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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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morgen früh dem Direktor melden, dann müssen wir Sie jetzt nicht weiter belästigen", sagte er trotzig.
    Frau Schwan gähnte noch einmal. „Meinetwegen, dann zeigen Sie mir die Schlange, bevor Sie sich vor lauter Angst in die Hose", sie warf einen gehässigen Blick auf Leo, „beziehungsweise ins Hemd machen."
    An der Zimmertür traute Phil seinen Augen kaum, denn der Schlangenkopf war weg. Auf äußerste Vorsicht bedacht öffnete er die Tür, während er leise seinen Namen nannte. Keine Spur von einer Schlange. Immer sprungbereit schaute er unter den Möbeln nach, durchsuchte die Betten – ohne Erfolg. „Na, wo ist denn nun das böse Tier?", ließ sich Frau Schwan mit typischer Hab-ich-doch-gewusst-Stimme vernehmen.
    „Ich kann das wirklich nicht erklären", erwiderte Phil.
    „Müssen Sie auch nicht", unterbrach ihn Frau Schwan unwirsch. „Ich habe auch so verstanden. Der Musterschüler wollte mal wieder etwas Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ist es nicht so, Herr Marten?"
    „Nein, ich schwöre, dass unter meiner Decke eine Schlange lag, die mich beißen wollte. Es müsste noch der Abdruck ihrer Zähne zu sehen sein."
    Wie ein Scanner tasteten Phils Augen den Bettbezug ab. Dabei stieg ihm der Duft frisch gewaschener Wäsche in die Nase. Er kontrollierte auch Kissen und Laken. Gelangweilt beobachtete Frau Schwan ihn von der Tür aus.
    „Die Bettwäsche wurde ausgetauscht!"
    „Verschonen Sie mich mit Ihren Schauermärchen und tun Sie endlich das, was für diese Uhrzeit in der Hausordnung steht, nämlich Nachtruhe halten, sonst haben Sie für den Rest Ihres Lebens Küchendienst. Und unterstehen Sie sich, den Direktor mit dieser lächerlichen Geschichte zu belästigen, wenn Sie nicht zum Gespött der ganzen Schule werden wollen", drohte Frau Schwan. Bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal um: „Sie sollten die beschmierte Pappe aus Ihrem Fenster entfernen", sie deutete auf Sangrias Gemälde. „Kein Wunder, dass Sie unter Wahnvorstellungen leiden. Im Übrigen verbietet die Hausordnung den Schülern eine nachhaltige Veränderung der Zimmer!"
    Leo blickte ihr kläglich hinterher. „Jetzt hat sie's uns aber wieder gegeben. Wir stehen wie die Deppen da! Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob wir uns alles nur eingebildet haben."
    „Von wegen, die Schlange war hundertprozentig hier." Phil hockte vor dem Türrahmen und deutete auf kaum sichtbare rote Schlieren, die offensichtlich beim Wegwischen des Schlangenblutes entstanden waren. „Jemand ist uns zuvorgekommen." Phil wanderte mit aufgeblähten Nasenflügeln durch das Zimmer. „Ist dir auch aufgefallen, dass es hier merkwürdig riecht?"
    „Ich war's jedenfalls nicht. Vielleicht hat die Schlange in dein Bett ...?"
    „Das Bett ist frisch bezogen, aber die Luft stinkt nach Rauch."
    Leo sah noch einmal unter dem Bett nach, bevor er seine Decke langsam aufrollte. „Womöglich war das gar keine Schlange, sondern ein lebendiger Räucheraal?"
    „Wie kannst du jetzt an Essen denken?" Phil runzelte die Stirn.
    „Das sollte ein Witz sein!"
    Ohne darauf einzugehen, griff Phil seinen Gedanken wieder auf. „Dieser Geruch erinnert mich an Frau Schwan."
    „Ist doch kein Wunder, sie war bis eben hier."
    „Ja, aber sie ist an der Tür geblieben."
    „Ein Misthaufen vor der Tür würde die Luft hier drin auch verpesten."
    Phil prustete los. „Der Vergleich gefällt mir." Nach einem gezielten Wurf hing sein T-Shirt über der Stuhllehne. „Eins steht fest, allein ist die Schlange hier nicht reingekommen. Dazu hätte sie vorher bei Frau Schwan im Büro einen Abdruck hinterlassen und ihren Namen zischeln müssen."
    Mit beiden Händen riss Leo sein Kissen nach oben. „Von mir aus hätte sie ihren Abdruck in Frau Schwans Arm hinterlassen können. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Hexe mit einer giftigen Schlange abgibt."
    „Sie war heute Abend nicht auf dem Fest. Und sie hasst mich!"
    „Ich glaube, sie hasst alle außer sich selbst. Wenn es danach geht, müsste jeder von uns eine Giftschlange im Bett finden." Leo warf das Kissen auf den Boden und klopfte sein Laken ab.
    „Dann habe ich wohl etwas an mir, das gelbbäuchige Schlangen anlockt. Das war nun schon die zweite, die es auf mich abgesehen hatte."
    „Du bist eben begehrt."
    „Darauf kann ich gerne verzichten. Ich werde Herrn Kinsky fragen, was aus der Giftschlange von gestern geworden ist."
    Mit großen Augen verfolgte Leo, wie Phil sich in seine Decke wickelte. „Sag bloß, du kannst

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