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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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wirkten noch lebendig. Phils Mutter kauerte weinend zu seinen Füßen.
    Schweißgebadet fuhr Phil hoch. Etwas Grünes funkelte ihn an. Er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass dies sein Wecker war. Die Leuchtziffern zeigten 5:01 an, darunter stand: Hurra, es ist Samstag.
    Natürlich war Phil froh, dass er nicht in die Schule musste, aber an Schlaf war trotzdem nicht mehr zu denken. Sein Herz raste, in seinem Kopf tauchten immer wieder Bilder aus seinem Albtraum auf. Mit einem stechenden Schmerz hinter der Stirn stieg Phil aus dem Bett. Er schlüpfte in seine Sportsachen und schlich auf Socken die Treppe hinunter.
    Die Küchentür stand offen. Arne lag mit dem Oberkörper auf dem Tisch, der Kopf ruhte auf seinen verschränkten Armen. Lu war nirgends zu sehen.
    Phil huschte am Spiegel vorbei, griff seine Turnschuhe und verließ nahezu geräuschlos das Haus. Während er sich auf der untersten Treppenstufe die Schuhe zuband, hielt vor der Einfahrt des Nachbarhauses ein Auto. Herr Radeberg kam von der Nachtschicht heim. Er arbeitete in einem Sägewerk und trainierte in seiner Freizeit eine Fußballmannschaft, wodurch ihm die Fähigkeit abhanden gekommen war, leise zu sprechen.
    Wenn er Phil jetzt begrüßte, würde er im Umkreis von mindestens zweihundert Metern sämtliche Leute aus dem Schlaf reißen und Phils heimlichen Ausflug damit beenden.
    Als hätte er ihn nicht bemerkt, stürmte Phil mit gesenktem Kopf durch den Vorgarten und rannte die Birkenallee hinauf, vorbei an einem halb auf dem Fußweg geparkten, alten Opel. Wenn er sich nicht täuschte, saß hinter dem Lenkrad jemand in einem grauen Kapuzenshirt. Vielleicht noch einer, der nicht schlafen konnte.
    Das Haus der Martens gehörte zu den letzten in der Straße, dahinter begannen die Wiesen, die hier und da sanft zu einem Hügel anstiegen. Am Fuß des größten Hügels lag, von Bäumen umgeben, ein See. Phil liebte diesen See, er hatte überhaupt eine Schwäche für Wasser. Auf dem Weg dorthin erhöhte er unwillkürlich das Tempo. Die ersten Sonnenstrahlen gewannen rasch an Kraft und begannen, die Luft aufzuheizen. Schon bald rann Phil der Schweiß über Gesicht und Oberkörper. Nachdem er das birnenförmige Gewässer einmal umrundet hatte, warf er sich in den noch kühlen Sand des breiten Ufers.
    Ein paar Mal atmete er tief durch, dann sah er sich um. Er war mutterseelenallein. Schnell zog er sich bis auf seine Boxershorts aus und sprang vom Holzsteg aus ins Wasser. Es war jetzt, kurz vor Sommeranfang, schon angenehm warm. Mit geschlossenen Augen glitt Phil durch die spiegelglatte Wasseroberfläche. Ein Jogger in einem grauen Sweatshirt tauchte am Ufer auf. Er hatte sich die Kapuze bis ins Gesicht gezogen, doch als Phil den See verließ, war er längst wieder verschwunden. Phil wartete, bis seine Haut einigermaßen trocken war, und lief anschließend zurück zur Birkenallee.
    Aus der Bäckerei Lohmann wehte ihm ein verführerischer Duft entgegen. Phils Magen knurrte so laut, dass der Postbote, der soeben ein von Hunden bewachtes Grundstück betreten hatte, panisch um sich blickte.
    Die Bäckerei hatte bereits geöffnet und Phil beschloss, ein paar frische Brötchen zu holen. Sie waren Stammkunden bei Lohmanns, er würde ihnen das Geld später vorbeibringen können.
    Als Phil das Geschäft betrat, kam Else Lohmann trotz der langen Warteschlange hinter ihrer Theke hervorgeschossen, wobei sie einen dünnen Mann beinahe umrempelte.
    Ohne sich um die vielen Leute im Laden zu scheren, die jetzt allesamt neugierig die Hälse reckten, zog sie Phils Kopf zu sich herunter. Dazu musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen. „Mein armer Junge." Sie strich ihm über das noch feuchte Haar. „Das mit deinen Eltern tut mir so schrecklich leid. Ich habe es in der Zeitung gelesen. Du musst doch entsetzliche Angst haben."
    „Es geht schon." Phil richtete sich wieder auf. „Ich wollte eigentlich nur ein paar Brötchen holen. Habe unterwegs Hunger bekommen."
    „Dagegen müssen wir was tun." Sofort hastete Frau Lohmann wieder hinter ihre Verkaufstheke und begann, eine Unmenge duftender Brötchen sowie kleine Pizzabrote, Schinken- und Käsebaguettes in eine riesige Papiertüte zu stopfen. Dann nahm sie eine zweite Tüte und packte mit einem eifrigen „Die magst du doch so gern" Quarkbällchen, Streuselschnecken und mit Nugat gefüllte Schokoladenplätzchen hinein, bis die Tüte zu platzen drohte. Obendrauf legte sie ein Schweinsohr, das vollkommen mit dunkler

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