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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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von Graffenstein bestimmt nicht lange Freude an seinem Posten haben. Dafür hatte er zu viele Feinde im Regiment.

2 1. KAPITEL
    Das Scharren an der Tür beunruhigte Janosch. Jetzt konnte doch noch nicht die Zeit sein, ihm wieder Essen zu bringen. Er strich der Maus in seiner Hand über den Rücken und schob sie dann in die Tasche seines zerschlissenen Gehrocks. »Vielleicht kommen sie, um uns zu schlagen, Kamerad?«, flüsterte er leise. »Keine Angst, Janosch können sie wehtun, aber dich werde ich beschützen, Kamerad.«
    Die Tür wurde aufgezogen. Ein gleißender Lichtstreifen fiel in die Zelle. Der Oberstzollmeister kreischte und kroch bis in den hintersten Winkel der Pulverkammer. Unbarmherzig folgte ihm der Lichtschein. Schritte eilten durch den Kerker. Er wurde grob bei den Schultern gepackt und herumgedreht. Das Licht fiel jetzt genau auf sein Gesicht. Janosch hatte das Gefühl, als würden ihm die Augen herausgebrannt. Er schrie vor Schmerzen.
    »Tu mir nichts, Kamerad, bitte ich … bitte!
    »Was fällt ihm ein, sich in dieser Weise anzubiedern? Ich werde ihn … «, ertönte eine dunkle Stimme.
    »Der hat sie nicht mehr alle beieinander, Herr Hauptmann. Der nennt alles und jeden Kamerad, sogar die Flöhe auf seinem Kopf.«
    »Ja, tut mir nichts, Kamerad … Janosch ist lieb … Bitte mach das Licht weg, Kamerad. Es verbrennt mich … «
    »Nehme Er die Laterne zur Seite«, befahl die dunkle Stimme.
    Das Licht wurde schwächer. »Danke, Kamerad … Danke. Ihr müsst Janosch nicht schlagen. Janosch hat keine Schwierigkeiten gemacht und nichts verraten.«
    »Der Kerl sieht ja kaum noch aus wie ein Mensch!«
    Etwas raschelte leise. Das Geräusch kam Janosch vertraut vor, er war sich sicher, es vor langer Zeit oft gehört zu haben, doch er konnte sich nicht mehr erinnern, was es gewesen war. Er hielt die Augen zugekniffen. Obwohl das Licht ihm nun nicht mehr direkt ins die Augen stach, war es ihm noch immer unangenehm.
    »Der Kerl steht auf keiner Liste. Wer ist das, Wachtmeister?«
    »Ich weiß nur, dass er Janosch heißt. Es heißt, er sei ein gefährlicher österreichischer Spitzel!«
    »Ein gefährlicher Spitzel, über den es keine Papiere gibt? Machen Sie sich nicht lächerlich, Mann!«
    Eine Stiefelspitze berührte Janoschs Bein. »Warum sitzt du hier in diesem Loch, Kerl?«
    »Ein Befehl, Kamerad … ich war immer brav, Kamerad. Bitte nicht schlagen!«
    »Wer zum Henker hat diesen Befehl gegeben?«
    »Kamerad!«
    »Der steckt schon so lange in diesem Loch, wie ich auf diesem Mauerabschnitt Dienst habe, Herr Hauptmann.«
    »Und seit wann ist das«, grollte die dunkle Stimme.
    Janosch kroch ein wenig zurück. Die Männer hatten ihn losgelassen. Wenn sie miteinander stritten, würden sie ihn vielleicht vergessen. Vorsichtig streichelte er die Maus in seiner Tasche. Sie zitterte. »Wird alles gut, Kamerad. Der Oberstzollmeister wird dich retten … «
    »Ich habe im März 1758 meinen Dienst angetreten. Da war der Kerl schon hier und … «
    »Was hat der gerade gesagt? Heh, Irrer! Steh auf, wenn ich mit dir spreche, oder ich sorge dafür, dass du mit dem Rohr verdroschen wirst.«
    »Bitte, Kamerad … «, wimmerte Janosch. Er tastete nach den groben Mauersteinen. Ein stechender Schmerz pochte in seiner Hüfte, als er sich hochzog. »Nicht schlagen, Kamerad … «
    »Wie hat er sich gerade genannt?«
    »Kamerad?«
    »Er nennt sich manchmal Oberstzollmeister, Herr Hauptmann«, murmelte die andere Stimme.
    »Ein Oberstzollmeister, der auf keiner Liste steht und der allein in einer Zelle steckt, die auf meinen Plänen als Pulverkammer ausgewiesen ist? Was ist das für eine gottverdammte Schlamperei!«
    »Ihr Vorgänger, der Hauptmann Markward, hat sich nie für den Gefangenen interessiert. Er ist nie hier unten gewesen.«
    »Was mein Vorgänger getrieben hat oder nicht, ist ohne Belang für mich. Ich wünsche, dass die Listen über die Gefangenen, die unter meiner Aufsicht stehen, stimmen. Ich werde in den Akten nachschlagen, ob es Aufzeichnungen über einen Oberstzollmeister gibt. Sehen Sie zu, dass der Kerl im Laufe des Tages gewaschen wird und man diesen Saustall hier unten ausmistet. Bis auf weiteres soll er zu den anderen Gefangenen verlegt werden. Und wenn ich nichts über unseren Kameraden finde, dann soll er mit den nächsten Offizieren, die freigelassen werden, zu den Österreichern abgeschoben werden. Unnütze Esser können wir hier nicht gebrauchen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl, Herr

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