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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Diese Alles-oder-nichts-Fragen sind dumm. Über eins kannst du dir allerdings gewiss sein. Nach meiner Ehe mit Janosch werde ich mich nie wieder einem Mann ganz anvertrauen … Wenn kein Krieg wäre und wir nicht auf verfeindeten Seiten stehen würden, dann könnten wir vielleicht eine Affäre haben, doch so, fürchte ich, reicht es nur für einen flüchtigen Kuss zwischen den Fronten. … Und jetzt tu endlich, worum ich dich gebeten habe!« Sie biss die Zähne zusammen und erwartete den Schlag.
    Gregorius drehte die Pistole um und hielt sie unschlüssig in Händen. Ganz in der Nähe ertönte ein Schuss, gefolgt von einem Schrei. Gabriela sah, wie sich die Finger des Hauptmanns fester um den Lauf schlossen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihm der Daumen an der rechten Hand fehlte. Sie wollte etwas fragen, da riss er die Pistole hoch und schlug zu. Der Knauf der Waffe streifte ihre Stirn.
    »Lebe wohl, meine verrückte Amazone.«
    Gabriela taumelte. Gregorius half ihr, sich an einen Baum zu lehnen. Einen letzten, langen Augenblick sahen sie einander in die Augen, dann wandte der Hauptmann sich ab und verschwand im Wald.
    »Nazli«, flüsterte Gabriela benommen.
    Die Stute schnaubte leise und kam zu ihr hinüber. Halb ohnmächtig zog Gabriela sich in den Sattel. »Bring mich zurück.« Sie sank nach vorne. Ihre Finger verkrallten sich in der Mähne des Pferdes.
    Gabriela war für den Abend in das Zelt von Graffensteins bestellt worden. Als sie eintrat, war der Freiherr bester Laune. Das konnte nichts Gutes heißen! Ob er etwa wusste … ?
    »Na, von Bretton! Sie schauen ja aus, als hätte Ihnen ein Pferd vor die Stirn getreten!«
    Gabriela antwortete nicht.
    »Ganz recht, wenn Sie eine Leichenbittermiene ziehen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie einen feindlichen Hauptmann haben entkommen lassen.«
    »Der Kerl hat mich niedergeschlagen, und ich … «
    »Versuchen Sie nicht, mir Ihr Versagen zu erklären! Daran habe ich nicht das mindeste Interesse. Wenn Ihnen das nicht passiert wäre, dann hätte meine Eskadron in unserem Regiment die meisten Offiziere gefangen genommen! Jetzt liegt der Andrássy mit seiner zweiten Eskadron gleichauf! Männer wie Sie versauen mir den Ruf meiner Truppe, von Bretton! Lässt sich von einem gefangenen und entwaffneten Hauptmann niederschlagen … « Von Graffenstein schüttelte den Kopf. »Was soll ich nur mit einem Kerl wie Ihnen anfangen?«
    »Lassen Sie mich doch versetzen, dann sind Sie Ihre Sorgen los.«
    Der Rittmeister lächelte böse. »Oh, nein, mein Freund. So haben wir nicht gewettet. Ich habe den Ehrgeiz, sogar aus einem Kerl wie Ihnen einen guten Soldaten zu machen. Sie bleiben unter meinem Kommando! Was Ihr Urlaubsgesuch für den Winter angeht, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich eine Reise nach Wien nicht billigen kann. Wollen Sie sich dort wohl wieder mit Ihren türkischen Freunden treffen?«
    Gabriela versteifte sich. »Was wollen Sie damit andeuten, Herr Rittmeister?« Hätte sie den Bastard nur bei dem Duell in Temeswar niedergeschossen! Wie es schien, würde sie für diesen Fehler den Rest ihres Lebens büßen.
    Offenbar hatte von Graffenstein bemerkt, dass sie ganz in der Stimmung war, sich erneut mit ihm zu duellieren. Sein Tonfall war jedenfalls etwas freundlicher, als er fortfuhr. »Ich will damit nur sagen, dass Sie der Kaiserin gewiss am besten dienen, wenn Sie im Winter das Kommando über die Eskadron übernehmen und die neuen Rekruten ausbilden. Wissen Sie, wen wir heute bei Nacht und Nebel in Stücke gehauen haben? Wir haben Friedrichs Garderegiment mit dem ersten Angriff zersprengt und sogar noch deren Standarte erbeutet. Laudon will mich dafür zum Major befördern lassen. Er will mich auch im Winter mit nach Wien nehmen … Und da nicht alle Führungsoffiziere einer Eskadron in Urlaub gehen können, werden Sie wohl hierbleiben, von Bretton.«
    »Wie Sie meinen, Herr Rittmeister. Darf ich wegtreten?«
    »Nur zu, von Bretton. Und machen Sie mir nicht noch einmal solche Schande wie heute Morgen, oder ich muss den Regimentskommandanten über Ihre Fehlleistungen ins Bild setzen!«
    Wütend verließ Gabriela das Zelt. Dieser Mistkerl! Während des ersten Angriffs hatte sie ihn nirgends gesehen. Gut, es war sehr dunkel gewesen, aber sie glaubte nicht, dass er in vorderster Front mitgeritten war. Und jetzt wurde er auch noch befördert! Bastard! Wenigstens hätte sie den Winter über ihre Ruhe vor ihm. Und bei seinem Talent, sich Ärger zu machen, würde

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