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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie zu.
    »Du hältst mich doch nicht wirklich für ein Gespenst!«
    Der Junge war kreidebleich. »Ich … «
    »Schon gut.« Sie ließ ihn wieder los, drehte sich um und griff nach der Bibel, die auf dem schmalen Tisch neben ihrem Bett lag. »Genügt dir das als Beweis? Kein unheiliges Geschöpf könnte die Heilige Schrift in die Hand nehmen. Verdammt nochmal! Komm wieder zu dir, du Trottel! Ich bin noch immer die, die du kennst!«
    »Aber wer liegt dann auf dem Grunde der March? Wer hat deine Kleider gestohlen, um als Caspar das neue Jahr zu feiern? Und wer wollte dich ermorden?«
    Gabriela presste die Lippen zusammen. Sie dachte an das Gespräch, das sie mit ihrem Onkel in der Kutsche geführt hatte. »Ich weiß, wer uns Antwort auf diese Fragen geben kann! Hat man den General schon geweckt?«
    Branko nickte. »Ja! Er ist schon hinunter zum Fluss geeilt … «
    »Wer hat ihm die Nachricht gebracht?«
    »Der wachhabende Offizier.«
    Gabriela lächelte bitter. Wenn ihr Onkel um ihr Leben besorgt gewesen wäre, dann hätte ihn sein erster Weg hier hinauf zu ihrer Kammer geführt. Da er nicht gekommen war, musste er wissen, dass sie nicht auf dem Grund des Flusses lag. Das hieß zugleich, dass er im Bilde darüber war, was sich dort ereignet hatte! Was auch immer geschehen sein mochte, er hielt die Fäden in der Hand! Das würde sie nicht einfach hinnehmen!
    »Geh hinaus!«, zischte sie wütend. »Ich muss mich ankleiden. Und dann bringst du mich zum Fluss und zeigst mir, wo man meinen Dreispitz gefunden hat.«
    Leichtes Schneetreiben hatte eingesetzt, und die Soldaten in ihren grauen Mänteln wirkten von weitem fast wie Gespenster. Ihre Wut ließ Gabriela die Kälte kaum spüren, als sie die steinerne Uferbefestigung entlangeilte. Plötzlich trat ihr eine Gestalt in den Weg. Von Zeilitzheim!
    »Bitte, Fräulein von Bretton, gehen Sie nicht weiter! Das ist kein Anblick für Sie.« Er griff sie beim Arm und wollte sie in den Windschutz des Festungswalls ziehen, der sich über die Anlegestellen erhob.
    »Fass Er mich nicht an!« Erschrocken bemerkte Gabriela, dass sie schon im selben Tonfall wie ihr Onkel sprach, wenn sie wütend war. Der Fähnrich war regelrecht zusammengezuckt. Etwas versöhnlicher fuhr sie fort: »Sie wissen doch, dass Caspar mir nahegestanden hat. Ich muss wissen, was mit ihm geschehen ist.«
    »Aber müssen Sie es auch sehen, gnädiges Fräulein?«
    Gabriela traute ihren Ohren nicht. »Hat man ihn denn gefunden?«
    »Das nicht … Aber die Spuren im Schnee zeigen mehr als deutlich, was mit ihm geschehen sein muss. Dort ist alles voller Blut und … «
    »Ich werde mir selbst ein Bild machen!« Ohne von Zeilitzheim weiter zu beachten, ging sie zu ihrem Onkel hinüber, der mit seiner massigen Gestalt unverwechselbar zwischen den anderen Männern hervorragte. Von Bretton sah sie kommen, und offenbar konnte er sich auch vorstellen, in was für einer Stimmung sie war, denn er beeilte sich, ihr ein paar Schritt entgegenzukommen.
    »Eine böse Sache ist das«, murmelte er leise. Seine Stimme klang tonlos, und er vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
    »Ohne Zweifel«, entgegnete sie gereizt. »Wir hatten ein Abkommen! Du bist ein treuloser Schurke und … «
    »Schweig! Was bildest du dir eigentlich ein! Abkommen werden ausgehandelt und nicht einfach diktiert. Du hast mich durch die Dinge, die du getan hast, vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist nicht das, was ich unter einem Abkommen verstehe. Wundere dich also nicht, wenn ich dir mit gleicher Münze heimzahle! Und jetzt mäßige deinen Tonfall, die anderen könnten uns hören.«
    »Ich denke gar nicht daran! Was auch immer du in dieser Nacht getan hast, du wirst es bereuen.«
    Ihr Onkel machte einen Schritt auf sie zu und umschloss sie plötzlich mit beiden Armen. Für die anderen musste es so aussehen, als hielte er sie, um sie zu trösten. In Wahrheit jedoch umklammerte er sie mit stählernem Griff. »Hör mir jetzt gut zu, meine Kleine! Wenn hier jemand etwas bereuen wird, dann bist du es. Fra Anselmus, der Abt des Jesuitenklosters vor der Stadt, hat dein Spiel durchschaut. Vielleicht bist du von jemandem verraten worden … Jedenfalls wird er dich schon in den nächsten Tagen aufsuchen. Er hat mit mir bereits über dich gesprochen und fürchtet, dass du von einem bösen Dämon oder Geist besessen bist, weil du dich nach Männerart kleidest und Taten vollbringst, die nur einem Mann gut zu Gesichte stehen. Versuche wenigstens ein einziges Mal in

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