Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
ordentlicher Form Bericht. Was soll erst werden, wenn Ihm eines Tages im Felde die Kugeln um die Ohren pfeifen? Wird er dann vollends plappern wie ein Affe, wenn Er vor mir steht?«
    Der Lieutenant wurde rot und räusperte sich verlegen. »Jawohl, Herr General!«
    Von Bretton hätte aus der Haut fahren können. »Was will Er mir damit sagen? Dass Er beabsichtigt, in Seinem ersten Gefechte zum Affen zu werden?«
    Der Offizier schnappte laut nach Luft. »Natürlich nicht, Herr General. Ich … «
    »Wird Er nun endlich berichten, statt auch noch die Frechheit zu haben, sich entschuldigen zu wollen. Ich denke, Er hat eine eilige Meldung!«
    »Jawohl, Herr General! Melde gehorsamst, der Reiter, den Ihr vor Tagesanbruch zum Baron von Gewitsch gesandt habt, ist zurückgekehrt. Es scheint, als sei er unterwegs von dem Wolf angefallen worden, der seit Wochen die Dörfler beunruhigt. Er hat die Bestie mit einem einzigen Schuss durch den Schädel niedergestreckt. Nun kehrt er mit dem Tier über dem Sattel zurück. Die halbe Stadt ist mittlerweile auf den Beinen, ihn zu begaffen und ihm zuzujubeln.«
    Von Bretton zog die Augenbrauen zusammen, sodass sie sich fast über der Nasenwurzel berührten. »Der Bote, den ich am Morgen zum Baron von Gewitsch geschickt habe?« Was zum Henker war das schon wieder für ein Unfug! Niemanden hatte er geschickt!
    Der Lieutenant war offensichtlich verunsichert und begriff nicht, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. »Jawohl, Herr General! Der Lieutenant Behrens, der in der Nacht das Kommando über die Wache hatte, hat mir bei der Wachübergabe am Morgen Meldung von dem Reiter gemacht. Der Bote hat zwischen der vierten und fünften Stunde die Festung verlassen und wollte bis zum Mittag zurückkehren.«
    Von Bretton griff nach Dreispitz, Degen und Offiziersstab, die neben ihm auf dem Tisch lagen. »Er mag wegtreten! Ich werde mich über die Vorgänge ins Bild setzen.«
    Mit langen Schritten verließ er den Kartenraum und eilte die breite, neue Treppe hinunter, die zum Fahnensaal am Eingang der Kommandantur führte. Von dort trat er auf die Empore der Freitreppe, sodass er die Menge, die sich auf dem Exerzierplatz versammelt hatte, überblicken konnte. Gerade als er ins Freie trat, feuerte einer der Soldaten seine Büchse in die Luft ab und brüllte etwas Unartikuliertes. Von Bretton merkte sich das Gesicht des Mannes. Ohne Befehl sein Gewehr abzufeuern! Das hier war eine Garnison und kein Pandurenräuberlager! Er würde die ganze Angelegenheit mit allergrößter Strenge behandeln und … Er sah geradewegs in die grünen Augen des Mannes, vor dem der tote Wolf auf dem Sattel lag, und einen Herzschlag lang glaubte von Bretton, sein toter Bruder stünde vor ihm. Dieser Blick! Trotzig und gleichzeitig herausfordernd. Der Kerl hatte sein Pferd unmittelbar vor der Freitreppe zum Stehen gebracht. Er sah aus, als hätten ihn die Höllenpforten ausgespien. Sein Gesicht, die Hände und die Arme seines Überrocks waren schwarz vom Pulverrauch. Der Rock selbst dunkel vom Blut. Sein gezwirbelter Schnurrbart an einem Ende halb weggesengt. Die Weste unter dem Überrock war von den Klauen der Bestie zerfetzt. Offenbar hatte der Kerl Mühe, sich im Sattel zu halten. Wahrscheinlich war er verletzt. Aber wer war der Mann? Von Bretton bildete sich ein, die Gesichter aller Soldaten, die unter ihm dienten, zu kennen, wenn es natürlich auch unmöglich war, sich all ihre Namen zu merken. Doch diesen hier hatte er noch nie gesehen. Dabei wäre ihm gewiss zumindest der keck gezwirbelte Schnauzbart in Erinnerung geblieben.
    »Melde gehorsamst, Herr General, es gibt keinen Werwolf mehr!« Der Reiter ließ den Kadaver von seinem Sattel gleiten.
    Diese Stimme! Von Bretton schluckte und musterte noch einmal das Gesicht des Soldaten. Das konnte nicht sein! Und doch … Diese vertrauten grünen Augen … Es war Gabriela! Bei allen Heiligen! Wie kam sie dazu, als Mann verkleidet auf Wolfsjagd zu gehen. Im ersten Augenblick wollte er sie einfach nur anbrüllen. Doch er verstand es, sich zu beherrschen. Niemand durfte erfahren, wer dieser Reiter war. Ansonsten würde der Skandal gewiss bis an den Hof der Kaiserin getragen! Eine Frau, die sich in der Uniform seines Regiments als Mann ausgab und dann auch noch den Wolf erlegte, den er und seine Offiziere während zweier Jagdgesellschaften nicht einmal von Ferne zu Gesicht bekommen hatten. Und um allem die Krone aufzusetzen, war das Flintenweib auch noch seine Nichte! Er

Weitere Kostenlose Bücher