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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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passierte … In jener Nacht hat Fortuna sich von mir abgewandt. Ich hatte ein Feuerwerk vorbereitet, wie es die Dogenstadt noch nicht gesehen hatte. Doch dann kam dieser böige Wind auf … Eine Rakete wurde abgetrieben und setzte das Dach eines Speicherhauses in Brand. Der Funkenflug ließ auch zwei Nachbargebäude in Flammen aufgehen, und zu allem Unglück hatte ich mich auch noch mit der Pulvermischung bei einigen Feuerlanzen verrechnet, die dann mit einem Riesengetöse explodierten. Es gab eine Panik … Und es war abzusehen, dass der Schaden, der entstanden war, nur mit einer langjährigen Haft in den Bleikammern oder noch Schlimmerem gesühnt werden könnte. Zum Glück hatte ich ein kleines Boot für mich beiseitegeschafft … Ich musste fliehen und bin nach Rom gekommen, wo ich mich mit einer Bande Halsabschneider herumgetrieben habe. In dieser Zeit habe ich ein neues Talent an mir entdeckt und … « Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Verdammt! Beim Erzengel Gabriel! Ich hab ja noch was für dich!« Sir drehte sich um und begann in seinen Satteltaschen zu kramen.
    Gabriela hatte den letzten Happen vom Hasenbraten gegessen und überlegte sich, dass es vermutlich besser gewesen wäre, dem Schotten das Rückenstück zu überlassen. Ihr war wieder übel. Erschöpft lehnte sie sich gegen einen Eichenstamm. Vielleicht sollte sie Sir nach seinem Schnaps fragen? Wie hatte er dieses Teufelszeug auch gleich genannt …
    Sir kramte einen zerknitterten Brief aus den tiefen seiner Satteltaschen hervor. »Hier. Den hat mir Gregorius für dich mitgegeben. Es war ihm sehr daran gelegen, dass du das liest.«
    Der Brief war mit merkwürdigen Linien und Symbolen bedeckt. Einen Moment lang überlegte Gabriela, ob sie ihn einfach ins Feuer werfen sollte, doch dann siegte ihre Neugier. Verbrennen konnte sie ihn schließlich immer noch. Als sie das Siegel zerbrach, fragte sie sich, ob der Schotte ihn wohl auch schon gelesen hatte und welche Begabung er wohl während seiner Zeit bei den römischen Halsabschneidern entdeckt hatte. Kaum hatte Gabriela die ersten Zeilen überflogen, drehte sie den Brief herum und starrte ungläubig auf die Rückseite. Jetzt, wo das Pergament auseinandergefaltet war, ergaben die Linien und Zeichen einen Sinn! Gregorius hatte auf den Festungsplan von Peterwardein geschrieben, der in dem Spiegel auf dem Speicher versteckt gewesen war. Deshalb also hatte der Schurke dort hinaufgewollt! Es war ihm nie um ihren Onkel und das Gemälde gegangen … Am Ende hatte Hauptmann Birtok mit seinen Beschuldigungen vielleicht sogar recht gehabt, und der Feuerwerker war in Wahrheit ein Spitzel! Aber hätte er ihr dann den Festungsplan geschickt?
    Sie drehte das Blatt wieder um und las von vorn.
    Meine liebe Gabriela,
    Kriegerin hinter dem Schild des Trugs. Drei Tage sind seit deinem, nun für mich nicht mehr so rätselhaftem, Verschwinden vergangen, und noch immer werden mir die Wangen rot vor Scham, wenn ich an die Nacht des Feuerwerks denke. Kaum wage ich es, dich um Vergebung zu bitten. Ich war verblendet und verbittert … Die Trauer um den Tod von Johannes hatte mir die Sinne verwirrt und der Branntwein einen unbekannten Teufel in mir geweckt.
    Seit du mir von dem Geheimnis des Spiegels erzählt hast, war ich besessen von der Idee, den Festungsplan zu entwenden, um ihn für schweres Gold zu verkaufen. Man sagt, dass Krieg in der Luft liegt. Frankreich, Österreich und Russland, die drei mächtigsten Reiche auf dem Kontinent, haben sich verbündet, um Preußen von den Landkarten Europas zu tilgen. Sicher ist Friedrich ein Schurke, der sich zu Unrecht Schlesien angeeignet hat … Doch ich hatte schon immer eine Schwäche für alles, was vernünftigen Menschen aussichtslos erscheinen muss. Deshalb habe ich den Plan gestohlen. Ich wollte, dass die Preußen ihn bekommen, denn trotz aller Schurkereien ihres Königs sind meine Sympathien auf ihrer Seite.
    Doch wie kleinmütig erschien mir mein Betrug an dir, nachdem ich von deinem Schicksal erfuhr. Ich bin jenem Kerl begegnet, dem man dich angetraut hat und der nun damit prahlt, dass er sein Weib an den Galgen bringen wird. Ach, hättest du dich mir nur anvertraut, statt mir, wie allen anderen, das Märchen vom Überfall auf den Hof deines Vaters zu erzählen.
    Zunächst glaubte ich, du hättest aus Scham die Stadt verlassen, weil ich dich gezwungen hatte, deinen Onkel zu betrügen. Zaghaft versuchte ich, den General auszuhorchen, doch verbat er sich,

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