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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie die beiden Pistolen, stützte sie gegen die Brust und trat den Rückweg an. Ganz in der Nähe erklang das klagende Geheul der Wölfin. Sie mochte keine hundert Schritt entfernt sein!
    Am Fuß eines sanft abfallenden Hügels sah Gabriela das Bauerngehöft vor sich. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Taumelnd stieg sie die Wiese hinab, als sie plötzlich spürte, wie sie beobachtet wurde.
    Keuchend drehte sie sich um. Die Wölfin stand keine zwanzig Schritt hinter ihr auf der Kuppe des niedrigen Hügels. Gabriela streckte die Rechte und zielte über den Lauf der Pistole. Ihre Hand zitterte vor Erschöpfung. Sie biss die Zähne zusammen.
    Ungerührt starrte die Wölfin zu ihr hinab. Schließlich ließ Gabriela die Waffe sinken. Sie konnte nicht schießen. Die Wölfin hatte ihr das Leben geschenkt, als sie wehrlos gewesen war. Es wäre unrecht jetzt … Sie schüttelte den Kopf. Nein, es war noch etwas. Ein Gefühl, das sie nicht in Worte zu fassen vermochte. Es war ihr unmöglich, dieses Tier zu töten! Auch ahnte sie, dass die Wölfin ihr nicht weiter folgen würde. Auf der Hügelkuppe, in Sichtweite einer menschlichen Behausung, endete ihr Revier … Zumindest bei Tage.
    Gabriela wandte sich um und wankte weiter den Hang hinab. Vom Hof erklang das Kläffen eines Hundes. Eine Gestalt mit breitkrempigem Hut kam um das Haus herum.
    »Ruhig, Milos!« Der Bauer kniete sich neben den Hund und blickte zum Hügel. Fast augenblicklich war er wieder auf den Beinen. Mit langen Schritten kam er Gabriela entgegengelaufen.
    »Mann Gottes! Wie siehst du denn aus? Als hättest du mit dem Leibhaftigen gerungen!«
    Gabriela ließ ihre Last von der Schulter rutschen und setzte sich ins taufeuchte Gras. »Mein Pferd! Ich muss nach Olmütz. Und sieh her … Es gibt keinen Werwolf!« Sie schlug auf den Balg des Wolfs. »Der hier hat in euren Herden geräubert.«
    Der Bauer musterte den Kadaver. »Ja … Ich hab’s immer gesagt. Werwolfgeschichten sind was für die Kinder hinterm Ofen. Gibt’s nicht … Zumindest nicht bei uns und … Ich bring dir einen Schoppen Wein, Mann. Du siehst schlimm aus. Als hättest du dem Wolf selbst die Kehle durchgebissen.« Der Bauer grinste breit. Es war ein stämmiger Kerl mit einem freundlichen, roten Gesicht.
    »Mein Pferd … Und einen Schluck Wasser, das ist alles, was ich will. Bitte!« Gabriela blickte zum Himmel. Die Sonne stand im Zenit. Jetzt würde sich ihr Onkel wundern, warum sie ihm nicht am Esstisch gegenübersaß. Mit dem Kadaver des Wolfes über dem Sattel würde sie nicht unauffällig in die Stadt kommen. Doch selbst wenn sie ihn hier zurückließ, würde sie wohl kaum einfach die Tore passieren. Wenn sie nur halb so übel aussah, wie der Bauer gesagt hatte, dann würden die Torwachen sie festhalten und wissen wollen, was ihr widerfahren war. Etwas unsicher tastete sie nach ihrem falschen Schnurrbart. Er saß noch immer über ihrer Lippe.
    »Und Brot? Meine Frau hat gerade gebacken und … «
    »Nein! Alles, was ich will, ist ein Schluck Wasser und mein Pferd.« Sie wünschte, der Bauer würde sie endlich in Ruhe lassen. Am liebsten wäre sie jetzt allein.

6. KAPITEL
    Von Bretton blickte von seinen Skizzen auf und lauschte. Irgendein Tumult herrschte am Tor zur Festung. Es hörte sich an wie viele Stimmen, die durcheinanderriefen. Ob endlich Magister Gregorius aus Nürnberg einzog? Claudius erwartete ihn dringend. Es war höchste Zeit, mit den Vorbereitungen zum großen Feuerwerk zu beginnen. Schon vor Wochen hatte er zehn Mann zusätzlich in die Pulvermühle abkommandiert, damit ausreichende Mengen von Schießpulver bereitstanden, um den Himmel in ein Meer feuriger Blumen zu verwandeln.
    Gerade wollte von Bretton aufstehen, um sich zum Fenster zu begeben und den Hof zu inspizieren, als stürmisch an die Tür zum Kartenraum geklopft wurde. Etwas mürrisch über die Störung nickte er der Wache an der Tür zu. »Öffne er!«
    Als die Tür aufschwang, stürzte der junge Lieutenant der Füsiliere herein, der der Wache am Festungstor zugeteilt war. In ungebührlicher Eile trat er an den Kartentisch, schlug die Hacken zusammen und riss den Dreispitz vom Kopf. »Der Wolf, Herr General. Einer von den Kanoniers … Was für ein Kerl! Die ganze Stadt ist auf den Beinen!«
    Von Bretton richtete sich zu voller Größe auf und musterte den jungen Offizier streng. Was sollte man nur mit solchen Kerlen anfangen. »Ist Er ein heidnisches Orakel? Reiß Er sich gefälligst zusammen und erstatte Er mir in

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