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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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das Zimmer trat. Sie war ganz in Rot und Weiß gekleidet. Ihr Gesicht so stark geschminkt, dass Gabriela nicht erkennen konnte, ob es dieselbe Dame war, von der sie auf dem Hofball geküsst worden war.
    »Bitte verzeih mir diesen Empfang. Ich bin untröstlich, dass unser erstes Treffen einen solch unglücklichen Anfang genommen hat.« Die Fremde klappte die Geheimtür hinter sich zu, blieb aber an der Wand stehen.
    Gabriela schob ihre Rechte in den Ärmel des Kaftans und umklammerte den Griff des Messers.
    »Entschuldige meine Unhöflichkeit.« Die Orientalin verneigte sich. »Ich bin Halime, Gözde des Achmet Effendi Resmi Pascha. Ich habe die Ehre, den bevorzugtesten Platz unter seinen Ehefrauen zu bekleiden. Am Hofe eines eurer Könige würde man mich wohl eine Favoritin nennen.«
    »Und ich bin Gabriel von Bretton, Unterlieutenant in der vierten Eskadron der Nádasdy-Husaren«, entgegnete Gabriela kühl.
    Die Orientalin lächelte. »Nun, zu unser beider Glück magst du dich zwar wie ein Erzengel nennen, doch bist du kein Mann. Wie deutlich … « Sie räusperte sich. »Ich habe nicht gewollt, dass du so grob behandelt wirst. Es war … Eigentlich sollte der Pascha an diesem Abend nicht im Hause sein. Ich hatte ihm gesagt, ich würde mich mit einer Dame von Stand treffen … Im letzten Moment ist er dann doch nicht gegangen. Er sah dich in den Hof reiten und hielt mich für eine Lügnerin. Ich habe ihm bei Allah geschworen, doch er wollte mir nicht glauben.« Sie lächelte schüchtern. »Du warst einfach zu überzeugend in deiner Uniform. Der Pascha war überzeugt, ich wolle ihn mit einem hübschen, jungen Husarenoffizier betrügen!«
    »Und deshalb musste ich auf so schändliche Weise erniedrigt werden?«
    »Willst du denn nicht verstehen? Er musste sicher sein, dass ich ihn nicht hintergehe! Wärest du wirklich ein Mann gewesen, er hätte uns beide töten lassen. Und auf welche Weise hat man dir Gewalt angetan? Der Pascha hat doch nur aus der Ferne zugesehen.«
    Gabriela umklammerte das Messer fester. Kalte Wut stieg in ihr auf. Sie musste sich beherrschen, um nicht auf dieses verlogene Weib loszugehen! »Und die drei Dienerinnen … Wie würdest du nennen, was sie mir angetan haben?«
    Halime sah sie verwundert an. »Meinst du die Rasur! Aber bei Allah! Die Sklavinnen wollten dich nicht verletzen! Weißt du denn nicht, dass diesen Haaren allerlei Krankheiten entspringen können? Es gibt keine Frau in diesem Haus, die eine behaarte Scham hätte. Das ist doch … « Offenbar fand die Gözde keine Worte.
    Einige Augenblicke herrschte Stille zwischen den beiden. Schließlich zog Gabriela das Messer aus dem Ärmel und legte es in Griffweite vor sich auf den Tisch.
    Die Orientalin zuckte zusammen und drückte sich gegen die verborgene Tür hinter dem Seidenteppich. »Wolltest du mich töten?«
    »Auf dem Schlachtfeld habe ich Männer getötet, die mir nie zuvor begegnet waren, nur weil sie die falsche Uniform getragen haben. Im Vergleich zu ihnen hast du mir sehr viel mehr Grund geliefert, dich zu hassen. Du kennst mein Geheimnis, hast mich gezwungen hierherzukommen, und weil du einen Fehler gemacht hast, wurde ich … « Sie stockte und sah die Orientalin voller Verbitterung an. »Das heißt, wenn du die Wahrheit sagst … Vielleicht warst du es hinter dem Wandschirm, und du hattest dein Vergnügen daran, zuzusehen, wie ich gedemütigt wurde. Was willst du von mir, Halime? Warum sollte ich in dieses Haus kommen?«
    Die Gözde machte einen Schritt in Gabrielas Richtung. »Ich habe mit dir reden wollen, weil … weil ich dich bewundere. Ich wollte wissen, welchen Zauber du auf die Männer gelegt hast, dass du unter ihnen sein kannst und sie dich für einen der ihren halten. Dabei muss man dir nur ins Gesicht sehen! Dir wächst kein Bart, auch wenn deine Wangen braun gebrannt sind und du eine verwegene Miene aufsetzt. Und deine Taille. Kein Mann ist so gebaut … « Halime tat noch einen raschen Schritt und griff nun ihrerseits nach einem der kleinen Messer, die bei den Platten mit den Fleischgerichten lagen. Doch statt sie zu bedrohen, richtete sie die Spitze gegen ihr eigenes Herz. »Ich schwöre bei Allah, dass nichts als meine Neugier der Grund war, warum ich dich in den Palast des Resmi Pascha bestellt habe. Ich biete dir zum Beweis meiner Worte mein Leben. Wenn du mich für ehrlos hältst und glaubst, ich hätte dich nur zu deiner Schande hierhergeladen, so werde ich mir auf der Stelle diesen Dolch in mein Herz

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