Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
wie ein Lamm reißen können. Mag es sein, dass du mich vielleicht loswerden willst, Onkel? Ein Wort von dir genügt, und ich verlasse Olmütz!«
    Von Bretton atmete tief ein und hielt für einen Moment die Luft an. Er wollte sie nicht anschreien. Aber lange würde er sich von ihr nicht mehr zum Narren halten lassen. »Glaubst du, ich sei schwach im Geiste? Ich weiß, was für eine gute Reiterin du bist, und ich glaube nicht, dass es ein Unfall war, dass dir das Pferd durchgegangen ist. Nun antworte gefälligst auf meine Frage! Was im Namen des Herren hat dich dazu bewogen, dich in Männerkleidern aus der Stadt zu schleichen?«
    Gabriela lächelte kokett, blickte ihn dabei aber herausfordernd an. »Die Antwort ist ebenso einfach wie augenscheinlich, Onkel. In Damenkleidern hätte man mich nicht ziehen lassen.«
    »Das reicht!« Der Stadtkommandant hatte nun endgültig die Beherrschung verloren. Er spürte, wie ihm das Blut in den Schläfen pochte. »Du wirst von Stund an wieder dein Quartier in der Dachkammer beziehen. Wollen wir einmal sehen, ob ich es nicht schaffe, dich wieder zur Vernunft zu bringen!«
    Seine Nichte erhob sich und verbeugte sich knapp. Dann ging sie zur Tür. Sie hatte die Klinke schon in der Hand, als sie sich noch einmal umdrehte. »Gestattet eine letzte Frage, Herr Onkel. Wie willst du den Menschen draußen auf dem Exerzierplatz erklären, dass der Wolfsjäger spurlos verschwunden ist? Die Werwolfgeschichten werden von Stund an verstummen … Doch was mag man sich wohl über dich erzählen? Gemeinsam bist du mit dem jungen Helden in die Kommandantur gegangen, und von da an ward er nicht mehr gesehen. Ich fürchte, daraus mögen noch viel unschönere Geschichten entstehen … «
    Von Bretton schluckte hart. Immer mehr Menschen versammelten sich auf dem Exerzierplatz unter dem Fenster. Seine Nichte hatte recht. Wenn der Wolfsjäger, der schon unter merkwürdigen Umständen aufgetaucht war, jetzt auch wieder im Nichts verschwand, dann würde es mit Sicherheit die absurdesten Gerüchte geben. Wütend ballte der General die Fäuste und drehte sich zu seiner Nichte um. Hätte er sich nur niemals mit diesem verrückten Frauenzimmer eingelassen! Die Weiber brachten ihm nichts als Unglück in seinem Leben! Hätte er sie nur damals, als sie als Bittstellerin zu ihm kam, zum Teufel gejagt. Schon mit seinem Bruder hatte man nicht vernünftig reden können! Wen wunderte es da, dass Carolus’ Tochter genauso verrückt und aufsässig wie ihr Vater war.
    »Du magst bleiben! Irre ich mich oder hast du einen Plan, wie zu verfahren ist, um Gerüchten vorzubeugen?«
    »In der Tat, eine Idee hätte ich … Zunächst einmal müsste unser Held einen Namen bekommen, und dann sollten wir erklären, woher er gekommen ist. Mag sein, dass er dir gestern unter den neuen Rekruten, die in die Festung gekommen sind, aufgefallen ist. Du hast von ihm erfahren, dass er ein Förstersohn ist, und ihn zu dir bestellt, um ihn in den Wäldern nach dem Wolf suchen zu lassen. Die Depesche an den Baron zu Gewitsch war nur ein Vorwand, damit er die Posten passieren konnte. Auch die Offiziersuniform war nur Verkleidung. Du hast zu dieser List gegriffen, damit es kein Gerede geben würde, sollte der Jäger keinen Erfolg haben. Ihr beide seid nicht davon ausgegangen, dass es dem jungen Helden schon gleich beim ersten Versuch glücken würde, die Bestie aufzuspüren und zu erlegen.«
    »Das hast du wohl von langer Hand vorbereitet … Doch sag mir, wie war es möglich, dass du den Wolf so schnell zu finden vermochtest? Immerhin ist er schon von etlichen Bauern vergeblich verfolgt worden. Ganz zu schweigen von den beiden Jagdgesellschaften, die ich gegeben habe. Hast du am Ende gar zauberische Kräfte wie manche der Zigeunerweiber?«
    Sie schüttelte ungehalten den Kopf. »Ich bin nicht mehr ein Magus, als du es bist, Onkel. Du verstehst dich darauf, den ganzen Himmel in ein Meer feuriger Blüten zu verwandeln, und doch bist du kein Zauberer. Nennen wir es einfach Glück!«
    Von Bretton räusperte sich leise. Er glaubte ihr kein Wort. So viel Glück gab es einfach nicht. Er würde schon noch herausfinden, wie sie es geschafft hatte, den Wolf zu stellen. Und wenn sie glaubte, er würde sich von ihr erpressen lassen … Doch zunächst einmal war es klüger, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Was also gedenkst du zu tun? Du hast mir noch immer keine Antwort auf die Frage gegeben, was mit dem glücklichen Jägersmann geschehen

Weitere Kostenlose Bücher