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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Schwöre mir, dass du mich nicht verraten wirst, und du sollst meine wahre Geschichte erfahren.«
    Gregorius lächelte. »Jede gute Lüge fängt mit der Beteuerung an, dass man eine wahre Geschichte erzählt bekommt. Auf der anderen Seite erfreut mich die Aussicht, dass du mir vielleicht doch vertrauen magst, obwohl ich kein anderes Zuhause als die Straßen halb Europas kenne. Das ist selten! Also hast du mein Wort!« Mit festem Griff packte er Gabrielas Hand, doch sah er ihr dabei nicht in die Augen.

9. KAPITEL
    »… vier … drei … zwei … EINS !« Gregorius riss sich die Pelzmütze vom Kopf und winkte seinen Gehilfen zu, die irgendwo in der Finsternis verborgen waren. Fast im selben Augenblick ergoss sich eine Kaskade aus goldenen Funken vom Wall der Schanze am anderen Ende des Hofes. Drei sprühende Feuerräder begannen sich auf dem Dach der Stellmacherei zu drehen, und aus einem Holzgestell neben der Scheune stiegen zischend wohl ein Dutzend Raketen in den Himmel.
    Von Bretton legte den Kopf in den Nacken. Hoch am Himmel zerstieben die Feuerwerkskörper zu leuchtenden Blumen. Von allen Kirchtürmen der Stadt begannen die Glocken zu läuten.
    »Alles Gute für das neue Jahr!« Gabriela tauchte aus der Menschenmenge auf und schlang ihm ihre nackten Arme um den Hals.
    »Ja, dir auch.« Den Abend über hatte seine Nichte sich große Mühe gegeben. Sie trug ein hübsches Ballkleid und übte sich darin, als formvollendete Hausherrin aufzutreten.
    Im Fahnensaal der Kommandantur spielte das Orchester ein Stück, das sein junger Kapellmeister für den heutigen Abend komponiert hatte. Er war nicht gerade ein zweiter Händel … Von allen Seiten kamen jetzt Leute auf ihn zu, um ihm überschwänglich ein glückliches neues Jahr zu wünschen. Er achtete kaum auf die Gesichter, und als schließlich das Feuerwerk abgebrannt war und seine Gäste zurück in das Hauptgebäude der Kommandantur gingen, stahl er sich heimlich über eine Seitentreppe in den zweiten Stock. Klackend hallten seine Schritte auf dem hölzernen Boden wider, während von unten noch immer dumpf die Musik des Orchesters ertönte. Als er die Tür von Gabrielas Zimmer erreichte, hielt er inne und spähte den dunklen Flur entlang. Er war allein!
    Seine Hand fuhr zur Klinke. Natürlich hatte Gabriela ihr Zimmer nicht verriegelt. Er hatte nichts anderes erwartet! Vorsichtig schob er die Tür auf und verschwand in der Kammer seiner Nichte. Mit zwei Schritten stand er vor der Truhe, in der sie ihre Kleider aufbewahrte. Von Bretton lächelte, als er den schweren Deckel anhob. Er hatte sich geschworen, in diesem Jahr, noch bevor der Januar herum war, seine größte Sorge zu begraben. Er würde diesen Eid halten!
    Gleich zuoberst in der Kleidertruhe lag ihr Dreispitz mit der Borte aus Wolfsfell. Er warf den Hut auf das Bett und kramte nach anderen Kleidungsstücken, die sie als Caspar trug.
    Mit ihren tolldreisten Streichen hätte es nun ein Ende. Alle Welt erzählte davon, dass sein Adjutant ihr Liebster sei. Von Bretton schnaubte. Klug ausgedacht hatte sie sich das! Auch wenn es ihr nicht gelungen war, den besoffenen Birtok in einem Duell zu ermorden. Damit wäre nun Schluss! Er fand eines der Hemden, das sie als Mann trug. Das musste genügen.
    Sachte schloss er den Deckel der Truhe und griff sich den Hut vom Bett. Dann verließ er das Zimmer und stieg über die Treppe an der Rückseite des Gebäudes zum Erdgeschoss hinab. Jetzt ertönte der Lärm des Festes wieder lauter. Von Bretton durchquerte eine Schreibstube und einen schmalen Flur. Dann stand er auf dem Hof, umrundete das Haus halb, bis er zur Tür der Küche gelangte. Dort erwartete ihn auch schon Henk, der junge wallonische Koch.
    »Nun, hat Er besorgt, was ich Ihm aufgetragen habe?«
    »Jawohl, Herr General!« Der Koch kniete nieder und nahm einen tönernen Bierkrug auf, aus dem es dampfte. »Es ist ganz frisch. So wie Ihr es befohlen habt.«
    Von Bretton holte einen Silbertaler aus der Tasche seines Uniformrocks und drückte ihn dem jungen Kerl in die Hand. »Für sein Stillschweigen! Hat ihn jemand gesehen?«
    »Nein, niemand weiß, dass ich einen Teil hinausgebracht habe.«
    »Gut, dann mach Er sich jetzt wieder an Seine Arbeit, bevor Ihn jemand mit mir hier draußen sieht.«
    Die Glocken waren inzwischen verstummt, doch es tönten noch einzelne Schüsse aus der Stadt, mit denen ausgelassene Bürger das neue Jahr begrüßten.
    Der Festungskommandant hatte den Dreispitz Gabrielas inzwischen in das

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