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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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des Rittmeisters unterstellte? Dann waren die Aussichten wahrscheinlich bestens, dass der Unterlieutenant auf dem Feld der Ehre bliebe! Damit wäre der einzige Mitwisser um diese delikate Affäre aus dem Weg geräumt. Selbst wenn Bretton versuchte, sich vorübergehend auf Kosten des Staates zu bereichern, indem er vorgeblich Geschenke einkaufte, würde der Husar an dem erschwindelten Geld keine Freude haben. Schnitter räusperte sich leise, öffnete eine Lade seines Sekretärs und holte eine pralle Geldkatze hervor. »Das sind fünfzig Maria-Theresien-Taler. Für den Anfang sollte dies genügen. Wenn Sie weitere Geschenke brauchen, setzen Sie mich in Kenntnis, um was es sich dabei handeln soll, und ich werde versuchen, es besorgen zu lassen.«
    Der Husar verneigte sich und griff nach dem Geld. »Ich danke Ihnen, Euer Ehren, und bitte um die Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen.«
    Schnitter nickte. »Tun Sie das. Und vergessen Sie nicht, wenn Sie Neuigkeiten haben, steht Ihnen meine Tür stets offen. Wann werden Sie sich das nächste Mal mit der Haremsdame treffen?«
    »Vermutlich schon übermorgen.«
    Der Geheime Rat lächelte sarkastisch. »Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!«

1 8. KAPITEL
    Die weiteren Besuche bei Halime verliefen ohne Zwischenfälle. Nie bekam Gabriela den Pascha zu Gesicht, und ihre Gastgeberin gab sich stets alle Mühe, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Sie überhäufte Gabriela mit kostbaren Geschenken und gab ihr auch Geld, als sie bemerkte, in welch unvorteilhafter Lage sich ihr Gast befand. So wuchs von Mal zu Mal das schlechte Gewissen bei Gabriela. Sie konnte zwar nicht vergessen, was bei ihrem ersten Besuch geschehen war, doch war sie bereit, jenes bedauerliche Missverständnis Halime nicht länger nachzutragen. Auf der anderen Seite fragte Schnitter immer dringender nach neuen Geheimnissen aus dem Harem des Paschas, sodass Gabriela zuletzt das Herz immer schwerer wurde, wenn sie in den Hof der Gesandtschaft ritt. Sie sehnte den Frühling und die Wiederaufnahme der Kämpfe herbei. Nur so würde sie der Zwickmühle entkommen, in der sie hier in Wien gefangen saß.
    Die Stimmung im Haus Nádasdys wurde mit jedem Tag gedrückter. Immer wieder wurde der Banus zu Beratungen der Generalität befohlen, und es machte den Anschein, dass er dort stets nur unerfreuliche Dinge zu hören bekam. Schließlich wurde er zum Feldmarschall befördert, doch fand er keinen Geschmack an dem neuen Ruhm, denn noch am selben Tage erhielt er die Nachricht, dass er nicht mehr zur Feldarmee gehen, sondern von nun an erneut sein Amt im Banat ausüben solle. Auch die Mitteilung, dass man ihn als einen der Ersten mit dem Großkreuz des neu begründeten Militär-Maria-Theresien-Ordens auszeichnen würde, half dem alten General nicht über seine Verbitterung hinweg. Es war am Abend eben jenes Tages, als er Gabriela zu sich in die Bibliothek befahl.
    Der alte Husar saß in einem hohen Lehnstuhl dicht beim Feuer des Kamins. Ein großer Hund lag zu seinen Füßen und knurrte leise, als Gabriela eintrat.
    »Von Bretton?«, fragte er mit leiser Stimme, ohne sich auch nur umzudrehen.
    »Jawohl, Herr Gen … ähm Herr Feldmarschall.«
    »Nennen Sie mich nicht mit diesem Titel, wenn wir allein sind. Kommen Sie herüber zum Feuer! Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.« Er wies auf einen zweiten Sessel, der ihm gegenüberstand.
    »Jawohl!« Gabriela fühlte sich nicht recht wohl in ihrer Haut. Direkt neben dem Lehnstuhl Nádasdys stand ein niedriger Tisch, auf dem eine Pistole und ein versiegelter Brief lagen. Was in Gottes Namen hatte der Banus vor?
    »Ein ganzes Leben lang habe ich im Heer der Kaiserin gedient«, murmelte er bitter. »Mein Körper ist von den Narben bedeckt, die mir die Feinde Österreichs beigebracht haben. Noch immer brennt mein Fleisch, wo mich vor drei Monaten eine preußische Musketenkugel getroffen hat. Heute hat man mir die höchsten militärischen Ehren erwiesen, indem man mich mit dem Marschallsstab auszeichnete, und noch in derselben Stunde hat man all meinen Ruhm in den Staub getreten und mich ins Banat zurückgeschickt.« Schweigend sah der Banus ins Feuer. Seine Rechte tätschelte den Kopf des Hundes.
    »Kein Türke und kein Preuße vermochte mich in all den Jahren aus dem Sattel zu stoßen«, grollte der Banus finster. »Wissen Sie, wer es war?«
    »Der Prinz Karl?«
    »Ja, der Prinz und all die Hofschranzen, die um ihn herumwimmeln wie die Fliegen um einen Haufen

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