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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fluss.
    »Nein!« Der Zöllner versuchte sich loszureißen. »Nein! Du Mörder! Hilfe!«
    »Halts Maul, du Spinner, oder ich stopf es dir!«
    »Kamerad! Mörder!«
    Der große Kerl schlug auf ihn ein. Janosch versuchte, sich zu wehren, aber er war viel zu schwach. Fast sofort hatte der andere ihn zu Boden gestoßen. »Bitte … Bitte nicht schlagen, Kamerad!« Er schluchzte jetzt leise.
    Schritte erklangen auf dem steinernen Pflaster der Brücke. Eine schlanke, große Gestalt tauchte aus dem Nebel auf. Der Schwarze!
    »Was zum Teufel geht hier vor, Bärngärtner? Man hört sein Geschrei ja bis zum Ufer.«
    »Kamerad … « Janosch hob bittend die Hände. Dann zeigte er auf seinen Wächter. »Mörder, Kamerad.«
    »Der Verrückte ist plötzlich durchgedreht. Ich weiß auch nicht, was er hatte. Hat ’ne tote Maus aus der Tasche gezogen. Den ganzen Tag über hat er schon mit dem Vieh geredet.«
    Janosch war immer noch auf den Knien. Er kroch zu dem Schwarzen hinüber. Der Mann drehte einen schönen Gehstock mit einem dicken Messingknauf zwischen den Fingern. Plötzlich warf er den Stock dem anderen zu.
    »Bring es zu Ende, Bärngärtner. Wir brauchen den Verrückten nicht mehr. Es ist besser, wenn er künftig niemandem die Geschichte mit seiner Frau erzählt. Die werden wir als Nächste aus der Welt schaffen.«
    Janosch verstand nicht. Er sah sich nach dem anderen um. Der Kerl drehte am Knauf des Gehstocks. Plötzlich war da ein Messer.
    »Kamerad … ?« Der Zöllner versuchte, sich am Brückengeländer hochzuziehen, als plötzlich der Mann mit dem Messer über ihm war. Die kalte Klinge fuhr in seinen Leib. Er spürte gar nichts. Doch als das Messer wieder hervorkam, war es rot von Blut. Janosch wollte schreien. Wieder und wieder stach der andere zu. Jetzt kamen die Schmerzen. Rasende, brennende Schmerzen. Er brach in die Knie. Plötzlich stand der Schwarze über ihm. Wie der Leibhaftige …
    »Wirf ihn in den Fluss!«
    Janosch wollte etwas sagen, doch seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Er wurde hochgehoben und flog …

2 2. KAPITEL
    Gabriela war zu Tode erschöpft, als sie abends ihr Quartier bei einem Gutshof erreichte. Ein Jahr war vergangen, seit sie die Armee Friedrichs bei Hochkirch überfallen hatten. Trotz ihres Sieges war es nicht gelungen, den Preußenkönig zu einer Kapitulation zu zwingen. Doch morgen würde die Entscheidung fallen! Laudon hatte sich nahe Frankfurt an der Oder mit dem russischen General Saltykow vereinigt. Ihre Armee war fast 80 000 Mann stark. Wenn sie den Preußenkönig jetzt besiegten, konnten sie geradewegs bis nach Berlin marschieren. Wenn!
    Gabriela warf einen flüchtigen Blick zum Hauptgebäude des Gutshofs. Alle Fenster waren erleuchtet. Die Regimentsoffiziere feierten. Sollten sie nur! Sie würde sich einfach nur noch ins Bett fallen lassen. In den letzten zwei Tagen hatte sie kaum Schlaf gefunden. Von Graffenstein hatte sie unentwegt auf Streife geschickt, um die Stellungen der Preußen auszukundschaften und die Bewegungen ihrer Truppen zu beobachten. Müde stieß sie die Tür zu der einfachen Bauernkate auf, in die sie einquartiert worden war. Alle Bewohner des Gutshofs waren geflüchtet. Das Land war fast menschenleer. Man fürchtete die Russen. Schreckliche Geschichten über die Gräueltaten der Kosaken machten überall die Runde.
    Ohne auch nur die staubigen Stiefel auszuziehen, ließ sich Gabriela auf das Lager neben dem gemauerten Ofen sinken. Sie hatte Branko Anweisung gegeben, sie bei Morgengrauen zu wecken und Nazli bereitzuhalten. Erleichtert streckte sie ihre Glieder. Die Matratze war mit Heu und vielen getrockneten Blumen gefüllt. Es roch nach Sommer.
    »Müde, von Bretton?«, erklang eine Stimme aus dem Dunkel.
    Gabriela schreckte hoch. »Wer da?«
    »Ein alter Wiener. Sie erinnern sich gewiss noch an mich, Gabriela Plarenzi!«
    Schnitter! Woher in drei Teufels Namen wusste er, wer sie war und …
    »Ich muss Ihnen gratulieren, meine Liebe. Es ist nicht vielen gelungen, mich zu täuschen. Ich ziehe meinen Hut. Doch nun hat die Maskerade ein Ende.«
    »Was wollen Sie?«
    »Das sagte ich doch bereits, meine Liebe. Das Ende!«
    Gabriela richtete sich auf. Sie konnte eine schattenhafte Gestalt neben der Tür erkennen. Ihre Hand fuhr zum Säbelgriff.
    »Machen Sie keine Dummheiten. Man weiß, dass ich hier auf Sie warte, von Bretton. Sollte mir etwas passieren, haben Sie sich selbst die Schlinge um den Hals gelegt.«
    »Warum sind Sie gekommen, Schnitter? Was

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