädige Herr befehlen!«
    Der Schlesier ließ seine Peitsche über die Köpfe der Pferde hinwegknallen.
    Doch all seine Mühen vermochten das Unvermeidliche lediglich zu verzögern. Stück um Stück holten die Husaren auf. Sie trugen braune Uniformen mit gelber Verschnürung. Janosch kannte nicht die Farben aller Regimenter, doch war er sich ziemlich sicher, dass dies keine Österreicher waren.
    Der Vorderste der Reiter zog seinen Säbel und winkte drohend dem Kutscher. »Halt, im Namen des Königs!«
    Der Schlesier riss an den Zügeln. Verfluchter Feigling, dachte Janosch. Inzwischen hatten die übrigen Reiter die Kutsche umringt. Es waren grobschlächtige Kerle mit roten Gesichtern. Irgendwelches Bauerngesindel, das vom König zum Heeresdienst gezwungen worden war.
    »Wohin des Weges?«, fragte der Anführer der Husaren und wandte sich an Janosch.
    »Ich bin nur ein Geschäftsmann auf dem Weg nach Breslau!«
    »Und dabei reist du mitten durch das Kriegsgebiet? Die Geschäftsleute, die ich bisher kennengelernt habe, sind vorsichtiger. Stimmt es, was der sagt, Kutscher?« Der Husar tippte dem Mann mit dem blanken Säbel gegen den Bauch. »Ich rate dir, belüge mich nicht! Sonst werden wir dir dein Gedärm um die Knöchel winden!«
    Der Schlesier war weiß wie eine Wand. »Ich … Mir hat der Mann gesagt, er sei ein Oberstzollmeister aus dem Banat. Er wollte, dass ich ihn ins Feldlager des Generals Nádasdy bringe.«
    »So, so … Ein Kaufmann.« Der Husar wandte sich zu seinen Männern. »Holt den Kerl aus der Kutsche und durchsucht ihn. Wahrscheinlich ist er ein Bote.«
    Janosch richtete sich empört auf. »Dazu habt Ihr kein Recht! Ich bin weder Soldat noch ein Bote oder … « Die Husaren scherten sich nicht um seinen Protest. Der Verschlag der Kutsche wurde aufgerissen und man zerrte ihn heraus. Bald hatten die Husaren die Papiere entdeckt, die in einer ledernen Tasche auf dem Kutschsitz lagen. Ihr Anführer holte die Briefe hervor und musterte sie mit verkniffenem Gesicht. Dann buchstabierte er laut: »An – den – Ge – ner – al – Na – das – dy … Bei allen Hurenhäusern Breslaus!« Der Husar verpasste Janosch einen Schlag ins Gesicht. »Belüge mich nicht noch einmal. Du sagst, du seiest kein Bote! Dich nehmen wir mit, du Drecksack. Dann kannst du deine Geschichte unserem General erzählen! Der Schlesier mag laufen gehn … Die Kutsche ist im Namen des Königs von Preußen beschlagnahmt!«
    »Ihr macht einen Fehler, Herr … «
    Der Anführer der Husaren deutete mit seinem Säbel auf Janoschs Brust. »Du redest erst wieder,

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