Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
jetzt schlafen!"
„Du nicht?"
„Ich bin noch total aufgeregt wegen dieser widerlichen Schlange." „Dann zähl Fridas Schafe", riet ihm Phil. „Aber lautlos!" Er drehte sich um und versuchte, weder an Elisa noch an seine Eltern oder die Schlange zu denken, um schnell einzuschlafen.
Am Freitagmorgen führte Herr Kinsky die Klasse auf die Wiese vor der Drachenburg.
Er wies die Schüler an, sich in einem weiten Kreis aufzustellen.
Dann bat er einen Freiwilligen in die Mitte. Während sich die meisten in den Anblick ihrer Schuhe vertieften und den einen oder anderen Schnürsenkel nachzogen, stapfte Susanne auf den Lehrer zu.
Herr Kinsky übergab ihr eine kleine weiße Pfeife. Susanne blies mit aufgeblähten Backen hinein, konnte ihr jedoch keinen Ton entlocken. Sie versuchte es noch einmal, ihr Gesicht färbte sich dunkelrot vor Anstrengung.
„Stimmt was nicht?", fragte Herr Kinsky.
„Die ist kaputt. Ich höre nix", grummelte Susanne.
„Der Pfeifton ist ausschließlich für die Drachen bestimmt, für uns wäre er unerträglich laut. Überlegen Sie, über welche Entfernungen der Drache den Ton wahrnehmen kann."
Vom Verrückten Wald her näherte sich ein weißer Vogel, der allmählich die Gestalt eines Drachen annahm. Schon bald konnten die Schüler den herzförmigen Kopf mit den spitzen Ohren erkennen, der auf einem kräftigen Hals saß. Der Hals ging in einen tropfenförmigen Körper mit einem langen Schwanz über, dessen Spitze gefiedert war wie das Ende eines Pfeils. Die weit ausladenden Schwingen hoben und senkten sich rhythmisch, die Gliedmaßen hatte das Tier angewinkelt. Erst bei der Landung streckte der Drache die Vorder- und Hinterbeine schräg nach vorn. Nach dem Aufsetzen brauchte er noch etliche Schritte, bis er zum Stehen kam, anschließend klappte er die Flügel ein.
Es war ein zierlicher Drache mit tapsigen Klauen. Herr Kinsky erklärte, dass dieses Tier noch jung und deshalb sehr zutraulich sei. Bereitwillig ließ sich der Drache von Susanne kraulen. Seine Schuppen glänzten perlmuttartig. „Ist der schön!" Begeistert lief Melanie auf den Drachen zu.
„Sachte", warnte Herr Kinsky. „Auch junge Drachen mögen keine hektischen Bewegungen." Melanie ging langsam weiter. Der Drache musterte sie aus ovalen, dunkelblauen Augen.
Noch ehe Herr Kinsky Susanne dazu aufforderte, schwang sie sich auf den Hals des Tieres. Der Drache bäumte sich auf und versuchte, das Mädchen abzuwerfen.
Erst nach langem Zureden und mit einem Arm voll kleiner Schokoladenkuchen gelang es Herrn Kinsky, ihn wieder zu beruhigen. Bevor der Drache vom Boden abhob, schlug er so heftig mit den Flügeln, dass Susanne Mühe hatte, nicht herunterzufallen. Nach einigen Metern in der Luft schlitterte das Tier über das Gras und kippte zur Seite, sodass Susanne über die Wiese kullerte. „Wie es scheint, mag der Drache Susanne nicht", rief Herr Kinsky bedauernd. Er drückte Melanie einige Müsliriegel in die Hand. „Versuchen Sie es!"
Melanie strich dem hübschen Tier über den Hals und fütterte es mit den Riegeln. Nachdem der Drache die Körner geräuschvoll zermalmt hatte, neigte er den Kopf. „Er möchte, dass Sie aufsteigen." Herr Kinsky klang erleichtert.
Der Drache flog mit Melanie bis zur Arena, nach einer ausgedehnten Wendeschleife kam er zurück. Sofort gab es Gerangel. Olaf hatte verkündet, dass er als Nächster dran war. Keiner wollte sich mit ihm streiten, aber Stefan, der an seinem Rücken klebte, wurde einfach abgedrängt. Zuerst von Claudia und dann von Marcel, der im Armdrücken gegen Lukas gewonnen hatte. Die Zwillinge und Jan kämpften noch mit Stein-Schere-Papier um die Reihenfolge.
Die Flüge würden immer ausgedehnter. Mit Paul auf dem Rücken schwebte der Drache auf und ab, wie bei einer Berg- und Talbahn. Leo, der danach an der Reihe war, hielt sich die Hände vor den Mund. Der Drache empfing ihn mit einem Rülpser. Dabei schoss ihm eine schwarze Rauchwolke aus der Nase, die Leo vollständig einhüllte. Als sich der Rauch verzogen hatte, war Leo vom Kopf bis zu den Zehen mit Ruß bedeckt. Der Drache beäugte ihn und drehte sich weg. Unsicher sah Leo zu Herrn Kinsky hinüber. „Er hat Angst um seine weißen Schuppen", erklärte dieser das Verhalten des Tieres.
„Ja, das habe ich auch. So kann ich unmöglich fliegen." Zufrieden wischte sich Leo mit einem Taschentuch über das Gesicht. Jetzt war nur noch Phil übrig. Der Drache hatte sich inzwischen ausgestreckt. Er atmete schwer, seine Flügel
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