Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Rekord hält übrigens Claudia mit fünf Hausordnungen." Er zeigte auf das Mädchen mit dem Pferdeschwanz, das sich gerade von seinem Freund die Schultern massieren ließ.
„Sie hatte behauptet, sie könne nicht schreiben. Frau Schwan fand das nicht witzig." Weil Paul lachen musste, verschluckte er sich beinahe an seiner dritten Eiskugel.
„Warum habt ihr die erste Woche verpasst?"
„Wir ... haben bei den Aussteigern gelebt. Eigentlich wollten wir nicht kämpfen, aber auf Dauer ist das Herumgammeln ziemlich langweilig", antwortete Phil.
„Verstehe. Und wie ist es so bei den Aussteigern?"
„Na ja, manche sind ganz lustig. Kennst du Manne, den Jäger?"
„Ein paar Mal habe ich ihn im Dorf gesehen. Er verkauft manchmal Felle."
„Ich habe bei ihm im Zelt gewohnt."
„Und der da?" Paul wies mit seiner inzwischen beachtlich geschrumpften Eistüte in Richtung Bank.
„Das ist Leo. Wir kennen uns schon lange", sagte Phil rasch.
Frau Ferrani stand auf. „Die Pause ist in exakt vier Minuten und neunundzwanzig Sekunden vorbei." Die Schüler schlenderten mit ihren leeren Bechern zum Strandkorb. Sobald Phil den letzten Schluck ausgetrunken hatte, stellte er seinen Becher dazu.
Paul stopfte den Rest seiner Eistüte auf dem Weg ins Klassenzimmer in den Mund.
Ein kräftiger Junge mit kurzen, dunkelblonden Haaren stieß mit dem Fuß gegen einen Liegestuhl. „Aufstehen, Kranich, du kannst gleich im Auto weiterschlafen! Bei deinem Tempo merkt das sowieso keiner."
„Halt die Klappe, Junker!", murmelte der Geweckte verschlafen, während er seine langen Beine ausstreckte.
Phil wartete auf Leo. Im Vorbeigehen warf ihm der dunkelblonde Junge einen verächtlichen Blick zu.
Der weitere Unterricht verlief ohne besondere Vorkommnisse. Nachdem Frau Ferrani Leo eingeschärft hatte, ausschließlich die Befehle aus den Kopfhörern zu befolgen, setzte er keinen weiteren Fahrsimulator mehr außer Gefecht.
Phil fuhr seine Runden fast fehlerfrei und so schnell, dass Frau Ferrani, die auf einem in den Lehrertisch eingelassenen Bildschirm jeden Fahrsimulator überwachte, es kaum glauben konnte. „Phil, du hast für die Übungsstrecke einen neuen Rekord aufgestellt", verkündete sie am Unterrichtsende.
Beim Hinausgehen musterten ihn die anderen neugierig. Die strahlend blauen Augen des hübschen Mädchens mit dem Pferdeschwanz ruhten besonders lange auf ihm, sodass sich bei dem schwarzhaarigen Jungen an ihrer Seite die Augenbrauen unheildrohend zusammenzogen. Nur Olaf Junker, der Junge mit den dunkelblonden Haaren, würdigte Phil keines Blickes.
„Spitze", raunte der Junge, der in der Pause geschlafen hatte. Er war ungefähr einen Kopf größer als Phil, aber viel schmaler. Sein T-Shirt schlug Falten wie ein altmodischer Lampenschirm. Phil und Leo standen unschlüssig da. „Na, was ist, kommt ihr mit zum Essen?", fragte Paul.
„Aber gerne doch", sagte Leo, dessen Magen schon während des Unterrichts mehrmals so laut geknurrt hatte, dass Frau Ferrani wegen der vermeintlichen Motorengeräusche prüfte, ob seine Kopfhörer einwandfrei funktionierten.
Paul führte sie in den Speisesaal im zweiten Stock. Von den Schülern war niemand zu sehen bis auf zwei, die sich am Büfett bedienten. Suchend blickte sich Leo um. „Wo sind die denn alle hin?"
„Auf den Balkon", antwortete Paul und zeigte auf eine geöffnete Glastür.
Der Balkon erinnerte Phil an ein Gartenlokal. Zwischen Sträuchern und Bäumen in großen Töpfen waren runde Tische so verteilt, dass ein Blick zum Nachbartisch nur unter Verrenkungen möglich war. Allerdings hatten sich die meisten Schüler für die große Tafel vor einer Brombeerhecke entschieden. Hinter der Hecke flüsterte und schmatzte es.
Phil wandte sich wieder dem Büfett zu, allerdings fand er nichts, womit er freiwillig seinen Hunger stillen würde. Es gab Brei und Suppen in unterschiedlichen Farben. Enttäuscht las Phil die handbeschriebenen Schildchen vor den einzelnen Gefäßen. So hieß ein blassrosa gefärbter Brei Kraftpudding , die graue Suppe daneben Gedächtnistrunk . Eine veilchenblau gefärbte Suppe trug den verheißungsvollen Namen Furchtlos.
„He, die ist was für mich." Leo langte nach einem Teller.
Phils Magen krampfte sich zusammen. „Gibt es hier kein vernünftiges Essen?"
Paul tippte auf eine Schüssel ganz am Rande des Büfetts – Speise der Vernunft stand auf dem Schildchen. „Die ist gut, wenn man einen klaren Kopf braucht."
„Nein, ich dachte eher an Spagetti und
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