Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Kugel in den Schädel!« Ein leises, metallisches Scharren begleitete seine Worte.
    »Hast du gerade Gregorius gesagt … « Gabriela stieg aus der Kutsche, ohne den Kerl dabei auch nur einen Atemzug lang aus den Augen zu lassen. Als sie ihn im Licht der Lampe endlich besser sehen konnte, zuckte sie so zusammen, dass ihr fast die Pistole aus der Hand gefallen wäre. Ihr Gegenüber hatte ein grässlich zerfurchtes Gesicht mit einer langen Hakennase, und aus der Stirn wuchsen ihm tatsächlich zwei Hörner. Etwas Blinkendes schnellte vor, und ein heftiger Schlag traf ihre Hand. Ihre Waffe wurde zu Boden geschleudert. Die Kreatur hatte einen Säbel gezogen und ihr einen Hieb mit der breiten Seite versetzt.
    Erschrocken taumelte sie einen Schritt zurück und versuchte sich zu ducken, als sie ein heftiger Schlag am Kopf traf.
    Ein pulsierender Schmerz in der rechten Schläfe brachte Gabriela wieder zu Bewusstsein. Ihr war übel. Eine Weile blieb sie mit geschlossenen Augen liegen und kämpfte gegen das Gefühl an, sich auf der Stelle erbrechen zu müssen. Erst als sie wieder halbwegs frei atmen konnte, wagte sie blinzelnd die Lider zu öffnen. Wie glühende Nadeln stach ihr das Licht durch die Augen in die schmerzende Schläfe. Sofort schloss sie die Augen wieder und tastete mit der Hand nach ihrem Gesicht. Die ganze rechte Hälfte war geschwollen, schon die leiseste Berührung schmerzte.
    Gabriela versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Deutlich sah sie das Bild der Kutsche vor sich und Olek. Sie hatte eine lange Reise unternommen … Der Wald … Etwas hatte die Kutsche angehalten … Ein Schatten war vor dem Schlag … Das Teufelsgesicht! Sie keuchte. War es möglich … Mit zitternder Hand tastete sie nach ihrer Umgebung. Sie schien in einem Heuhaufen zu liegen. Ja, es roch auch nach trockenem Heu …
    Blinzelnd öffnete sie noch einmal die Augen. Diesmal war der Schmerz nicht mehr so überwältigend. Offenbar befand sie sich auf dem Heuboden einer Scheune. Noch war ihr Blick getrübt. Undeutlich erkannte sie eine Gestalt mit langen Haaren und einem Rock, der nicht einmal die Knie bedeckte.
    Ein Stück weiter lagen ein paar Satteltaschen im Heu. Und dicht daneben … Erschrocken richtete sie sich halb auf. Aus dem Heuhaufen starrte sie eine Teufelsfratze an.
    »Ah, das gnädige Fräulein ist wieder bei Sinnen«, erklang eine tiefe Stimme. Die Gestalt im Rock trat zu ihr und kniete nieder.
    Gabriela kniff ihre Augen zusammen. Sie träumte noch! Ein Teufel und ein Mann in einem Rock … Das gab es nicht wirklich!
    Der Fremde pfiff leise durch die Zähne. »Junge, mit dem Gesicht wird man dich sicher nirgends zur Maikönigin krönen. Tut mir leid, ich glaube, ich habe etwas zu feste zugeschlagen … Auf der anderen Seite hattest du mir ja auch fast eine Kugel in den Kopf gejagt.«
    »Wer bist du?«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Gabriela musterte den Fremden. Er hatte langes, rotes Haar und tiefblaue Augen. Sein Gesicht war breit und freundlich. Nur um die Mundwinkel lag ein melancholischer Zug. Bartstoppeln und sein strähniges Haupthaar ließen ihn ein wenig verwahrlost erscheinen, doch machte er nicht den Eindruck, ein Stallknecht oder ein Landstreicher zu sein. Wieder starrte Gabriela ungläubig auf den Rock, den der Mann trug. Es war also kein Traum!
    »Nenn mich Sir«, antwortete ihr Gegenüber plötzlich unvermittelt und lächelte dabei. »So würde man mich in meiner Heimat ansprechen, wenn man meinen Namen nicht kennt.«
    » Sir«, wiederholte Gabriela unsicher. Sie sah in seine klaren blauen Augen und blickte dann wieder auf seine mit drahtigem, rotem Haar bewachsenen Waden. Ein Verrückter! Sie war in die Hände eines Wahnsinnigen gefallen!
    »Stört dich der Rock?«, fragte der Fremde mit seinem eigenartigen Akzent. »Du solltest dich besser daran gewöhnen. Dieser Rock ist meine Fahne!«
    »Deine Fahne … « Gabriela nickte. Kein Zweifel, ein Verrückter!
    »Jawohl, meine Fahne! Mein Clan trägt diese Farben seit dreihundert Jahren, auch wenn die Whigs in diesen Tagen jeden Clansmann hängen lassen, der keine Hosen anzieht.«
    »Und was verschafft mir die Ehre Eurer Bekanntschaft?«
    Sir zog die Brauen zusammen und musterte sie kühl. »Meine Kleine trägt ihre Nase ganz schön hoch! Schon vergessen? Ich habe dich gestern niederschlagen müssen, weil ich keine Lust hatte, mir von dir eine Kugel in den Wanst jagen zu lassen. Kann es sein, dass es schwierig ist, mit dir ein vernünftiges Wort

Weitere Kostenlose Bücher