Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Spinne gelang es nicht, ihr ursprüngliches Aussehen wiederherzustellen.
Rachsüchtig jagte sie Lukas trotz ihrer verdrehten Beine durch den ganzen Raum.
Vor dem Unterrichtsende gab Herr Kinsky jedem Schüler ein Paar Schutzhandschuhe, damit sie die Tiere zurück in den Korb bringen konnten. Die Handschuhe sammelte er trotz Protestes der Schüler hinterher wieder ein. Nachdem Melanie ihr Paar abgegeben hatte, blieb sie vor Herrn Kinsky stehen.
„Darf ich Sie etwas fragen?"
„Nur zu, Melanie", ermunterte sie Herr Kinsky.
„Was ist mit Ihren Füßen passiert?"
Das Gemurmel in der Klasse verstummte.
Herr Kinsky lächelte. „Ich kann Sie beruhigen, keine dieser Kreaturen ist in der Lage, Ihnen derartige Verletzungen zuzufügen. Während meiner Abschlussprüfung wurde ich von einer fleischfressenden Pflanze angegriffen. Man hat nie herausgefunden, wie sie in die Drachenburg gelangt ist. Sie hat sich über meine Füße hergemacht, als ich vorübergehend ohnmächtig war." Er wackelte mit seinen Metall-Zehen. „Zwar konnte ich mich befreien, doch auf meiner Flucht lösten sich binnen weniger Minuten zuerst die Schuhe und dann meine Füße auf. Ich bin nur noch auf Händen und Knien gekrochen. Eine Ameise hat mich schließlich herausgetragen."
„Wird die Burg kontrolliert, bevor wir reingeschickt werden?", wollte einer der Zwillinge wissen.
„Selbstverständlich. Frau Schwan kümmert sich persönlich darum."
„Wir sollten sie bei Laune halten. Wer weiß, was sie uns sonst alles auf den Hals hetzt", sagte Paul leise.
Nächtlicher Besuch
Nach dem Abendessen feierten die Schüler zusammen mit den Lehrern ein Abschiedsfest am See. Die Katzenmenschen waren nicht eingeladen. Phil war der Einzige, der das bedauerte. Auch Frau Schwan fehlte, was jedoch niemanden störte.
Silvio verwöhnte sie mit Eis und Getränken und Herr Bertoli überraschte alle mit einem saftigen Wildschweinbraten am Spieß. Dazu gab es Nudelsalat, den Phil von früheren Klassenfeiern her kannte. Wahrscheinlich hing das mit Leos Abstecher in die Küche zusammen.
Leo saß mit Melanie an einem der eigens für diesen Anlass aufgestellten Tische. Die beiden hielten sich an den Händen und nippten abwechselnd von einem Glas, wobei einer dem anderen jeweils zeigte, von welcher Stelle er getrunken hatte.
Phil, Paul, Lukas und die Zwillinge hatten sich etwas abseits Plätze gesucht und beobachteten die Erwachsenen. Frau Ferrani fachsimpelte mit den Rennfahrern über neue Motoren, während Herr Kinsky und Herr Junker aufmerksam Sangrias Ausführungen über die Malerei lauschten. Zwischendurch verließ Silvio mit einem Tablett den Wagen und verteilte Vitaminsaft in Cocktailgläsern an die Lehrer, die nach jedem Glas ausgelassener wurden. Irgendwann spielte eine Band und Herr Kinsky tanzte mit Sangria Rock 'n' Roll. Seine Metallfüße blitzten im Mondlicht.
Melanie zog Leo in die Nähe der Musik und gab sich alle Mühe, ihm ein paar Tanzschritte beizubringen. Die Zwillinge hielten sich den Bauch. Als Susanne auf sie zu kam, erstarb ihr Lachen. Zusammen mit Paul und Lukas flüchteten sie zu Silvio, doch Susanne hatte es offensichtlich auf keinen von ihnen abgesehen. Zielsicher steuerte sie auf Stefan zu.
Ungeachtet seiner Weigerung schleifte sie ihn zu den anderen Paaren. Beim Tanzen berührten Stefans Füße kaum den Boden.
Phil fragte sich, ob er wohl jetzt das Gefühl hatte, zu schweben, als eine vertraute Stimme an sein Ohr drang: „Möchtest du tanzen?" Neben ihm stand Elisa. Sie trug ein kurzes Kleid, die Haare hatte sie hochgesteckt.
Phil brachte lediglich ein zustimmendes Grunzen zustande. Allerdings wusste er nicht so recht, wohin mit seinen Händen. Elisa legte seine Arme um ihre Taille, dann umfasste sie seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Da gerade langsame Lieder gespielt wurden, war das Tanzen nicht sehr kompliziert. Phil musste nur abwechselnd das Gleichgewicht von einem auf das andere Bein verlagern und sich dabei etwas drehen. Er spürte Elisas weiches Haar an seiner Wange. Sein Magen rebellierte und sein Kopf fühlte sich merkwürdig leicht an. Weder interessierten ihn die neugierigen Blicke von Claudia und Sangria noch die Anstrengungen, die Paul, Lukas und die Zwillinge unternahmen, um Stefan und Susanne zu Fall zu bringen.
Viel zu früh beendete Herr Junker das Fest. Elisa berührte mit ihren Lippen flüchtig Phils Wange und verschwand lautlos in der Dunkelheit.
Das Kribbeln in Phils Magengegend wollte gar nicht mehr
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