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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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richtig?«
    Janosch nickte. Der Fremde hatte eine sehr angenehme Stimme. Er hörte ihm gerne zu.
    »Um sich für das Urteil zu rächen, fasste sie den Plan, den Landesherren zu töten, den Banus von Kroatien, Feldmarschall Graf Nádasdy!«
    Der Zöllner konnte sich zwar keinen Reim auf das machen, was der Kerl sagte, aber er grunzte zustimmend. Wenn der Schwarze mit ihm fertig war, dann würde er gehen dürfen.
    Der Mann kramte in seinen Aktenblättern. »Dein Weib ist eine geborene Bretton. Und sie heißt Gabriela … « Er strich sich sacht über das Kinn. Der Schwarze starrte auf eine Art in die Papiere, als habe er alles um sich herum vergessen. Janosch fragte sich, ob er jetzt wohl gehen dürfte. »Kamerad … «
    Der Mann blickte auf. Eine tiefe Falte teilte seine Stirn. »Du hast Angst vor Husaren. In ihrer Gegenwart wirst du immer ganz unruhig, nicht wahr?«
    »Husaren? Ja, die Männer mit dem Gold an den Jacken. Sie sind böse … «
    »Ich begreife nicht, was die Preußen von dir gewollt haben.«
    Janosch nickte wieder. »Ja, Kamerad!«
    »Anderthalb Jahre hast du bei ihnen im Kerker gesessen. Ich wüsste gerne, was sie dort mit dir angestellt haben. Die Welt hat dich in dieser Zeit vergessen, Janosch Plarenzi. Es gibt längst einen neuen Oberstzollmeister in Orschowa. Niemand vermisst dich … Am allerwenigsten dein Weib, diese elende Betrügerin. Was sie getan hat, verstößt gegen Sitte und Moral. Sie befehligt Männer und entscheidet über deren Leben und Tod … Das ziemt sich nicht für eine Frau. Es ist ein Skandal! Ganz Europa wird über uns lachen, wenn ihre Geschichte herauskommt.«
    »Ganz Europa … «, bestätigte Janosch nickend. Langsam würde er gerne gehen. Er machte sich immer größere Sorgen um Kamerad. Gerne hätte er ihn aus seiner Tasche geholt, aber der Mann in Schwarz würde ihm Kamerad wegnehmen, dessen war er sich sicher.
    »Zum Glück weiß niemand um diese peinliche Geschichte. Nur du und ich … Im Moment kannst du sie zwar niemanden erzählen, aber wer weiß, ob du nicht doch noch einmal zu Verstand kommst. Das wäre nicht gut. Womöglich schlummert sogar noch ein zweites bösartiges Geheimnis in dir. Hier steht etwas von Großen, die in eine Intrige verwickelt sein sollen.«
    »Ja, Kamerad.«
    »Es wäre am besten für alle gewesen, wenn du niemals aus dem Kerker gekommen wärest. Vielleicht solltest du einfach wieder genauso ins Nichts verschwinden … «
    Janosch nickte. Er hatte dem Mann nicht mehr zugehört. Dass Kamerad so lange schlief, war doch nicht normal. So etwas hatte es vorher noch nie gegeben!
    Der Schwarze stand auf, öffnete die Türe und sprach mit jemandem. Janosch nutzte die Gelegenheit, um Kamerad kurz aus der Hosentasche zu ziehen und zu betrachten. Er hatte die Augen auf, regte sich aber nicht. Konnte man denn mit offenen Augen schlafen? Er strich der Maus sanft über den Rücken. »Bald kommen wir fort … Ich werde dir ein Stück Käse besorgen … schönen Käse … «
    Der Schwarze drehte sich plötzlich um. Hastig ließ Janosch die Maus in der Hosentasche verschwinden. Noch ein zweiter Mann kam in die Kammer. Ein großer, vierschrötiger Kerl.
    »Das ist Bärngärtner, Janosch. Er wird jetzt dafür sorgen, dass du etwas Anständiges zu essen bekommst.«
    »Auch Käse … «
    »Was immer du willst. Geh mit ihm, er wird sich um dich kümmern. Ich muss jetzt noch ein paar Papiere durchsehen. Wir werden uns heute Abend noch einmal sehen.«
    »Ja, Kamerad!«
    Janosch lehnte am Geländer und blickte auf den Fluss. Dünner Nebel stieg vom Wasser auf und kroch am Ufer entlang. Es war ein schöner Sommertag gewesen, doch jetzt wurde es recht kühl.
    Er hatte Kamerad aus der Tasche geholt. Die Maus lag reglos auf seiner flachen Hand. Er müsste einen Heilkundigen aufsuchen. Sie hatte jetzt länger als einen Tag nicht mehr gegessen. Vorsichtig streichelte er mit dem Zeigefinger über ihr graues Fell.
    »Was hast du denn da, Verrückter?« Der große Kerl kam zu ihm herübergeschlendert. Hastig schloss Janosch die Hand. Er mochte den Mann nicht sonderlich.
    »Na, zeig schon, was du hast. Sei ein braver Junge!«
    Janosch wollte die Hand in der Tasche verschwinden lassen, doch Bärngärtner packte ihn. Der Kerl war viel stärker! Er öffnete ihm mit Gewalt die Finger.
    »Das ist ja eine tote Maus! Du bist wirklich völlig irre.«
    »Bitte … «
    Der Mann lächelte. »Danke!« Dann packte er Kamerad beim Schwanz und warf ihn über das Brückengeländer in den

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