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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schnaubte verächtlich. »Für wen halten Sie mich? Sie haben mein Wort als Offizier, dass ich mich ehrenhaft verhalten werde!«
    Der Geheime Rat nickte. »Sehr schön, dann muss ich Sie ja nicht noch einmal daran erinnern, welche Konsequenzen ein Betrug von Ihnen für Ihren Onkel haben würde. Haben Sie noch einen letzten Wunsch? Eine Henkersmahlzeit … «
    »Gehen Sie mir aus den Augen, Schnitter! Ich möchte Sie bis zu meinem Tode nicht mehr sehen!«
    »So erbost? Nun zeigen Sie zum Schluss also doch noch schlechten Stil. Aber wie Sie wollen. Ich werde mich bis morgen Abend unsichtbar machen.«
    Wie ein Schatten huschte der Geheime Rat durch die niedrige Tür. Gabriela trat zu dem Mantelsack, der auf dem Tisch lag. Sie musste eine Weile suchen, bis sie es endlich gefunden hatte … Es war lange her, dass sie es das letzte Mal hervorgeholt und in Händen gehalten hatte. Das Kreuz ihrer Mutter. Sie lehnte es gegen den Mantelsack, entzündete eine Kerze und kniete nieder.
    »Heilige Maria, Mutter Gottes, erhöre mein Gebet«, murmelte sie leise.
    Der 12. August war ein drückend heißer Tag. Die preußische Armee hatte erst gegen Mittag begonnen, die russischen Stellungen vor Kunnersdorf zu berennen. Graffensteins Eskadron stand bei dem Korps Laudon auf dem äußersten linken Flügel. Kein Preuße ließ sich hier blicken. In der Ferne konnten sie die Schlacht um die sandigen Hügel toben sehen, auf denen die Russen Stellung bezogen hatten.
    Gabriela hatte das Fernrohr herausgezogen, das ihr einst Prinz Karl geschenkt hatte. Aufmerksam verfolgte sie den Kampf in der Ferne. Schon hatten die Preußen den Hügel jenseits des Kuhgrundes genommen und begannen erneut mit dem Angriff. Wann würde endlich der Befehl zum Einsatz der Kavallerie kommen? Was, wenn sie den ganzen Tag nur in Reserve gehalten wurden? Bisher sah es ganz so aus, als wollten sich die Russen allein mit Friedrich messen.
    Ungeduldig sah sie zu dem nahen Hügel, auf dem Laudon und sein Stab versammelt waren, um die Schlacht zu beobachten. Ein Reiter kam von dort herangeprescht. Er trug die Uniform der Nádasdy-Husaren. Es war Sir. Er hielt geradewegs auf ihre Eskadron zu.
    »Die Preußen haben den Mühlberg besetzt und dringen weiter vor. Das Regiment soll in Stellung bleiben, bis neue Befehle kommen.«
    Gabriela schob das Fernrohr zusammen und reichte es dem Schotten. »Ich möchte, dass du das an dich nimmst?«
    »Lass den Unsinn! Man könnte ja meinen, dass du sterben willst!«
    Sie nickte. »Ich habe heute Nacht von meinem Tod geträumt. Dies ist mein Tag. Wirst du dich um Branko kümmern, wenn mir etwas passiert?«
    Sir schlug ein Kreuz. »Alles Unsinn! Was ist mit dir los, du bist doch sonst nicht so abergläubisch?«
    »Ich habe zum allerersten Mal Angst vor der Schlacht.«
    Ihr Freund grinste. »Mach dir keine Sorgen! Laudon meint, wenn die Preußen weiter so gegen die russischen Kanonen anrennen, dann werden für uns keine Feinde mehr übrig bleiben. Halt deinen Zug in Ordnung und denk nicht an den Tod. Das ist nicht gut am Tag einer Schlacht. Er könnte auf dich aufmerksam werden.«
    Sie hielt ihm noch einmal das Fernrohr hin. »Nimm es! Ich möchte, dass du es hast.«
    »Wenn du dann Ruhe gibst! Aber heute Abend gebe ich es dir zurück. Du wirst mich auf einen Schoppen Wein einladen und wir lachen über dieses dumme Gerede. Ich muss jetzt weiter!« Er winkte ihr noch einmal zu und preschte dann davon.
    Gabriela sah ihm nach, bis sie ihn zwischen den Hunderten Reitern, die auf ihren Einsatz in der Schlacht warteten, nicht mehr sehen konnte. Wie gerne würde sie ihn beim Wort nehmen und ihn heute Abend auf einen Schoppen Wein einladen, dachte sie bitter. Hoffentlich kam bald der Befehl zum Angriff. Die Warterei machte sie noch wahnsinnig!
    Schier endlos ging das Schießen auf den Hügeln am Horizont weiter. Bald schon tat es Gabriela leid, ihr Fernrohr fortgegeben zu haben, denn nun konnte sie den weiteren Verlauf der Kämpfe nicht mehr genau beobachten. Leise betete sie dafür, dass endlich ein Befehl zum Angriff kam. Die Sonne stand schon weit im Westen, als endlich von Graffenstein vor die Front seiner Eskadron ritt. »Die Preußen fliehen, Männer. Geben wir ihnen den Rest!«
    Laudon selbst setzte sich an die Spitze seiner Reiterregimenter und führte sie durch eine weite Senke hinter der Hügelkette, auf der den ganzen Tag über gekämpft worden war. Von dort fielen sie den flüchtenden Preußen in die Flanke
    Gabriela folgte mit ihrem Zug

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