Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
fast jeden Abend gehört", entschuldigte sich Leo.
„Und danach konntest du schlafen?" Frida drückte ihm ihre Blockflöte in die Hand. „Versuch es lieber mit einer sanften, einfachen Melodie. Das mögen sie."
Leo suchte sich einen bequemen Platz unter der Purpureiche und spielte Fridas Schlaflied. Gemächlich trotteten die Schafe zurück und umringten ihn. Mühelos konnte Frida ein Tier nach dem anderen wegführen und mit der Schere bearbeiten.
Phil beförderte die Wolle mit einer großen Heugabel auf einen Pferdewagen und musste feststellen, dass die flauschige Masse nicht so leicht war, wie sie aussah. Im Gegenteil, Phil hatte das Gefühl, als ob sie mit der Zeit immer schwerer wurde. Hinzu kam, dass Leos eintönige Musik nicht nur auf die Schafe ermüdend wirkte. In der ausgedehnten Mittagspause schlief Phil wie ein Murmeltier. Danach fühlte er sich zumindest für die nächste halbe Stunde ausgeruht.
Erst am späten Nachmittag warf Phil die letzte Wolle mitsamt der Gabel auf den Hänger, sein verschwitztes T-Shirt flog in das Gras. Erschöpft streckte Phil sich daneben aus. Jeder Muskel in seinem Rücken und in den Armen tat weh. Obwohl er kein Wort darüber verlor, holte Frida ein Töpfchen mit einer Kräuterpaste aus ihrem Lederbeutel und verteilte etwas davon auf seinem Oberkörper. Schlagartig ließen die Schmerzen nach.
Nachdem Frida fertig war, fing Leo an zu jammern: „Frida, kannst du mich bitte auch einreiben? Diese starre Haltung beim Flötespielen ... Ich bekomme immer Verspannungen." Leo rieb sich mit verzerrtem Gesicht den Nacken.
Lächelnd erfüllte Frida seinen Wunsch. Bei der sanften Massage schloss Leo die Augen. Als Frida die Decke und das Leinentuch ausbreitete, wurde er sofort wieder munter. Beiläufig fragte er, was aus der Wolle würde.
„Sie wird gesponnen. Später verwendet man sie zum Weben oder Stricken", erklärte Frida.
„Hmm ... Gibt es Schafe eigentlich auch noch in anderen Farben?"
Frida lachte hell. „Nein, Leoschatz, da muss ich dich enttäuschen. Aber das ist auch unnötig, die Wolle wird gefärbt. Wenn du willst, zeige ich dir die Färberei."
„Sehr gerne." Leos Augen funkelten.
„Möchtest du auch mitkommen, Phil?", fragte Frida.
„Ähm ..." Phil fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits hatte er eine Menge dagegen, dass Frida und Leo etwas ohne ihn unternahmen. Andererseits interessierte ihn Wolle ungefähr so wie ein Kochbuch in lateinischer Sprache.
„Ich glaube eher nicht."
Noch während Frida mit dem Messer eine dunkelrote Salami zerteilte, nahm Leo sich ein großes Stück. „Ich bin hungrig wie ein Wolf", verkündete er laut und biss hinein.
„Das kannst du nicht beurteilen", ertönte eine tiefe Stimme.
Leo verschluckte sich und fing an zu husten.
Frida war sofort auf den Beinen und zerrte ein Gewehr aus ihrem Beutel. Auch Phil und Leo rappelten sich hoch, dabei griff Phil nach Fridas Messer, das in der Salami steckte. Mit tränenden Augen, immer noch hustend, suchte Leo ebenfalls nach einer Waffe. Da nichts Geeignetes herumlag, schnappte er die Flöte und hielt sie drohend in die Höhe, die andere Hand umklammerte das angebissene Stück Salami.
Für den Bruchteil einer Sekunde leuchteten hinter der Eiche zwei hellgrüne Augen. Frida zielte und drückte ab. Der Schuss peitschte durch die Luft. Unter den Schafen brach Panik aus, in Todesangst flohen sie in alle Richtungen. In diesem Durcheinander war es Frida unmöglich, noch einmal zu schießen. Je weiter sich die Schafe entfernten, desto leiser wurde ihr Blöken, bis es schließlich von einem schaurigen Lachen übertönt wurde. „Danke, dass ihr sie geschoren habt. So sind sie noch appetitlicher", rief dieselbe Stimme. Danach erklang ein langgezogenes Heulen, das ihnen die Haare zu Berge stehen ließ.
„W...was w…war d...das?", stieß Leo zwischen seinen klappernden Zähnen hervor.
„Das war eine mordende Bestie in Gestalt eines Wolfes", sagte Frida, deren Augen systematisch die Umgebung absuchten. „Dieser Unhold hat meine Schafe schon öfter überfallen, aber er hat sich noch nie offen gezeigt."
„Es ist Silver, oder?", fragte Phil.
Frida nickte: „Manne ist schon lange hinter ihm her, aber der Wolf ist sehr schlau. Leider."
„Und er kann sp...sprechen?" Inzwischen zitterte Leo am ganzen Körper. „Ja", sagte Frida, als sei das nichts Außergewöhnliches. „Manche Tiere haben diese Fähigkeit, andere glücklicherweise nicht. Was meint ihr, was mir die Schafe für
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