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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: blazon
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sieht es mit den Strömungen aus?«
    Schon wieder dieser herrische Unterton in ihrer Stimme! Sabin trat an die Reling und ließ sich mit der Antwort Zeit. Ein schnelles Glitzern unter der Wasseroberfläche zeigte ihr, wo der Schwarm dieser schnellen Fische mit den Flossenflügeln schwamm. Wellen klatschten gegen den Rumpf.
    »Wenn wir Glück haben, bringen wir die Timadar durch die Meerenge zwischen den zwei Felsen dort«, sagte sie schließlich und deutete auf zwei dolchartige Spitzen, die wie Zähne aus dem Wasser ragten. »Der Sog ist nicht gleichmäßig – aber an dieser Stelle ist er nur selten zu spüren. Trotzdem, wir werden Glück brauchen!«
    Zufrieden bemerkte sie, dass Amber in ihrer Arbeit innehielt. Kein Zweifel: Dem Landmädchen war das Meer nicht geheuer.
    »Sabin! Unter dir!« Inus Stimme, warnend und laut.
    Sabin sprang zurück in der Erwartung, eine Dschellar oder einen Dornrachen zu sehen, mindestens aber einen springenden Hai. Doch es war nur ein Naj. Er trieb einige Längen von der hinteren Bordwand entfernt und betrachtete das Schiff mit dem kritischen Gesichtsausdruck, der so typisch für alle Naj war. Sabins Herz machte einen Satz. Endlich! Es gab also doch noch anderes auf der Insel als verhexte Vögel und Gespenster!
    Der Naj tauchte so schnell ab, als hätte ein Zauberer ihn weggeschnippt. Sabin kletterte über die Reling und stieß sich mit aller Kraft ab. Wie eine Klinge tauchte sie in das Wasser ein. Luftbläschen wiesen ihr den Weg. Sie sah schimmernde Hautschleier, die sich entfernten. Der Naj schwamm direkt auf die Horizontlinie und die runden Felsen zu, die die Sand tragende Strömung zu pilzförmigen Gebilden geschliffen hatte. Ohne dass Sabin sich anstrengen musste, wurde sie schneller, ganz von selbst zog die Strömung sie hinaus und wurde zu einem Sog, der ihr Haar erfasste und es ihr vor die Augen trieb. Sandwolken wallten Sabin entgegen, eine seltsame milchige Helligkeit, die ihr unter Wasser das Sehen erschwerte. Sie trudelte im Sog, streifte schmerzhaft einen Felsen und tauchte instinktiv tiefer. Eine neue, noch stärkere Strömung zog sie nach unten. Wo kam sie plötzlich her? Gestern war das Wasser an dieser Stelle so ruhig wie ein See gewesen. Sabin hatte nur die Möglichkeit, unter der Strömung hindurchzutauchen, aber dann würde sie den Naj verlieren! Also machte sie sich schmal und ließ sich auf die Strömung ein. Mühelos schoss sie unter Wasser dahin. Für einen Moment schloss sie die Augen und streckte die Hand nach Satu aus.
    Eine kalte Wasserwand spülte sie so abrupt nach oben, dass ihre Lungen unter dem Druck schmerzten. Sie konnte nichts tun, außer sich der Welle zu fügen. Felsen tauchten unter ihr auf, der Mast eines versunkenen Schiffes zeigte wie ein mahnender Zeigefinger zur Wasseroberfläche. Doch Sabin folgte der wirbelnden, glänzenden Gestalt des Naj, bis er plötzlich mit einem einzigen Sprung aus dem Wasser verschwand. Sabin stemmte sich gegen das Wasser, ihre Muskeln schmerzten, als sie mit aller Kraft nach oben paddelte. Endlich tauchte sie auf, schnappte nach Luft – und fand das Meerwesen nicht weit entfernt auf einem flachen, schrägen Felsen. Interessiert musterte der Naj sie von oben herab. Seine Kiemenhäutchen pochten, als wäre auch er außer Atem. Die silbrigen Augen glänzten.
    »Ich grüße dich in Dantars Namen«, japste Sabin. Die fremden Worte der Najsprache waren ungewohnt. Seit sie ein Kind war, hatte sie, wie alle Taucher, einige Sätze der Najsprache gelernt, doch trotz der vielen Jahre Übung war ihr bewusst, dass sie für das Wasserwesen nur eine Stammlerin war und auch nie mehr als das sein würde. Der Naj öffnete und schloss die schmalen Hände mit den Schwimmhäuten. Angewidert beobachtete er, wie sie sich am Felsen festklammerte. Sie musste ihm vorkommen wie eine lächerlich verletzliche Kreatur, hilflos im Wasser, ebenso hilflos an Land.
    »Hier ist nicht Dantar«, bemerkte er. Ein heller Morgennebel umwehte ihn, und Sabin fragte sich für einen Augenblick, ob sie nicht soeben ertrunken war und die lichte Grenze überschritten hatte.
    Zu dem Meerwesen auf den Felsen zu klettern wagte sie nicht. Nur schemenhaft erkannte sie die Insel und den Strand. Als der Nebel an einer Stelle verwehte, sah Sabin die Timadar. Dieses törichte Landmädchen stand immer noch an der Reling und starrte mit offenem Mund zu ihnen herüber.
    »Nein, aber wir kommen aus Dantar«, wandte sich Sabin wieder an den Naj. »Vor einigen Tagen sind

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