Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
auffing.
Während Phil die vorgeschriebene Mittagsruhe verdöste, fertigte Leo weitere Strickmuster-Proben an.
Nach seinem abendlichen Schwimmen fand Phil ihn über eine Liste gebeugt, in die sich beinahe sämtliche Schüler eingetragen hatten. Nur Olaf sowie Stefan fehlten – und natürlich Phil.
„Melanie / rosa / rechts - links", las Phil in der ersten Reihe. Darunter stand „Paul / gelb / drei Zöpfe vorn". Es folgte wieder Melanie mit etwas blau-weiß Gestreiftem, Claudia mit einem Top in pink und so weiter. Melanies Name tauchte ziemlich oft auf. In die letzte Spalte trug Leo Zahlen ein. Während in den oberen Zeilen meist Vieren oder Fünfen standen, malte Leo bei Susanne eine fette Neun mit Fragezeichen dahinter.
„Was ist das?"
„Meine Auftragsliste. Ich berechne gerade meinen Bedarf an Wollknäueln. Bei Susanne bin ich noch am Überlegen. Es gibt viel zu tun in nächster Zeit."
„Meinst du, die kriegst du alle noch fertig?"
„Wenn ich mich ranhalte ..."
„Und was nimmst du für einen Pullover? Du willst sie hoffentlich nicht verschenken"
„Je Pullover drei Taler – unter Freunden."
„Und die Wolle?"
„Die besorgt mir Frida. Sie kostet nichts. Und wenn doch, muss ich eben die Preise erhöhen."
„Falls du mal jemanden zum Aufräufeln brauchst, für einen guten Stundenlohn würde ich es machen."
„Na ja, ich hoffe, das kommt nicht allzu oft vor", erwiderte Leo grinsend.
Phils Gedanken wanderten zurück zum Beginn ihrer Reise: „Eigentlich wollten wir nur meine Eltern hier rausholen und nun überlegen wir, wie wir Geld verdienen. Ist schon krass, oder?"
„Ehrlich gesagt, gefällt's mir hier. Ich habe eine Freundin, Frida ist super, das Essen schmeckt, ich kann stricken, so viel ich mag ... Was will ich mehr?"
Auch Phil musste zugeben, dass er sich in dieser Welt wohlfühlte. Wenn da nicht die Sorge um seine Eltern wäre, die ihn fast ständig beschäftigte. Trotzdem käme er nie auf den Gedanken, für immer bleiben zu wollen. Es sei denn, Elisa würde ihn darum bitten ...
Phil verdrängte diese Vorstellung sofort wieder. „In einer Woche ist Prüfung. Danach geht's hoffentlich nach Hause", sagte er laut. Schweigend vertiefte sich Leo in seine Liste.
Am folgenden Tag behandelten sie die Kreaturen, gegen die sie sich im Schloss verteidigen mussten.
„Ich empfehle Ihnen, sich zunächst ein Schwert aus der königlichen Waffenkammer zu besorgen. Sie werden im Kellergewölbe des Schlosses bei der Suche nach dem Drachenring hauptsächlich auf Skorpione, Spinnen und Schlangen treffen. Der K.o.-Stift wird Ihnen kaum etwas nützen, weil Sie ihn nicht mehr aufladen können. Und die Anzahl Ihrer Feinde ist hoch." Herr Kinsky zog ein glänzendes Schwert aus einer reich verzierten Scheide.
„Aber wenn ich als Letzter ankomme, sind doch hoffentlich nicht mehr so viele übrig", warf Leo ein.
„Da muss ich Sie enttäuschen. Diese Kreaturen sind in der Lage, sich innerhalb kürzester Zeit zu regenerieren."
„Schade eigentlich", seufzte Leo.
„Jedoch betäuben sie ihre Opfer nur vorübergehend."
Phil meldete sich. „Was ist mit den Wächtern des Königs? Wie kann man die besiegen?"
„Auf diese Frage kenne ich leider keine Antwort. Ich selbst habe es damals nicht bis ins Schloss geschafft und von den anderen Kämpfern ist meines Wissens niemand einem Wächter begegnet. Widmen wir uns nun den Schlangen!" Herr Kinsky gab Olaf das Schwert. „Ich weiß nicht, wie viele Tiere Herr Rauchfuß besorgt hat. Hauen Sie einfach drauf los, die Schlangen werden es verkraften. Und wenn nicht, im Verrückten Wald wachsen genügend nach."
Susanne half Herrn Kinsky, die Kiste anzukippen und zu öffnen. Eine einzige Schlange rutschte auf dem Rücken heraus. Hellgelbe Schuppen bildeten ein breites, gezacktes Band auf ihrem Bauch, genau wie bei der Schlange, die Tom in Phils Rennwagen getötet hatte.
Einen Moment starrte Herr Kinsky die Schlange an, dann bellte er: „Sofort weg da! Die ist giftig!" Die Schüler wichen zurück, Claudia und Melanie kreischten. Das Tier kroch in Richtung Fenster. Panisch brachten sich die Zwillinge in Sicherheit. Herr Kinsky setzte der Schlange nach und presste einen Fuß auf ihren Schwanz. Mit dem zweiten erwischte er eine Stelle hinter dem flachen Kopf. Ohne das sich windende Tier hätte man den Eindruck gewinnen können, Herr Kinsky probiere einen Spagat. Mit wild rudernden Armen bemühte er sich, das Gleichgewicht zu halten.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
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