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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zu reden? Gregorius hatte so etwas schon angedeutet.«
    »Magister Gregorius?« Ihr einen Teufel hinterherzuschicken, das passte zu dem Feuerwerker! »Was will der Nürnberger von mir?«
    »Offenbar machte er sich große Sorgen, dass du an einem Galgen enden würdest. Ein Schicksal, das dich ein wenig sympathischer erscheinen lässt. Mein Galgen wartet in Edinburgh auf mich.« Sir grinste breit, dann musterte er sie noch einmal vom Scheitel bis zur Sohle und schüttelte den Kopf. »Was Gregorius von dir will, weiß ich auch nicht … Ich hatte nur die Aufgabe, dich aus dieser Kutsche herauszuholen und dabei möglichst wenig Schaden anzurichten. Naja … und ein bisschen aufpassen soll ich auf dich.«
    Gabriela tastete über ihre Wange. »Möglichst wenig Schaden anrichten, sagte er also … «
    Der Fremde zuckte mit den Schultern. »Nun ja … «
    »Ich hoffe, Gregorius glaubt nicht ernsthaft, dass ich ihn noch einmal wiedersehen möchte. Ich brauche weder seine Hilfe noch die deine! Und wenn ich nicht mehr in der Kutsche sitze, muss ich wohl einen anderen Weg finden, um nach Temeswar zu kommen.«
    Sir glotzte sie mit offenem Mund an. Dann schluckte er. »Wie … Du willst dich wieder auf den Weg zu deinem Galgen machen? Du bist wohl verrückt! Wofür habe ich mir denn die ganze Mühe gemacht?«
    »Das ist eine Frage der Ehre! Ich laufe vor meinem Schicksal nicht davon! Und was deine Mühe angeht … Ich habe dich um nichts gebeten!«
    »Tja, dann werde ich wohl zusehen, wie du in dein Unglück läufst und Gregorius hinterher berichten, dass du nicht aufzuhalten warst.«
    »So ist es … « Gabriela war ein wenig irritiert darüber, dass Sir keinen weiteren Versuch machte, sie davon abzubringen, nach Temeswar zu reisen. Einige Augenblicke sahen sie einander schweigend an. Der Schotte hielt ein Blatt Pergament in der Hand. Offenbar hatte er gelesen, als sie erwachte.
    »Deine Anweisungen von Gregorius?«
    Sir schüttelte den Kopf. »Nein. Ein Brief an den Banus von Kroatien. Sehr aufschlussreich … «
    »Das ist doch nicht der Brief, den mein Onkel geschrieben hat, oder … «
    »Oh doch … Er scheint ein guter Freund von diesem Grafen Nádasdy zu sein.«
    »Du … « Mit einem Satz sprang Gabriela auf die Beine und entriss dem Schotten den Brief. »Wie kannst du es wagen, einen versiegelten Brief zu öffnen?«
    »Mir war langweilig … Also habe ich mir dein Gepäck angeschaut. Dein Onkel scheint ziemlich hoffnungslos gewesen zu sein. Er beschwört den Grafen bei ihrer alten Freundschaft, dich nicht richten zu lassen, sondern deine Strafe in Kerkerhaft umzuwandeln … «
    Sie überflog die Zeilen. Es stimmte, der General war offenbar wirklich davon überzeugt, dass sie einen Mord begangen hatte! Ob sich Graf Nádasdy von dem Brief beeinflussen lassen würde? Gabriela dachte an die Zeit, die sie in der Dachkammer eingesperrt gewesen war … Viele Jahre in einer Zelle verbringen zu müssen, könnte sie nicht ertragen! Sie würde dort wahnsinnig werden. Dann wäre sie lieber tot. Es war das Beste, wenn der Graf den Brief ihres Onkels niemals zu lesen bekäme! Sie würde ihn vernichten.
    »Lass das!« Der Schotte packte sie beim Arm. Es schien, als habe er ihr die Gedanken vom Gesicht abgelesen. »Den Brief brauchen wir noch!«
    Resigniert ließ sie das Blatt ins Heu fallen. Sie hatte gehofft, dass das Schreiben ihres Onkels wenigstens dazu führen würde, dass die Gerichtsverhandlung noch einmal aufgenommen wurde. Dass er sie für eine Mörderin hielt, verletzte sie tief … Wie konnte er nur! Kannte er sie denn nach all den Monaten noch immer nicht?
    Sir hob das Blatt auf, faltete es sorgfältig und ging dann zu seinen Satteltaschen hinüber, um darin herumzukramen. Dabei brummelte er vor sich hin und brachte schließlich eine flache, silbrige Flasche zum Vorschein. »Was du jetzt brauchst, ist ein ordentlicher Schluck … Ich sage dir, von dem Zeug wachsen einem Haare auf der Brust. Du bist die erste Frau, der ich etwas davon anbiete.« Er grinste und zeigte dabei seine fleckig gelben Zähne. »Aber nach allem, was Gregorius mir über dich erzählt hat, gäbe es wohl manches Mannsbild, das stolz darauf wäre, so zu sein wie du.« Er zog den Korken von der Flasche und reichte sie ihr.
    Ohne aufzublicken, nahm Gabriela die Flasche. »Schnaps?«
    »Wenn du mich beleidigen willst, dann kannst du das auch leichter haben!« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. » Schnaps sagt dieses Weib! Das ist bester

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