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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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Verbeugung und verschwand im Haus.
    „Ist ein wenig steif, euer Angestellter", bemerkte Arne. Er teilte die Karten in zwei Stapel und drückte sie auf dem Tisch mit den schmalen Seiten gegeneinander, sodass sie sich vermischten.
    „Lu ist in Ordnung, er kann nur nicht lachen. Überhaupt kann er keine Gefühle zeigen. Meine Eltern wollten ihn irgendwann überarbeiten."
    Die Augenbrauen von Arne rutschten ein Stück nach oben. „Wie überarbeiten? Arbeiten lassen bis zum Umfallen, damit er fröhlicher wird?"
    Jetzt war Phil derjenige, der sich wunderte. „Lu ist ein Roboter, haben Sie das nicht bemerkt?"
    Arne ließ die Karten auf den Rasen fallen. „Er ist ein was? Ein Roboter?"
    Phil nickte. „Lu kann so ziemlich alles und er lernt ständig dazu."
    „Aber, verdammt, er sieht aus wie ein Mensch, bewegt sich wie ein Mensch ..."
    „Meine Eltern haben sich ziemlich große Mühe gegeben, damit er beim Einkaufen nicht auffällt. Meine Mutter wollte eigentlich, dass er wie der Schauspieler Brad Pitt aussieht, aber das hätte zu viel Trubel gegeben. Außerdem mag mein Vater Brad Pitt nicht."
    „Ein Roboter! Einfach unglaublich!" Kopfschüttelnd machte sich Arne daran, die Karten einzusammeln. Lu stellte einen Krug mit frisch gepresstem Orangensaft neben die Wasserflasche. Danach beobachtete er, wie Arne Karte um Karte aufnahm und ab und zu einen Grashalm herunterpustete. „Darf ich fragen, was Sie da tun?"
    Arne betrachtete ihn misstrauisch. „Ich mische die Karten, indem ich sie hochwerfe und hinterher wieder einsammle. Unter Knackfreunden nennen wir dieses Verfahren Tornadomix." Phil gluckste.
    Endlich hatte Arne die Karten wieder fest im Griff und teilte aus. „Am besten ist es, wenn wir in dieser Runde sozusagen mit offenen Karten spielen", schlug er vor.
    Es dauerte nicht lange, bis Phil und Lu die Spielregeln begriffen hatten. Sie spielten um Streichhölzer. Wer verlor, legte ein Hölzchen in die Mitte. Beim Kartengeben und Mischen wurde abgewechselt. Gerade hatte Lu den Kartenstapel nach oben geworfen und war dabei, einige Karten aus dem Saftkrug zu fischen, als das Telefon klingelte.
    Beim ersten Klingelton hatte Arne es in der Hand. „Es ist eine Frau Kissing." Er drückte die Lautsprechertaste und reichte das Mobilteil an Phil weiter.
    „Phil, mein lieber Junge, was musst du nur durchmachen", sprudelte es aus dem Gerät. „Noch so jung und schon trifft dich ein so furchtbarer Schicksalsschlag. Unser Leo hat es zuerst in der Zeitung gelesen. Was für eine Tragödie! Wie können wir dir nur helfen, mein Bester? Leo, mein Engelchen, hatte den erlösenden Einfall. Wir laden dich für morgen um fünfzehn Uhr zum Kaffee ein. Das wird dich ein wenig ablenken, oder was meinst du?" Phils Begeisterung hielt sich in Grenzen.
    Leo Kissing war ein Außenseiter. Zwar hänselte Phil ihn nicht wie die meisten seiner Klassenkameraden, aber er nahm ihn auch nie in Schutz. Leo trug meistens, sogar im Sommer, selbstgestrickte Pullover, was bei seiner rundlichen Figur unvorteilhaft aussah und seinen Stand in der Klasse nur noch verschlimmerte. Seine Mutter war eine berühmte Opernsängerin.
    „Ich habe mir etwas ganz Besonderes für dich ausgedacht, mein lieber, armer Junge", riss Frau Kissing ihn aus seinen Gedanken. „Ich persönlich werde dir zu Ehren zum ersten Mal in meinem Leben einen Kuchen backen. Es wird eine Premiere. Wie findest du das? Klingt das nicht verlockend?"
    Eine peinliche Pause entstand, während Phil sich das Gehirn zermarterte, wie er sich höflich um diesen Besuch drücken könnte.
    „Mir fehlen die Worte", sagte er, da ihm so schnell keine glaubhafte Ausrede einfiel. Arne zwickte ihn leicht in den Arm und zeigte auf sich. Phil begriff nicht gleich, doch dann hatte er eine Idee: „Ich würde Ihre Einladung sehr gern annehmen, aber ich stehe unter Polizeischutz. Ich darf das Haus nicht verlassen." Er musste sich anstrengen, nicht erleichtert zu klingen.
    „Oh, das ist bedauerlich. Aber weißt du was, Phil? Dann werden wir dich eben besuchen und ich bringe den Kuchen einfach mit. Ist das nicht ein wundervoller Vorschlag?"
    Man musste Phil ansehen, was er davon hielt, denn Arne nahm ihm grinsend das Mobilteil ab. „Hier ist Kommissar Arne Skibinski. Ich bin für Phils Sicherheit zuständig. Einem kurzen Besuch bei Ihnen steht von meiner Seite aus nichts im Wege, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich Phil begleiten darf. Sind Sie damit einverstanden?"
    „Aber natürlich bin ich das.

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