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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schottischer Whisky! Schnaps! Ich schwöre dir bei Gott dem Herrn und all seinen Engeln, etwas so Gutes hast du noch nie getrunken. Jeder Tropfen ist mit Gold aufzuwiegen! Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie schwer es ist, hier auf dem Kontinent Whisky zu bekommen? Komm, gib mir die Flasche zurück … Ich pack meine Sachen, und du kannst meinetwegen hingehen, wo der Pfeffer wächst!«
    Gabriela blickte auf. Sir war puterrot angelaufen und schnaubte vor Wut. Offenbar hatte sie ihn tatsächlich beleidigt. »Wenn du abhauen willst, meinetwegen … Aber lass mich vorher von diesem Teufelszeug probieren. Ich möchte wenigstens wissen, ob es wert ist, einen solchen Aufstand zu machen.«
    »Ob es das wert ist«, schnaubte der Schotte wütend. »Das ist hier nicht die Frage! Es geht vielmehr darum, ob du es wert bist, davon zu kosten. Und offenbar habe ich mich geirrt, du … «
    Statt weiter mit dem dickköpfigen Schotten zu streiten, setzte Gabriela die Flasche an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Das war ein Fehler! Sie hatte das Gefühl, flüssiges Feuer würde ihren Rachen hinunterrinnen. Sie presste die Hand auf den Mund, um dem Schotten das Zeug nicht sofort wieder vor die Füße zu spucken. Tränen standen ihr in den Augen, und als sie den Whisky endlich heruntergewürgt hatte, rang sie keuchend nach Luft.
    »Na, wie war es?«
    »Wirklich mit nichts zu vergleichen«, japste Gabriela atemlos. Noch immer brannten ihr Mund und Rachen, doch in ihren Gedärmen begann sich eine wohlige Wärme auszubreiten. Seit ihr Vater sie einmal als kleines Mädchen von seinem Slibowitz hatte probieren lassen, und sie danach eine halbe Nacht lang glaubte, sie müsse sterben, hatte sie keinen Branntwein mehr gekostet.
    »Nicht wahr … Einfach göttlich!« Der Schotte lächelte jetzt wieder. Er nahm selbst einen Schluck aus der Flasche, stieß einen herzzerreißenden Seufzer aus und rammte dann den Korken in das Mundstück. »Mehr solltest du nicht davon trinken, mein Lieber«, murmelte Sir und verstaute die Flasche mit traurigen Augen wieder in seinen Satteltaschen.
    »Tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe. Willst du immer noch gehen?«
    Sir drehte sich zu ihr um, kratzte sich ausdauernd im Nacken und schnitt dabei eine nicht zu deutende Grimasse. »Offenbar ist es nicht ganz leicht, mit dir auszukommen … « Plötzlich grinste er. »Andererseits sagt man das auch von uns Schotten. Noch ein Stück mit dir zu reiten, ist allemal besser, als sich allein auf der Straße herumzutreiben.«
    »Da dies nun geklärt wäre, kannst du mir ja sagen, wo wir sind.«
    »Ein paar Meilen von dem Ort, an dem ich die Kutsche überfallen habe. Wo wir von dem leidigen Thema reden … Glaubst du, du kannst reiten?«
    Gabrielas Kopf fühlte sich noch immer an wie ein Bienenstock, doch sie dachte nicht daran, vor dem Schotten ihre Schwäche einzugestehen. »Natürlich. Das wird kein Problem sein!«
    »Dann sollten wir sehen, dass wir uns davonmachen. Bei Tageslicht ist dein Kutscher bestimmt zurückgekehrt, und ich schätze, mittlerweile hat er wohl auch schon ein paar Bauern aufgetrieben, die ihm helfen werden, die dreisten Räuber zu suchen, die sein Fräulein entführt haben.«
    Gabriela dachte an Olek. Ob er sich je wieder unter die Augen ihres Onkels trauen würde? Gewiss würde der Kutscher Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie wiederzufinden.
    Sir hatte sich die Satteltaschen über die Schulter geworfen und stieg über eine Leiter vom Heuboden herab. »Kommst du?«

2. KAPITEL
    Gabriela stocherte im Feuer und sah mit gemischten Gefühlen zu dem mageren Hasen, der auf einem Stock über der Glut hing. Dreimal hatte sie sich den Tag über erbrochen, bis es zuletzt nichts mehr in ihrem Magen gegeben hatte, was sie noch hätte hochwürgen können. Immer wieder war ihr so schwindelig gewesen, dass sie befürchtet hatte, jeden Moment vom Pferd zu stürzen. Ihre Schläfe pochte schmerzhaft, und auch das Licht machte ihr zu schaffen. Ein glutheißer Tag lag hinter ihnen und sie war froh, dass Sir einen Weg durch den schier endlosen Wald gewählt hatte, wo sie nur selten der prallen Sonne ausgesetzt gewesen waren.
    Zischend tropfte Fett vom Hasenbraten in die Glut. Gabriela blickte über das Feuer hinweg zu Sir, der an einen Baum gelehnt saß, sich seine Mütze tief in die Stirn gezogen hatte und leise vor sich hin pfiff.
    »Was ist das eigentlich für ein komischer Name, den du da hast? Sir? So heißt man doch nicht!«
    Der Schotte

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