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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Sie es wärmer haben?«
    »Ist schon gut, Olek. Ist es nicht besser, bis zum Tag zu warten? Vielleicht kommt jemand vorbei, der uns helfen kann.«
    »Darauf sollten wir lieber nicht hoffen, Herrin. Dies ist eine sehr einsame Gegend. Es kann gut sein, dass wir auch bei Tag keine Menschenseele zu sehen bekommen.«
    Gabriela spürte die abergläubische Furcht, die in den Worten des Kutschers mitschwang. Sollte er nur machen. Ihr war ohnehin egal, ob es einen Tag mehr oder weniger dauerte, bis sie Temeswar erreichten.
    Ganz in der Nähe erklang der Ruf eines Käuzchens und Olek zuckte regelrecht zusammen. Seine Rechte schloss sich fest um das Amulett, das an seinem Hals hing. Leise murmelte er etwas Unverständliches, dann nickte er ihr kurz zu und holte die Axt, die er zusammen mit anderen Werkzeugen in einer Kiste zwischen den Hinterrädern aufbewahrte.
    Bald störte der dumpfe Laut von Axtschlägen die Stille der Nacht. Trotz des Lärms wurde Gabriela schläfrig. Langsam kroch die Kälte ins Wageninnere. Sie schlug den Kragen ihrer Weste hoch und kauerte sich ganz in die Ecke der lederbezogenen Rückbank. Es dauerte nicht lange, und sie war eingeschlafen.
    Als sie sich mit einem Ruck aufsetzte, war es immer noch dunkel. Etwas hatte sich verändert. Fröstelnd schlang sie die Arme um den Leib. Die Axtschläge waren verstummt, doch sie war sich sicher, dass es nicht das war, was sie hatte aufschrecken lassen.
    »Wer ist da?«, fragte Olek halblaut, so als habe er Angst vor seiner eigenen Stimme.
    Gabriela lehnte sich zum Fenster, um sehen zu können, was vor sich ging. Gleichzeitig tastete sie nach dem Kasten aus Nussbaumholz, der auf der gegenüberliegenden Bank neben dem alten Säbel ihres Vaters lag. War der umgestürzte Baum am Ende kein Zufall gewesen? Lauerten Räuber in den Büschen entlang des Weges? Doch warum hätten sie so lange warten sollen? Sie hätten doch sofort, nachdem die Kutsche angehalten hatte, zuschlagen können.
    Ein gleißender Blitz, begleitet von einem dumpfen Knall, blendete Gabriela. Rauch und Schwefelgestank waberten um die Kutsche. Die Pferde wieherten und scheuten.
    »Was wagst du dich zu mitternächtlicher Stunde in meinen Wald, du Wicht?«, grollte eine tiefe Stimme aus der Finsternis. »Dir reiß ich das Herz aus der Brust und schleudere deine Seele in die tiefsten Höllenschlünde!« Die Stimme hatte einen merkwürdigen Akzent, wie ihn Gabriela noch nie gehört hatte. Ein weiterer Donnerschlag ertönte. Gabriela hörte, wie Olek lauthals zu beten begann.
    »Du bist ja immer noch hier, Olek aus Olmütz!«, grollte der Waldteufel. Im selben Augenblick erklang ein schriller Schrei. Gabriela hörte jemanden laufen. Sie öffnete den Pistolenkasten auf dem Sitz und wünschte sich, sie hätte stattdessen den geweihten Rosenkranz griffbereit, den ihr der General vor ein paar Wochen geschenkt hatte.
    Vor dem Seitenfenster der Kutsche erschien ein grässlicher, gehörnter Schatten. »Ich rieche Menschenfleisch!«, grölte die dunkle Stimme und verfiel in ein meckerndes Lachen. Gabriela spannte den Hahn der Pistole. Fast gleichzeitig wurde der Schlag aufgerissen. Sie war noch immer geblendet und konnte kaum sehen. Mit unsicherer Hand richtete sie die Waffe auf die offene Tür und schoss.
    »Verdammt, die ist ja bewaffnet«, ertönte es von draußen halblaut.
    Gabriela spannte den Hahn der zweiten Pistole. »Was auch immer du bist … In Jesu Namen, scher dich davon!«
    »Du wirst doch jetzt nicht deinen Retter über den Haufen schießen!«
    »Wer zum Henker steht da draußen?« Gabriela blinzelte, doch vermochte sie noch immer nicht recht zu sehen. Nur ein vager Umriss war vor der Wagentüre zu erkennen. Sie fasste ihren ganzen Mut zusammen. »Mach dich davon, oder ich setz dir eine geweihte Silberkugel zwischen die Augen, du bocksfüßige Ausgeburt der Hölle.«
    »Das kannst du doch nicht machen, ich … «
    Gabriela deutete mit der Pistole ein Stück nach links. »Du gehst jetzt ganz langsam dort hinüber, damit ich dich im Licht der Laternen auf dem Kutschbock besser sehen kann. Und ich rate dir dringend, versuche nicht, mir davonzulaufen.«
    »Verdammter Mist!« Die Gestalt spuckte aus und machte dann zögerlich ein paar Schritte zur Seite. »Wenn mir Gregorius gesagt hätte, was du für eine Furie bist, hätte ich einen Teufel getan … Da reite ich mir den Arsch wund, um dich einzuholen, was eine schlimmere Plackerei war als die Flucht nach Culloden, und zum Dank schießt du mir fast eine

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