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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.
    »Meinen Glückwunsch, Herr Büchsenmeister«, obwohl von Bretton sich alle Mühe gab, gelang es ihm nicht, wirklich begeistert zu klingen, doch im Moment hatte er keine andere Wahl, als bei der Maskerade mitzuspielen. »Wie es scheint, ist Er ein Günstling Dianas, der Jagdgöttin. Er mag absteigen und mir folgen. Er hat die Ehre, mir bei einem Humpen Bier zu erzählen, wie Er die Bestie zur Strecke brachte.«
    »Ein Vivat für den Helden!«, tönte es aus der Menge. An die hundert Bürger der Stadt hatten sich auf dem Exerzierplatz versammelt und fast noch einmal so viele Soldaten waren herbeigeeilt. Sicher hatten etliche von ihnen ihre Posten verlassen, dachte von Bretton ärgerlich.
    Die anderen stimmten in den Vivatruf ein. Gabriela genoss das Spektakel augenscheinlich. Sie ließ sich aus dem Sattel gleiten und kam leicht schwankend die Treppe hinauf. Besorgt musterte von Bretton die zerfetzte Weste und das geronnene Blut auf dem Uniformrock. Ob sie ernsthaft verletzt war? Er musste den Regimentschirurgen rufen lassen! Doch dann wäre es mit dem Geheimnis um den Büchsenmeister vorbei. Es sei denn, er verpflichtete den alten Straben zum Stillschweigen. Ob der Arzt das Geheimnis bewahren würde? Manchmal sprach er dem Rotwein mehr zu, als ihm guttat. Nicht auszudenken, wenn er in der Offiziersmesse ausplauderte, dass er unter dem blutigen Hemd statt einer Männerbrust zwei wohlgeformte Hügel gefunden hatte.
    »Wacker, junger Held!« Von Bretton klopfte Gabriela sacht auf die Schulter. Seine Nichte presste die Lippen zusammen.
    »Danke, Herr General!«, entgegnete sie mit lauter Stimme.
    »Ehre, wem Ehre gebührt!«, erwiderte dieser zweideutig. Einige Herzschläge lang maßen sie einander mit Blicken. Von Bretton war sich sicher, dass sie wusste, dass er ihre Maskerade durchschaut hatte. Dennoch machte sie keine Anzeichen, verlegen seinem Blick auszuweichen. Sie war zweifellos stolz auf ihre Tat und bereute es nicht im Mindesten, ihn hintergangen zu haben.
    Der Kommandant winkte einem der Offiziere, die am Fuß der Treppe standen. »Gebe er zehn Fass Wein und eine doppelte Essensration an die Männer in der Festung aus. Der Tag soll gefeiert werden, und wer immer aus der Stadt hinzukommt, mag auf Kosten der Garnison beköstigt werden. Und sorge Er dafür, dass der Wolf auf einem Gerüst auf einem Karren aufgehängt wird, sodass jeder ihn zu sehen vermag. Stell Er aber vier Kerls zur Wache ab, damit sie den Kadaver nicht rupfen wie ein Huhn, weil sie glauben, Pelzstücke, Zähne oder Pfoten wären zauberkräftige Glücksbringer. Er haftet mir dafür, dass der Wolf auch nach dem Fest noch in einem vorzeigbaren Zustand ist. Und nun hurtig!«
    Der Offizier salutierte und machte sich davon.
    »Nun zu uns beiden, mein Held. Mag Er mir in den Kartenraum folgen. Mich dünkt, Er kennt den Weg.« Wieder kreuzten sich ihre Blicke. Diesmal jedoch wich Gabriela ihm aus und sah zu Boden. Dann trat sie in die Kommandantur.
    Als sie im Kartenraum anlangten, schickte von Bretton die Wache an der Tür hinaus. Einige Augenblicke lauschte er darauf, wie sich die Schritte des Mannes entfernten. Schließlich wies er auf den mit feinem Brokat bezogenen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setz dich!«
    Er räusperte sich. Wie zum Henker sollte er anfangen? Was seine Nichte getan hatte, war infam. Im höchsten Grade ungehörig! Und was das Schlimmste war, sie hatte einen Helden erschaffen, den man nirgends vorzeigen konnte. Zumindest nicht, ohne Angst zu haben, dass der Schwindel jeden Augenblick auffliegen würde.
    »Brauchst du die Dienste des Regimentschirurgen?«
    »Das meiste Blut auf meinen Kleidern ist vom Wolf. Ich werde durchkommen«, bemerkte sie ironisch. »Doch, danke der Nachfrage, Herr Onkel.«
    »Ich verbitte mir diesen Ton!« Von Bretton trat an das Fenster und blickte auf den Hof, wo man inzwischen die Weinfässer aufgestellt hatte. Überall herrschte ausgelassene Stimmung. Einige Männer, die ihn am Fenster bemerkten, winkten ihm sogar zu.
    »Was glaubst du, sollte ich nun mit dir tun? Und was hast du dir überhaupt dabei gedacht, in Männerkleidern herumzustolzieren wie eine Soldatenhure!«
    »Und was hast du dir gedacht, mir zu verbieten, auch nur eine Pistole bei mir zu tragen, als wir auf Jagd geritten sind? Du hast genau gewusst, dass dort draußen in den Wäldern ein Wolf sein Unwesen trieb. Wäre ich ihm begegnet, als mir das Pferd durchgegangen ist, hätte er mich

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