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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Hochachtung dafür, wie Sie mit jenem Phantom Caspar verfahren sind. Sehr überzeugend! Die ganze Stadt redet davon … Und dass man diesem ungarischen Schurken Birtok nachsagt, er sei in die Geschichte verwickelt, mag diesem Abenteurer hoffentlich eine Lehre sein, sich in Zukunft wie ein guter Christenmensch zu verhalten. Wusstet Ihr, dass er eine Bauerstochter geschwängert hat und sich das arme Ding vor lauter Verzweiflung das Leben nahm?«
    Von Bretton schüttelte den Kopf. Gabriela war gerettet, das war alles, was ihn im Augenblick interessierte. Das Drama um seine Nichte war beendet. Der Vorhang gefallen … Nun würde alles endlich gut werden!
    »Auf ein Wort noch, mein Freund.« Der Abt wirkte plötzlich wieder ernst. »Der Bischof und auch ich betrachten Euren Gast, den Magister Gregorius, mit großem Missfallen. Mir scheint, er lässt in Glaubensfragen den nötigen Ernst vermissen. Wahrscheinlich gehört er zu den Lutherischen oder ist gar ein Atheist. Habt Ihr die Bilder auf seinen Wagen gesehen?«
    Der Kommandant nickte.
    »Sie illustrieren Szenen aus den Offenbarungen des Johannes. Was ist man für ein Mensch, wenn man seine Güter mit Bildern vom Untergang der Welt schmückt?«
    Von Bretton war das Gespräch lästig. Er wollte zu seiner Nichte, um mit ihr zu reden, und dann zurück in sein Bett. Seine Beine waren so weich wie Pudding, und ihm war auch ein wenig schwindelig. »Glaubt Ihr nicht, Fra Anselmus, dass die Bilder des Nürnbergers auch Ausdruck eines besonders tief verwurzelten Gottesglaubens sein könnten? Er scheint keine Angst vor dem Tag des jüngsten Gerichtes zu haben. Das heißt dann doch wohl, dass seine Seele rein ist.«
    »Oh nein! Vielleicht wähnt er seine Seele rein, und auch das wäre schon Frevel, denn niemand auf Erden ist ohne Fehl. Und sei es, dass man von dem Irrtum besessen sei, sich für makellos zu halten. Doch bei diesem Gregorius befürchte ich weitaus Schlimmeres. Der Bischof und ich sind darin einig, dass er ein zutiefst gottloser Mensch sein muss. So habt auf Euch acht, wenn Ihr denn Umgang mit ihm pflegt, auf dass das Gift seiner Worte nicht einen Weg in Eure Seele finde, von Bretton. Offen gesagt, ich bin in Sorge um Euch, mein Freund.«
    »Mir geht es gut.« Die Rechte des Generals klammerte sich fest um das Fenstersims. Er hatte den Eindruck, dass der Flur leicht schwankte.
    »Nun, wie dem auch sei … Ich werde Euch in meine Gebete einschließen, Herr General. Und falls es doch noch etwas geben sollte, was Ihr mir über den Magister Gregorius mitzuteilen wünscht, stehe ich Euch jederzeit gerne zur Verfügung.«

1 0. KAPITEL
    Gabriela tupfte das Gesicht ihres Onkels mit einem feuchten Tuch ab. Seit drei Tagen lag er mit Fieber darnieder. Die meiste Zeit war er nicht bei Bewusstsein und redete wirr. Immer wieder sprach er von seinem Bruder. Aber auch von Juliette und einem Feldmarschall namens Bonneval.
    »Wie ernst steht es um ihn?« Gabriela tauchte das Tuch in Wasser und tupfte dem Festungskommandanten erneut die Stirn ab.
    Der Regimentschirurg machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Seine Augen waren tief eingefallen. In den letzten Tagen hatte er fast nicht geschlafen.
    »Wenn Ihr Onkel ein junger Mann von zwanzig oder auch dreißig Jahren wäre, würde ich sagen, dass kein Anlass zur Sorge besteht, gnädiges Fräulein. Doch bei einem Mann seines Alters kann man nie wissen. Seine Lungen stecken voll übler Säfte, sein Atem geht röchelnd … Zum Glück ist bislang noch kein Blut dabei, wenn er hustet. Er hätte nicht auch noch auf die Beerdigung dieses Caspar mitgehen dürfen. Er war dort schon viel zu krank. Ich hatte es ihm verboten! Aber er ist ja störrisch wie ein alter Esel … Bis zum Sommer hatte ich immer gedacht, er sei so robust wie eine Vollgusskugel … Aber wir alle werden älter. Trotzdem gebe ich diese Schlacht noch nicht verloren. Er ist wie ein alter Gaul. Er wird wieder auf die Beine kommen … «
    Obwohl sich Straben alle Mühe gab, ihr Mut zu machen, hörte sie nur zu deutlich den bekümmerten Unterton aus seiner Stimme heraus. »Sollten wir dem Abt gestatten, zu ihm zu kommen?«
    Der Feldscher schüttelte energisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Wenn er diesen schwarzen Geier neben sich am Bett stehen sieht, dann wird ihm das alle Hoffnung rauben. Er wird dann nicht mehr weiterkämpfen wollen … Ich habe so etwas schon öfter als einmal erlebt. Nein! Auch wenn Fra Anselmus dreimal ein Abt und ein Freund des

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