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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Pferdescheiße!« Die Hände des Banus krampften sich um die Armlehnen. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, von Bretton. Lassen Sie sich niemals auf die Intrigenspiele bei Hofe ein. Fragen Sie nur Ihren Onkel! Ihm ist es ganz ähnlich ergangen wie mir. Gleich einem Gefangenen sitzt er in der Festung, die er erbaut hat. All seine Briefe, in denen er um eine Versetzung zum Feldheer gebeten hat, blieben unbeantwortet, und dies nur, weil er den Groll einer Gräfin erregte, deren Mann in Wien ein hohes Tier ist. Eine Schande ist das, wie diese Herren, denen niemals der Pulverduft des Schlachtfelds um ihre spitzen Nasen geweht ist, über das Schicksal verdienter Generale entscheiden! Doch sagen Sie, Bretton, Sie waren in den letzten Wochen viel unterwegs. Wie haben Sie Ihre Zeit in Wien genutzt? Von den anderen Offizieren weiß ich, dass man Sie in der feinen Gesellschaft nicht gesehen hat und mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, die ich kaum glauben mag.«
    Trotz der Hitze des Feuers lief Gabriela kalter Schweiß den Nacken hinunter. Was mochte der Banus von ihrer geheimen Mission wissen? Forschend sah sie ihn an. Im roten Licht der Flammen wirkte er älter. Nie zuvor hatte sie bemerkt, dass der General schon so viel Falten hatte. Doch seine Augen sprühten noch vor Leben. Langsam bildete sich eine tiefe Falte auf der Stirn. »Nun, wollen Sie mir nicht sagen, was Sie getan haben, von Bretton?«
    Gabriela schluckte. Sie konnte ihn nicht belügen. Der General war immer gerecht zu ihr gewesen. Und was hatte Sie auch getan? Sie handelte doch im Namen der Kaiserin! »Der Geheime Rat Schnitter hat mich mit einer besonderen Mission betraut.«
    »Und die führt Sie fast jeden Tag in den Palast der türkischen Gesandtschaft?«
    »Jawohl!«
    »Wissen Sie, dass der Graffenstein Ihnen nachgespürt hat? Vor einer Stunde erst hat er dort gesessen, wo Sie nun Platz genommen haben. Er hat mir von Ihren Ausflügen erzählt. Der Freiherr weiß, dass Sie aus dem Banat kommen und das Haus Ihres Vaters nahe der Türkengrenze gelegen hat. Er verdächtigt Sie, ein Spion zu sein!«
    Gabriela versteifte sich. »Damit hat er nicht unrecht, doch stehe ich in Diensten des Geheimen Rats Schnitter! Niemals würde ich der Sache Österreichs untreu werden! Und dem Graffenstein können Sie ausrichten, dass ich ihm, wenn er sich weiterhin befleißigt, dergleichen Lügengeschichten über mich zu verbreiten, jederzeit zu einem Duell zur Verfügung stehe. Wollen wir doch einmal sehen, ob er sein Maul noch weiterhin aufreißt, wenn er sich an Temeswar erinnert!«
    Der Hund stieß ein tiefes, kehliges Knurren aus. Nádasdy hielt ihn am Halsband zurück. »Ein Spitzel … « Der Banus schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, was die Türken mit Ihnen machen werden, wenn Sie Ihnen auf die Schliche kommen? Ich habe gesehen, wie sie ihre Gefangenen pfählen oder verstümmeln und wie sie aus den Köpfen unserer Toten ganze Hügel errichteten. Doch was noch schlimmer ist, mit dieser Art des schmutzigen Krieges werden Sie keinen Ruhm ernten, mein Freund. Selbst wenn Sie den Graffenstein zum Schweigen bringen, so wird das Gerücht, das er ausgestreut hat, weiter die Runde machen. Gehen Sie den Aufgaben eines Spitzels denn gerne nach, von Bretton? Oder sind es die schönen Frauen des Paschas, die Sie locken. Bisher hatte ich Sie immer für keusch und gottesfürchtig gehalten.«
    Gabriela blickte in die Flammen. »Wenn ich ein Kommando im Felde hätte, würde ich lieber heute als morgen Wien verlassen.«
    Der alte Husar lächelte. »Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie Sie gleich in Ihrer ersten Schlacht den Preußen ein Feldzeichen entrissen haben. Mir ist auch nicht entgangen, dass Sie sich im weiteren Verlauf des Feldzuges mehrfach durch Ihre Tapferkeit ausgezeichnet haben. Auch der Oberlieutenant Friedrich weiß nur Gutes über Sie zu sagen, mein tollkühner Sturmreiter.« Nádasdy griff nach dem Brief, der auf dem Tisch lag. »Dies hier ist Ihre Ernennung zum Oberlieutenant. Ich werde Ihrem Obersten, dem Grafen von Sinzendorf, ein Schreiben schicken und ihn darum bitten, Sie vom Graffenstein fernzuhalten, von Bretton. Machen Sie dem Vertrauen, das ich in Sie setze, keine Schande.«
    »Danke, Herr Feldmarschall! Ich weiß gar nicht … « Gabriela war zu Tränen gerührt. Oberlieutenant! Das hieß, sie würde eine halbe Eskadron befehligen!
    »Nun fangen Sie mal nicht an zu flennen wie ein kleines Mädchen, von Bretton«,

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